Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
mit Ihnen zu sprechen”, sagte sie, den letzten Teil seiner Frage bewusst ignorierend.
“Ich wüsste nicht, was wir beide zu besprechen hätten, mein Kleiner”, entgegnete McKinlay ruhig. Er steckte sein Geld ein – sehr viel Geld, wie Hope mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen feststellen musste – und wandte sich ab.
“Geh nach Hause, Kleiner. Ein Saloon ist noch nichts für dich. Versuch’s noch mal, wenn du ein wenig älter bist.”
Entgeistert starrte Hope ihm nach. Das war doch… Ihr fehlten selbst in Gedanken die Worte, die sein unmögliches Verhalten beschreiben würden. Wütend ballte sie ihre Hände an den Seiten zu Fäusten und atmete tief durch, ehe sie ihm nachrannte. Ihre Stiefel waren ein wenig zu groß, und sie musste aufpassen, dass sie nicht stolperte.
“Mister McKinlay!”
Atemlos holte sie ihn ein, als er eben den Fuß auf die unterste Treppenstufe setzte, die nach oben zu den Gästezimmern führte. Irritiert sah Gabriel sich um. Der Kleine schien wie eine Klette an ihm zu kleben.
“Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?”, knurrte er betont finster in dem Versuch, den Bengel zu entmutigen. Er konnte sehen, wie das Bürschchen schluckte, ihn aber weiter unverwandt aus großen, grauen Augen anblickte.
“Es geht um etwas Geschäftliches”, sagte der Kleine und befeuchtete nervös seine Lippen mit der Zunge. Gabriel konnte nur mit Mühe ein Seufzen unterdrücken. Geschäftliches. Mit einem Kind. Verdammt, war es bereits soweit gekommen? Er sah den Bengel noch einmal an. Seine Klamotten waren neu, so als hätte er sie gerade erst gekauft. Wollte er damit etwa Eindruck bei ihm schinden? Gottergeben erlaubte Gabriel sich den zuvor verkniffenen Seufzer und stieg dann weiter die Treppe hinauf.
“Komm mit, wenn es sich nicht vermeiden lässt”, grollte er, ein letztes Mal hoffend, den Knaben doch noch abzuschütteln. Hastige Schritte auf der Treppe hinter ihm bewiesen ihm jedoch das Gegenteil. Kopfschüttelnd setzte Gabriel seinen Weg fort und betrat sein Zimmer. Es war nicht sonderlich groß, aber ausreichend. Am Erfreulichsten war gewesen, dass die Zimmer in diesem Saloon erstaunlich sauber waren und die Betten frisch bezogen.
Das Bad, das er kurz zuvor geordert hatte, stand bereits bereit. Dampfschwaden waberten über dem warmen Wasser, und Schaumflöckchen tanzten auf der Oberfläche.
Verdammt. Er hatte sich auf ein entspannendes Bad gefreut – allein. Dass er sich in Begleitung eines Kindes, das unbedingt etwas Geschäftliches mit ihm besprechen wollte, befinden würde, hatte er ja nicht einmal ahnen können.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Gabriel nahm den Hut ab und warf ihn achtlos aufs Bett. Er rollte seine vom stundenlangen Spielen verkrampften Schultern, um sie zu lockern und streifte dann sein Jackett und anschließend die Weste ab. Mit einem Zug öffnete er das schmale, schwarze Krawattenband und ließ es auf den Nachttisch fallen.
Irgend etwas stimmte nicht. Er sah sich um.
Der Junge stand noch immer in der Tür, die Hände tief in seine Hosentaschen vergraben, den Blick auf seine Stiefelspitzen gerichtet.
“Was ist?”, fragte Gabriel. “Willst du da Wurzeln schlagen? Komm endlich rein und mach die Tür zu.”
Zögernd trat der Kleine über die Schwelle. Nach einem letzten schnellen Blick durch den Raum, schloss er die Tür.
“Also, was hast du so Dringendes mit mir zu besprechen?”, wollte Gabriel wissen und knöpfte sein Hemd auf. Der Bursche schien krampfhaft bemüht, ihn nicht anzusehen. Statt dessen vergrub er seine Hände noch tiefer in den Taschen seiner Hose und starrte auf den Boden.
“Was ist los? Hat die Katze deine Zunge gefressen?”, knurrte Gabriel unwirsch. Er hatte gehofft, den Bengel schnell wieder loszuwerden, aber wenn das so weiterging, dann stand er morgen früh noch da.
“Nein, Sir”, krächzte der Kleine und räusperte sich. Er schien irgend etwas in seiner Hosentasche zu suchen, und sein Gesicht leuchtete auf, als er es gefunden hatte. Entgegen seiner Vorsätze konnte Gabriel eine gewisse Neugier nicht verhehlen, als der Kleine seine schmale Hand ausstreckte und ihm etwas reichte. Der Gegenstand war glatt und lag kühl in seiner Hand.
Ein Golddollar.
Woher hatte ein Bengel wie er einen Golddollar? Und was sollte er – Gabriel - damit?
“Und?”, fragte Gabriel deshalb und flippte ihm das Geldstück zurück. Der Junge fing es geschickt auf, aber wirkte irgendwie enttäuscht.
Hope schluckte und sah ihn an. Sie
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