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Mann kocht

Mann kocht

Titel: Mann kocht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludger Fischer
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Frauen
    Zur Tatsache, dass Frauen kochen, gibt es so gut wie keine Kommentare. Falls doch, beschweren sich darin Männer, die selbst überhaupt nicht kochen können, darüber, dass ihre jeweilige Frau schlecht koche. Woody Allen witzelte: »Nicht, dass meine Frau schlecht kocht, aber es kommen fortwährend irgendwelche Pygmäen in meine Küche und tauchen ihre Pfeile in die Suppe.« Charmant, charmant!
    Und Nietzsche erst! Dass er für Frauen prinzipiell den schon zu seiner Zeit nicht mehr ganz angemessenen Begriff »Weiber« verwendet, sollte uns nicht unnötig irritieren. So ist er eben, der Philosoph, der einzelnen Frauen so viel Respekt entgegenbrachte wie dem Weib als solchem wenig.
    Wer also ist seiner Meinung nach für alle Dummheit in der Küche verantwortlich? Logisch: das Weib. In Nietzsches Original-Stakkato: »Die Dummheit in der Küche; das Weib als Köchin; die schauerliche Gedankenlosigkeit, mit der die Ernährung der Familie und des Hausherrn besorgt wird! Das Weib versteht nicht, was die Speise bedeutet: und will Köchin sein! Wenn das Weib ein denkendes Geschöpf wäre, so hätte es ja, als Köchin seit Jahrtausenden, die größten physiologischen Thatsachen finden, insgleichen die Heilkunst in seinen Besitz bringen müssen! Durch schlechte Köchinnen – durch den vollkommenen Mangel an Vernunft in der Küche ist die Entwicklung des Menschen am längsten aufgehalten, am schlimmsten beeinträchtigt worden: es steht heute selbst noch wenig besser.« 89
    Besser steht es aber auch nicht mit den Männern: Der oben schon kurz erwähnte Gernot kocht, wie gesagt, total banal, nicht einmal schlecht, aber auch nicht der Rede wert. Gernots Kochkünste sind von einer überwältigenden Mittelmäßigkeit. Glauben Sie etwa, er sähe das ein? Allein die Tatsache, dass er gelegentlich kocht, hält er für so prima, dass er Lob dafür erwartet.
    Kohlenbügeleisen (Augeneisen) mit gepolstertem Ledergriff und automatischem Verschloss oder Reiber. Weil Frauen multitaskingfähig sind,
können sie gleichzeitig bügeln und kochen und dekorieren und sich schön machen und Männer verstehen. Verlangen Sie das mal von einem Mann!
    Von mir erntet er dafür natürlich nur Spott. Ich habe ihn deshalb einmal gefragt, ob er auch selbst atme, sich am Kopf kratze oder sich die Schuhe zubinde. Den Witz hat er natürlich nicht verstanden. Aber was ich eigentlich sagen will: Die Maßstäbe, die an das Kochen von Männern und an das von Frauen angelegt werden, haben unterschiedliche Skalen.
    Warum kochen traditionell Frauen? Richard Wrangham brachte in die Diskussion die These ein, dass der eindeutige Ernährungsvorteil, den das Kochen von Speisen gegenüber ihrem rohen Verzehr hat, die Frauen an den Herd band. Das heißt, sie hielten sich dort nicht freiwillig auf, sondern wurden von ihren Männern an diesen Herd gefesselt: »Das Kochen sparte den Frauen Arbeitszeit und nährte Kinder, doch gleichzeitig fesselte es sie an eine neue, untergeordnete Rolle, die ihnen von einer männerdominierten Kultur aufgezwungen wurde. Das Kochen schuf und verfestigte ein neuartiges System männlicher kultureller Überlegenheit. Es ist kein schönes Bild.« 90 Da hat er wohl recht, aber mit kausalen Schlüssen wäre ich vorsichtiger. An der These etwa, dass erhitzte Speisen mehr Energie zur Verfügung stellen und sich deshalb das Gehirn des Menschen rapide entwickelt habe, melde ich Zweifel an. Manche Gehirne warten ein Leben lang auf den erhofften Entwicklungsschub und das ist nicht zwangsläufig auf Rohkost zurückzuführen, oder?
    Lange nach dem »Fesseln« der Frauen ans Feuer gaben und geben (!) vorwiegend Männer Empfehlungen, wie Frauen den ihnen übertragenen Verpflichtungen nachzukommen haben. Frauen wurden, etwa im Damen Conversations Lexikon , ausführliche Ratschläge gegeben, wie sie bei der Essenszubereitung und anderen Haushaltstätigkeiten zu verfahren hätten. Leider waren diese Hinweise, wie man mittlerweile weiß, nicht alle korrekt und nicht einmal ungefährlich, zum Beispiel dieser: »Champignons. Eine Art eßbarer Schwämme oder Pilze, die ursprünglich aus Frankreich stammen, … Man tauche nach dem Kochen einen silbernen Löffel in dieselben. Läuft dieser schwarz an, ist der Pilz giftig.« 91 Natürlich sind Champignons keine Schwämme, auch wenn Österreicher sie Schwammerl nennen, und natürlich sind durch die oben beschriebene Methode viele Menschen vergiftet worden, denn Silberlöffel laufen nicht schwarz an, wenn sie mit

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