Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
ihn, eine Zigarre zwischen den Lippen, unwirsch anstarrte. Es war deutlich zu sehen, dass es ihm nicht passte, den Boten zu spielen.
“Wer will mich sprechen?”, wollte er wissen.
“Woher soll ich das wissen? Ist so ‘ne halbe Portion und steht draußen vorm Eingang. Hat wohl die Hosen zu voll um hereinzukommen.” Gabriel warf noch einen Blick auf die Karten. Sein Blatt war gut, das beste des Abends und der Pott war endlich einmal ordentlich gefüllt. Das würde er nicht für irgendeinen dahergelaufenen Unbekannten aufgeben. Er schob weitere zwanzig Dollar in die Mitte des Tisches.
“Wer immer es ist, sagen Sie ihm, er soll warten, bis ich hier fertig bin.” Der Wirt grunzte etwas Unverständliches und trollte sich. Gabriel nahm noch einen Schluck Bier.
“Also Gentlemen, wer geht mit?”
Zwei seiner Mitspieler legten ihre Karten verdeckt auf den Tisch. Sie waren raus. Somit verblieben nur noch zwei in der Runde, ein älterer Mann und ein junger Heißsporn, ganz offensichtlich ein Viehtreiber und noch lange nicht trocken hinter der Ohren. Der ältere schob einen Zwanziger in die Mitte und lehnte sich entspannt zurück. Gabriel streifte ihn kurz mit seinem Blick. Ein guter Spieler, das hatte er schon zu Beginn der Partie erkannt, aber er war sich sicher, dass er bluffte. Der junge Bursche machte ihm Sorgen. Nervös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Schweiß perlte auf seiner Stirn, und er rückte immer wieder seinen Hut zurecht. Er war eindeutig, dass er ein gutes Blatt hatte. Die Frage war: wie gut?
“Ihre zwanzig und – ich will sehen.”
Gabriel zog eine Augenbraue in die Höhe. Der Heißsporn wollte es also wissen. Nun gut. Ihn ausbluffen und den Pott quasi kaufen konnte er sowie nicht, weil sein Geldstapel im Laufe des Abends immer weiter dahin geschmolzen war. Einige Male hatte er ein gutes Blatt gehabt, aber er hatte einfach nicht die Nerven, es auch voll auszuspielen.
Gabriel lehnte sich vor. Der junge Bursche knallte seine Karten auf den Tisch.
“Zwei Pärchen”, strahlte er und wollte das Geld einstreichen.
“Nicht so hastig, junger Freund”, bremste ihn der ältere und legte seine Karten ebenfalls auf den Tisch.
“Full House.” Der junge Heißsporn wurde blass, als er seinen sicher geglaubten Gewinn dahinschwinden sah.
“Aber”, stammelte er, “ja aber….” Sein Blick zuckte zum Geld auf dem Tisch, dann zurück zu den Karten seines Gegenspielers.
“Sieht so aus, Sonny, als hättest du verloren. Der Pott gehört mir.” Sein Blick glitt zu Gabriel, der seine Karten noch auf der Hand hielt. “Oder was sagen Sie, Fremder.” Gabriel ließ ihn nicht aus den Augen, als er seine Karten auf den Tisch fächerte.
“Royal Flush”, sagte er leise aber deutlich.
Der Heißsporn sprang so hastig auf, dass sein Stuhl polternd hintenüber krachte. Seine Hand zuckte zu seinem Revolver.
“Betrüger!”, keuchte er heiser. Schlagartig verstummten im Saloon alle Gespräche.
Die Waffe zuckte zwischen Gabriel und dem älteren Mann hin und her, unschlüssig, wer von beiden betrogen haben mochte.
“Ganz ruhig”, sagte der Alte. “Immer sachte, mein Sohn. Solche Anschuldigungen hören wir hier gar nicht gern.” Damit schob er sein Jackett ein wenig zur Seite. Auf der Weste blitzte deutlich und golden der Sheriffstern.
“Ich schlage vor, du setzt dich wieder, mein Junge. Ich habe den Gentleman hier die ganze Zeit genau beobachtet, und glaub mir, ich kann dir versichern, er hat ehrlich gespielt.”
Noch immer zuckte der Revolver in der zitternden Hand des Jungen hin und her. Er konnte es nicht glauben, dass er anscheinend niemanden für den Verlust seines sauer verdienten Geldes verantwortlich machen konnte. Wutentbrannt holsterte er schließlich die Waffe und stürmte aus dem Saloon.
“Glückwunsch, Fremder. Aber wenn Sie einen Rat wollen, dann sollten Sie sich ihren Spielpartner in Zukunft besser aussuchen.”
Gabriel grinste. “Das werd’ ich, Sheriff, das werd’ ich.” Damit strich er sein Geld ein und erhob sich.
“Mister?” Die zaghafte Stimme stoppte Gabriel mitten in der Bewegung. Sein Kopf zuckte hoch, dann wieder runter, als sein Gesprächspartner sich als kleiner entpuppte, als er erwartet hatte.
“Was willst du, Kleiner?”, wollte er wissen. “Weiß deine Mama, dass du hier bist?”
Hope presste ihre Lippen zusammen, um eine wütende Erwiderung zurückzuhalten. Es brachte ihr nichts, wenn sie Mister McKinlay jetzt verärgerte.
“Ich bin hier, um
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