Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
sich, und Hope hastete einige Schritte zur Seite.
Was sollte sie nur tun, wenn er ablehnte? Nun, zur Not würde sie es auch allein versuchen, aber mit seiner Hilfe wäre es ohne Zweifel leichter.
Sie stellte seine Stiefel neben die Zimmertür und drehte sich um.
Und erstarrte.
Hastig wandte sie den Blick ab, als McKinlay, nackt wie Gott ihn geschaffen hatte, in die Wanne stieg. Dennoch konnte sie es sich nicht verkneifen, den Kopf ein klein wenig zu drehen, sodass sie ihn unter gesenkten Augenlidern hervor beobachten konnte.
Er war groß, das hatte sie ja schon vorher gewusst, aber sie hätte nie erwartet, dass er unbekleidet noch riesiger wirken könnte. Seine Schultern waren breit, seine Hüften schmal, und an seinen langen Schenkel, die soeben ins Wasser sanken, spielten die Muskeln und Sehnen unter der Haut. Die wohlgeformten Hälften seines Gesäßes wirkten hart, und Hope senkte hastig die Lider, als ein anderer Teil von ihm drohte, sichtbar zu werden. Erst als sie sein wohliges Seufzen vernahm, wagte sie es, die Augen wieder zu öffnen. Wie erwartet, war er bis zur Brust im Wasser versunken und lehnte am hohen Rückenteil der Kupferwanne. Dunkles Haar spross wie ein dünnes, weiches Vlies auf seiner breiten Brust und verschwand unter der Wasseroberfläche aus ihrem Blickfeld. Sein ganzer Körper war sanft gebräunt selbst an Stellen, die für gewöhnlich nicht der Sonne ausgesetzt waren. Um den Hals, so stellte Hope überrascht fest, trug er einen kleinen Beutel an einem Lederband.
“Wo du schon mal hier bist, kannst du mir auch den Rücken waschen”, befahl Gabriel und schloss genüsslich die Augen. So konnte der Bengel sich wenigstens gleich nützlich machen, wenn er ihn schon beim Baden störte.
“Wer, ich?”, kiekste der Junge entsetzt, und Gabriel öffnete seinen Augen einen Spalt breit.
“Siehst du hier sonst noch jemanden?”, wollte Gabriel wissen. “Natürlich du. Und wenn du deine Sache gut machst, überleg ich mir vielleicht, ob ich dir helfe.” Seine Lider senkten sich wieder.
Nervös trat Hope von einem Fuß auf den anderen und sah ihn an, wie er entspannt im Wasser ruhte. Das Goldstück hatte sie wieder in ihrer Hosentasche verschwinden lassen. Den Rücken sollte sie ihm waschen, hatte er gesagt. Konnte sie es wagen? Nun, warum eigentlich nicht? Wenn er ihr im Gegenzug dafür half, war es das sicher wert. Zögernd trat sie einen Schritt näher, dann noch einen.
“Auf der Kommode liegen Seife und ein Schwamm”, hörte sie seine dunkle Stimme und fuhr erschrocken zusammen. Seine bernsteinfarbenen Augen glitzerten, während er sie unter kaum geöffneten Lidern hervor ansah.
Verdammt! Hope wünschte sich, sie wäre ruhiger und nicht so entsetzlich nervös. Dabei hatte sie überhaupt keinen Grund, aufgeregt zu sein. Immerhin – das Wasser und die Schaumflocken verhüllten mehr als genug von seiner Gestalt, sodass es keineswegs unschicklich war, wenn sie ihm den Rücken schrubbte.
Hastig krempelte sie die Ärmel auf und ergriff Seife und Schwamm. Dann beugte sie sich vor. Die Krempe ihres Hutes streifte ihn dabei im Nacken, und mit einem unterdrückten “Nimm doch endlich den verdammten Hut ab” griff Gabriel nach dem Stetson und riss ihn ihr vom Kopf.
Langes, aschblondes Haar ergoss sich über ihre Schultern und strömte ihre Arme und ihren Rücken hinab. Mit einem entsetzten Keuchen fuhr Hope zurück, während Gabriel sie aus weit aufgerissenen Augen entgeistert anstarrte. Er sprang halb auf, besann sich eines Besseren und versank, ihren Hut vor seine Blößen gepresst, noch tiefer im Wasser.
“Du bist ein Mädchen!”, rief er, fast schon anklagend, und Hope funkelte ihn wütend an.
“Ja, was haben Sie denn gedacht?”, fauchte sie zurück. Mit einem wütenden Schütteln warf sie ihre Haare über die Schultern nach hinten. Sie hatte die schweren, frisch gewaschenen Strähnen in Ermangelung von Haarnadeln oder Bändern auf dem Kopf zusammengerollt und den Hut fest darüber gestülpt. Wie hatte sie auch ahnen sollen, dass ihr jemand den Hut vom Kopf reißen würde?
“Du bist ein Mädchen!”, wiederholte Gabriel, noch immer fassungslos. Mit einem schnellen Blick nach unten vergewisserte er sich, dass ihr völlig durchweichter Hut seinen Körper vor ihren Blicken hinreichend verbarg, während er gleichzeitig bemerkte, wie eine verräterische Röte in seine Wangen kroch. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal in Gegenwart eines Mädchens rot geworden
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