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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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heute Abend einen Besuch abzustatten – heißen Ritt hinlegen . Wie von selbst wiederholten sich Cummings’ Worte einem endloses Perpetuum Mobile gleich in ihren Gedanken. Und er wollte es bequem haben, deshalb das Zimmer mit Bett. Sie hatte doch selbst gesehen, wie abfällig er ihre Bleibe beäugt hatte. Außerdem mochte er seine Huren sauber, wie er immer wieder betont hatte.
    Die Übelkeit wurde schlimmer, und Hope musste sich zusammenreißen, um nicht zu würgen. Aus dem Laden drangen noch immer Stimmen durch die offene Tür, aber sie hörte nicht mehr, was gesagt wurde.
    Sie musste hier raus!
    Aber wohin? Panisch sah sie sich um.
    Die Hintertür!
    Hope war schon unterwegs als ihr einfiel, dass sie nur einen Morgenmantel trug, dessen weich fließender, seidener Stoff mehr ent- als verhüllte. Wenn sie so auf die Straße ging, würde der erstbeste angetrunkene Cowboy, über sie herfallen und das zu Ende bringen, was Cummings in Gedanken schon begonnen hatte, in der Annahme, sie sei eine der Huren aus dem Bordell. Nervös nagte Hope an ihrer Unterlippe.
    Verkleiden. Natürlich, das war es. Sie musste sich verkleiden, damit man sie nicht erkannte. Sonst brauchte Cummings nur in der Stadt nach ihr zu fragen und würde sie sofort wieder aufgespürt haben.
    So leise wie möglich schlich sie zu dem Regal, wo die Männerkleidung aufbewahrt wurde. Gottlob lag die letzte Lieferung erst eine Woche zurück, sodass das Lager noch gut bestückt war und die Sachen noch nicht alle in den Verkaufsraum gebracht worden waren. Hemd, Unterhemd, lange Unterhosen, Hosen, Gürtel, Socken, Stiefel. Eine Jacke und einen Hut. Hastig warf Hope sich die Sachen über den Arm. Wenn sie es recht bedachte, dann schuldete Cummings ihr die Sachen sowieso, nachdem er sie all die Jahre grundlos in Lumpen hatte herumlaufen lassen. Im letzten Moment ergriff sie noch ein Jagdmesser in einer Lederscheide, die sie am Gürtel befestigen konnte. Damit war sie zumindest nicht völlig unbewaffnet. Misstrauisch beäugte sie die großen, schweren Revolver, die in einer Kiste ein Regal tiefer lagen, aber die waren ihr einfach unheimlich. Dann hastete sie auf Zehenspitzen zurück in den Korridor und die Treppe hinauf bis in ihr Zimmer.
    Wann wollte Cummings sie besuchen? Sie wusste es nicht, aber da er bereits im Laden war, konnte er jeden Augenblick in der Tür stehen. Sie konnte nur hoffen, dass sie seine Schritte auf der Treppe rechtzeitig hören würde.
    Hope klemmte einen Stuhl unter den Türgriff – einen Schlüssel oder gar Riegel gab es nicht – dann warf sie den Morgenmantel ab und fuhr in die ungewohnten Kleidungsstücke. Sie hatte Knabengrößen gewählt, und dennoch musste sie die Ärmel des Hemdes aufschlagen. Egal. Die Hose passte so einigermaßen. Der junge Mann, der ihr aus dem Spiegel entgegensah, war eine gänzlich ungewohnte Erscheinung, aber andererseits war auch ihr weibliches Spiegelbild ihr fremd gewesen.
    Hope fuhr zusammen, als sie schwere Tritte auf der Treppe vernahm. Cummings pfiff sogar ein kleines Liedchen vor sich hin, und Hope konnte spüren, wie ihr ein Schauer nach dem anderen über den Rücken lief. Wie hypnotisiert starrte sie den Türknauf an, der sich langsam drehte. Die Tür ruckte, aber der Stuhl, den sie dagegen geklemmt hatte, hielt.
    Wie lange?
    “Hopp?”, hörte sie Cummings’ Stimme von der anderen Seite. Er hämmerte gegen das Holz.
    “Hopp! Verdammt! Mach sofort die Tür auf!” Wieder hämmerte er dagegen. Schritt für Schritt wich Hope zurück. Was nun? Die Tür würde nicht ewig Stand halten. Es hörte sich bereits an, als würde sich Cummings wutentbrannt mit der Schulter dagegen werfen.
    Das Fenster.
    Sie war schon fast hinaus, als ihr siedendheiß etwas Wichtiges einfiel. Ein Auge ängstlich auf die unter schweren Tritten bebende Tür gereichtet, schnappte sie sich ihr Kleid. Das scharfe Messer schnitt durch den fadenscheinigen Stoff wie durch Butter. Mit zitternden Fingern ergriff Hope ihre Goldmünze und ließ sie in ihrer Hosentasche verschwinden. Dann schwang sie sich mit einem letzten Blick zur Tür aus dem Fenster, hinaus auf den schmalen Balkon der hinter der falschen Fassade an der Vorderseite des Hauses entlang lief. Das letzte, was sie hörte, als sie sich vom Balkon in die schmale Gasse neben dem Haus fallen ließ, war das Spreißeln und Splittern von zerberstendem Holz.

KAPITEL FÜNF
    “Da will Sie jemand sprechen, Mister.”
    Gabriel sah von seinen Karten auf und erblickte den Wirt, der

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