Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
hatte gehofft, er würde sie erkennen, wenn sie ihm den Golddollar zeigte, den er ihr vor zwei Jahren geschenkt hatte, aber angesichts der Summe, die er heute Abend am Spieltisch gewonnen hatte, bedeutete einem Mann wie ihm ein Golddollar sicher nichts.
“Sie haben mir diese Münze vor zwei Jahren gegeben”, sagte sie dennoch, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.
Überrascht sah Gabriel den Knaben an. Er schien es Ernst zu meinen.
“Kleiner, wer immer dir die Münze gegeben hat, ich war es auf jeden Fall nicht.”
“Doch, ich bin mir ganz sicher. Vor zwei Jahren, hier in Silver Springs.”
“Hör zu, Kleiner, ich bin seit einer Ewigkeit nicht in Silver Springs gewesen und ganz gewiss nicht in den letzten zwei Jahren. Außerdem gehört es nicht gerade meinen Gewohnheiten, durch die Straßen zu laufen und Kindern Geldstücke zu schenken.”
Vor zwei Jahren, so überlegte Gabriel, war er kreuz und quer durch Montana und durchs Wyoming Territorium gezogen auf der Suche nach Clay Taggart, dem Mörder seiner Familie, der dann schließlich von seinem Bruder zur Strecke gebracht worden war. Seit dem war er auf der Wanderschaft, heimat- und rastlos. Das Ziel, das ihn zuvor erbarmungslos angetrieben hatte, nämlich den Mörder seiner Familie zu richten, war erreicht. Der Hass und das Verlangen nach Rache, die über Jahre in seinem Innern wie ein alles verzehrendes Feuer gelodert hatten, waren mit Taggarts Tod urplötzlich erloschen und hatten ihn leer und ausgebrannt zurückgelassen. Vor einigen Wochen hatte er dann seinen Bruder und dessen Frau besucht, die sich in Montana eine Ranch aufbauten. Er hatte mit angefasst, um das Bunkhouse für die Cowboys fertig zu stellen, aber bereits nach zwei Wochen hatte er das Familienidyll nicht länger ertragen können. Zu sehr hatte es ihn an das erinnert, was er verloren hatte – seine Frau und seine beiden Söhne. Auch wenn sein Bruder keine Söhne hatte, sondern stolzer Vater einer kleinen Tochter war, so war der Kontakt mit Lily, die ihren Onkel sofort in ihr Herz geschlossen hatte, zu schmerzhaft für ihn gewesen. Emily hatte ihn gebeten, noch nicht zu gehen, aber Rafael kannte seinen Zwillingsbruder zu gut, um ihn zum Bleiben zu überreden. Auch seine Eltern, die es sich nicht hatten nehmen lassen, ihre Schwiegertochter und ihre kleine Enkelin kennen zu lernen, hatten ihn ohne ein weiteres Wort ziehen lassen.
Eines Tages, so sagte sich Gabriel, würde er den Schmerz überwinden. Eines Tages würde er ein Kind auf den Arm nehmen können, ohne an seine Söhne zu denken. Eines Tages…
Er glaubte nicht, dass dieser Tag jemals kommen würde.
Ein Geräusch brachte ihn zurück in die Wirklichkeit. Der Junge war einen Schritt zurückgewichen. Enttäuschung spiegelte sich in seinen Augen wider. Was immer er sich erhofft hatte, anscheinend war seine Antwort nicht die Richtige gewesen.
“Hör zu, Kleiner. Mach dir nichts draus. Jeder kann sich mal irren. Aber wo du schon mal da bist, kannst du mir dabei helfen, meine Stiefel auszuziehen.
Gabriel ließ sich auf das Bett fallen und streckte einen Fuß aus. Zögernd trat der Junge näher, dann griff er nach dem Stiefel.
Gabriel lachte. “Herrje, so doch nicht. Hast du deinem Vater denn nie die Stiefel ausgezogen? Dreh dich um.”
Schweigend tat Hope wie ihr befohlen. McKinlay streckte seinen Fuß zwischen ihren Beinen hindurch und hob ihn leicht an. Hope ergriff ihn, und keuchte empört auf, als McKinlay seinen anderen Fuß gegen ihr Hinterteil stützte und heftig dagegen drückte. Sie stolperte vorwärts und konnte sich gerade noch abfangen, ehe sie gegen die Kommode rannte.
“Mister McKinlay!”, rief sie empört. Wütend warf sie seinen Stiefel zu Boden und funkelte ihn an, während sie sich das misshandelte Hinterteil rieb. McKinlay grinste.
“Stell dich nicht so an. Ich hab gar nicht fest zugetreten. Aber ein wenig Schwung braucht es schon, um einen gut sitzenden Stiefel vom Fuß zu bekommen. Na los, jetzt den zweiten.”
Wutschnaubend überlegte Hope, ob sie nicht einfach hinaus stürmen sollte, aber sie brauchte seine Hilfe, sollte ihr Plan, den sie sich seit ihrer Flucht aus ihrem Zimmer zurechtgelegt hatte, funktionieren. Zähneknirschend drehte sie ihm erneut den Rücken zu und ergriff seinen zweiten Stiefel. Wenigstens war sein stiefelloser Fuß, den er jetzt gegen ihre Kehrseite stemmte, weicher, und sie war gewarnt, was kommen würde, sodass sie zumindest nicht erneut stolperte. McKinlay erhob
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