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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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ergehen ließ. Natürlich hatte sie geschrieen und sich geduckt, versucht den Schlägen, die auf sie hernieder prasselten, zu entgehen, aber Cummings hatte instinktiv gewusst, dass er sie damit nicht erreichen konnte. Bereits als kleines Kind, hatte sie es unter seiner Knute gelernt, sich tief in ihr Innerstes zurückzuziehen. Sie hatte gelernt, ihre Seele vor den Grausamkeiten der Welt zu schützen, sodass es allenfalls ihre äußere Hülle war, ihre Schale, die er verletzten konnte. Es war Hopp, die er geschlagen hatte und gedemütigt. Es war Hopp, die von Früh bis Spät geschuftet hatte, bis sie so müde war, dass sie vor Entkräftung drohte zusammenzubrechen. Es war Hopp, die er jahrelang gequält hatte und die dahinvegetierte wie ein Tier.
    Hope spürte, wie ein sengender Schmerz nach ihrem Herzen fasste, als sie an die Angst dachte, die Scham, die sie heute gespürt hatte. Das war etwas anderes gewesen. Sie schluckte. Diesmal war es nicht Hopp gewesen, die Cummings angestarrt hatte. Es war nicht Hopp gewesen, die sich unter seinen Blicken gewunden hatte.
    Diesmal war es Hope gewesen.
    Heute war es Cummings zum ersten Mal gelungen, sie aus der Schale, hinter der sie ihre Seele verborgen hatte, hervorzuzerren, und das machte ihr Angst.
    Cummings hatte einen Weg gefunden, sie zu verletzen. Endlich, nach all den Jahren, konnte er sich daran machen, seine widerspenstige Gefangene zu zerbrechen. Hope schluckte die aufsteigende Übelkeit hinunter und schlang ihre Arme um sich, um sich zu wärmen. Ihr war kalt. Trotz der stickigen Hitze, die in ihrem Verschlag herrschte, perlte kalter Schweiß auf ihrer Stirn und rann ihr unangenehm den Körper hinab. Aber sie hatte keine Wahl. Cummings erwartete sie zur Arbeit im Laden, also würde sie ihm nicht aus dem Weg gehen können, wie sie es gern getan hätte. Hope glaubte keine Sekunde daran, dass er ihr gegenüber nachsichtiger sein würde als sonst.
    Was immer er auch plante – Hope war sich sicher, dass Nigel Cummings ein gefährlicherer Gegner für sie war als jemals zuvor.

KAPITEL DREI
    Staubiges Dämmerlicht umfing sie, als Hope die Tür zum Mietstall aufschob und hindurchschlüpfte. Viel Zeit hatte sie nicht, aber sie wollte zumindest die Gelegenheit nutzen, ihrem Schützling hallo zu sagen.
    “Hallo, Hopp”, begrüßte sie Esra Jackson, der Inhaber des Mietstalls und warf eine weitere Forke Heu in die Raufe der Box, in der er gerade arbeitete. Sein grobknochiges, pockennarbiges Gesicht konnte man auch mit viel Liebe und Wohlwollen nicht als gut aussehend bezeichnen, aber sein Aussehen war den Tieren, die bei ihm untergestellt wurden, egal. Es war seine Art, die die Tiere schätzten, seine Güte. Und obwohl auch er sie Hopp nannte, so wie alle anderen, behandelte Esra Jackson sie zumindest mit einem gewissen Maß an Respekt.
    “Hallo, Mister Jackson”, antwortete Hope leise und trat näher.
    “Weißt du, Hopp, es ist schon seltsam”, stellte Jackson fest und stützte sich auf die Forke. “Vor jedem anderen hat sie Angst, sogar vor mir, aber deine Schritte erkennt sie schon von Weitem. Und ich könnte wetten, sie freut sich, dich zu sehen.” Er nickte in Richtung Stallgang, und Hopes Augen leuchteten auf, als sie die kleine, schwarz-weiße Katze bemerkte, die sich, den Rücken zu einem Buckel gekrümmt, an einen der grob behauenen Pfosten schmiegte.
    “Hey, Motte”, murmelte sie und ging in die Hocke. “Komm her, meine Kleine.” Mit ausgestreckter Hand wartete sie, bis die Katze näher kam, um sich dann wohlig schnurrend an ihrer Handfläche zu reiben.
    “Na, mein Mädchen, wie geht es dir heute?” Mottes Schnurren wurde lauter, ganz so als würde sie antworten. Liebevoll kraulte Hope sie hinter den Ohren und unter dem Kinn. Die schorfigen Stellen, die wochenlang Mottes weiches Fell verunziert hatten, waren verschwunden, und das einst so magere Tier hatte angefangen, ein wenig an Gewicht zuzulegen.
    Hopes Herz hatte geblutet, als sie die Katze zum ersten Mal gesehen hatte. Nach einem ungewöhnlich milden Winter waren die Pässe schon sehr früh passierbar gewesen. Bereits Anfang April war der erste Siedlertreck in die Stadt gekommen und hatte Station gemacht. Hope war auf dem Weg vom Laden zum Saloon gewesen, als sie die lauten Flüche und das klägliche Jammern einer Katze vernommen hatte. Neugierig war sie näher herangegangen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie einer der Siedler, ein großer, hagerer Kerl mit kalten, stechenden Augen, eine Katze am

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