Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
wunderschönen Augen wechselte von einer Sekunde zur nächsten. Hatte sie eben noch niedergeschlagen gewirkt und nachdenklich, so sah sie ihn nun so verletzt an wie ein waidwundes Tier. Noch ehe er etwas sagen konnte, war sie aufgesprungen und rannte aus der Hütte.
Motte, die bei Hopes überstürzter Flucht unsanft aus ihren Katzenträumen gerissen worden war und den Halt verloren hatte, saß ratlos maunzend auf dem harten Boden. Gabriel ergriff das federleichte Fellbündel mit einer Hand und hob es auf, bevor er Hope nach draußen folgte.
Er fand sie am Paddock, den er aus einigen roh behauenen Baumstämmen, die Hopes Großvater wohl schon als Schachtabstützungen im Schutze neben der Hütte bereitgelegt hatte, für die Pferde gebaut hatte. Sie hatte ihre Arme auf die oberste Stange gelegt und starrte scheinbar blicklos ins Nichts. Wortlos stellte Gabriel sich neben sie und platzierte den rechten Fuß auf der untersten Stange. Motte, von seinem Arm sicher gehalten, rollte sich auf der obersten Stange zusammen und schlief sofort wieder ein. Falls Hope bemerkte, dass er ihre Katze mit hinaus gebracht hatte, so sagte sie jedenfalls nichts dazu.
Nachdem sie mehrere Minuten schweigend in die Dunkelheit gestarrt hatten, brach Gabriel als erster die Stille.
“Wollen Sie darüber sprechen?”
Zuerst dachte er schon, Hope hätte ihn nicht gehört, aber dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Im Schein der schmalen Mondsichel – zunehmender Mond, stellte Gabriel beiläufig fest – sah er das Glitzern von Tränen auf ihrem Gesicht.
Verdammt. Er hatte sie ein wenig necken wollen, sie ärgern, weil es ihn einfacher erschien, ihr zu widerstehen, wenn sie wütend auf ihn war; Keinesfalls war es seine Absicht gewesen, sie zum Weinen zu bringen. Schon gar nicht mit dem, was er zuletzt gesagt hatte. Er neigte den Kopf ein wenig und sah sie an.
“Falls es Sie beruhigt”, sagte er dann, “ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin ‘hypothetisch’ fehlerfrei zu buchstabieren.” Falls er gehofft hatte, ihr damit ein Lächeln zu entlocken, sah er sich getäuscht. Hope wandte den Kopf ab, dann ließ sie ihr Gesicht wieder auf ihre Arme sinken. Nur am leichten Zucken ihrer Schultern konnte Gabriel erkennen, dass sie weinte.
“Hope?” Zögernd legte er ihr eine Hand auf die Schulter, aber unwirsch schüttelte sie seine Berührung ab.
“Gehen Sie weg”, stieß sie dann kaum hörbar hervor. Das Zucken ihrer Schultern wurde stärker, aber noch immer war kein Laut zu hören. Die Stille, mit der sie weinte, war beinahe beängstigend.
“Nein, erst wenn Sie mir gesagt haben, was mit Ihnen los ist.”
Motte hob verschlafen den Kopf, als Gabriels stützender Arm verschwand, aber er beachtete die Katze nicht weiter. Beleidigt streckte Motte sich, machte dann einen Buckel und sprang vom Zaun herunter, um mit hocherhobenen Schwanz zurück in Richtung Hütte zu stolzieren.
“Sehen Sie, noch nicht einmal Ihre Katze kann Sie weinen sehen”, versuchte Gabriel in völliger Hilflosigkeit ein letztes Mittel. Hope hob den Kopf und sah ihn mit Tränen überströmten Wangen an.
“Ich weine nicht”, sagte sie mit erstickter, zitternder Stimme und zog geräuschvoll die Nase hoch.
“Nein, natürlich nicht”, erwiderte Gabriel. “Wer sollte bei Ihrem Anblick denn auch so etwas vermuten?”
Falls er gehofft hatte, ihr zumindest ein winziges Lächeln zu entlocken, wurde er wieder enttäuscht. Der Ausdruck ihn Hopes Tränen glänzenden Augen war beinahe mehr als er ertragen konnte.
“Hope, hören Sie, was immer ich dort in der Hütte gesagt habe, ich habe es nicht so gemeint. Ich wollte Sie nur ein wenig ärgern, Sie aufziehen… Ich verspreche, dass ich Ihre Katze nicht fressen werde. Egal unter welchen Umständen. Ehrenwort.”
“Das ist es nicht”, krächzte Hope kaum hörbar.
“Das ist es nicht? Also darf ich Motte doch essen, oder wie soll ich das verstehen?”
Endlich richtete Hope sich auf und sah ihn an. “Wenn Sie das tun”, drohte sie mit Tränen erstickter Stimme, “dann ziehe ich Ihnen das Fell über die Ohren.”
“Gut, einverstanden. Sie können mit meinem Fell machen, was immer Sie wollen, wenn Sie mir nur endlich verraten, welches Verbrechen ich in Ihren Augen da drinnen begangen habe.”
Hope wandte den Blick ein wenig ab und starrte über seine Schulter, während sie sich die Tränen vom Gesicht wischte.
“Das wissen Sie doch ganz genau.” Sie schluchzte noch immer, aber ihre Worte waren jetzt
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