Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
ihr auf den Tisch. Ihre Augen wirkten riesig in ihrem blassen Gesicht, als sie ihn verständnislos anblickte.
“Ich esse nicht gern allein”, stellte Gabriel fest und setzte sich wieder an seinen Platz. “Zumindest nicht, wenn mir jemand anders, der ebenfalls Hunger hat, dabei zusieht.” Einen Moment lang dachte er, Hope würde das Frühstück verweigern, aber dann sah er beruhigt zu, wie sie zu ihrer Gabel griff und ebenfalls anfing zu essen.
“Was hat Cummings mit Ihnen gemacht?”
Hope erstarrte kaum merklich, dann setzte sie ihre Arbeit fort.
Sie hatten das Frühstück in angespanntem Schweigen hinter sich gebracht. Hope hatte gemerkt, dass Gabriel viele Fragen auf der Zunge brannten, aber er hatte sie nicht gestellt. Wäre es nach Hope gegangen, wäre der Vorfall auch nie wieder zur Sprache gebracht worden, aber nun sah es so aus, als wollte Gabriel die Vergangenheit – ihre Vergangenheit – nicht ruhen lassen.
“Ich weiß nicht, was Sie meinen”, erwiderte sie und warf eine weitere Schaufel Geröll in die Rinne. Gabriel legte eine Hand auf ihren Arm, und sie hielt inne.
“Hope, hören Sie endlich auf, mit mir Verstecken zu spielen. Ich bin es allmählich leid.” Missbilligend blickte sie auf seine Hand, als wäre sie ein ekliges Insekt, aber er weigerte sich, sie zurückzuziehen.
“Was wollen Sie denn von mir hören, Mister McKinlay? All die schmutzigen kleinen Einzelheiten? Die Details? Dass er mich geschlagen hat, dass er mich hungern ließ? Was?”
Gabriel spürte ihren mühsam unterdrückten Zorn. Ihr ganzer Körper schien zu beben, so als stünde eine Explosion unmittelbar bevor.
“Hat er Sie denn geschlagen?”
Hopes Augen waren kalt und ausdruckslos, als sie ihn ansah. “Sie wissen doch, dass er mich geschlagen hat. Warum also fragen Sie?”
“Verdammt, Hope, weil ich es allmählich leid bin, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Bei jeder unbedachten Bewegung, die ich mache, zucken Sie zusammen, als erwarteten Sie Schläge, und wenn ich irgend etwas sage, scheinen Sie hinterher Angst zu haben, ich würde Sie verprügeln. Heute morgen trauten Sie sich nicht, in meiner Gegenwart zu essen. Warum?”
Hopes Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte. “Nun, so ist das eben. Akzeptieren Sie es, Mister McKinlay. Sie sind mein Partner und nicht mein Beichtvater.”
Damit ergriff sie die Schaufel und warf eine weitere Schippe Schutt in die Rinne.
KAPITEL ZWANZIG
“Hope!”
Gedankenverloren sah Hope von dem Blumenkranz auf, den sie soeben auf einer Wiese aus bunten Blüten geflochten hatte. Wieder einmal war ihr Lieblingstraum, die Szene am Fluss, vor ihrem geistigen Augen entstanden, nur dass der Mann, der aus dem Sonnenuntergang auf sie zugeritten war, diesmal von Anfang an ein Gesicht gehabt hatte.
Das Gesicht von Gabriel McKinlay.
Auch wenn er behauptete, ihr nie einen Golddollar geschenkt zu haben, so war er doch zweifellos der Mann ihrer Träume.
Sie hatte schon lange nicht mehr ihren Lieblingstagtraum geträumt, nicht mehr, seit sie Silver Springs verlassen hatte, aber heute war er einfach da gewesen, ohne dass sie ihn sich hatte herbeisehnen müssen. Und er war sogar noch weiter gegangen als sonst, weil es niemanden gegeben hatte, der sie brutal in die Wirklichkeit zurückgeholt hätte. Der Mann – Gabriel – war vor dem Haus angekommen. Er war abgestiegen und ohne ein Wort zu sprechen auf sie zugegangen. Er hatte sie in seine starken Arme geschlossen und sie geküsst, und ihre Hände waren in den Ausschnitt seines Hemdes geglitten. Sie hatte seine glatte, warme, ein wenig schweißfeuchte Haut berührt, das krause Haar auf seiner Brust. Was dann gekommen war, ließ ihre Wangen noch im Nachhinein sanft erröten, weil der Gedanke selbst für einen Traum einfach unvorstellbar war. Sie wusste selbst nicht, wie sie darauf gekommen war, aber sie hatte dem Mann – Gabriel – das Hemd ausgezogen. Sie hatte die Knöpfe geöffnet, einen nach dem anderen und die Haut, die sie darunter entblößt hatte, mit ihren Lippen berührt. Im Traum hatte er ihre Schultern umklammert und dann seine Hände auf ihre Brüste gelegt. Noch immer spürte sie die seltsame Reaktion, die die Traumvorstellung in ihrem Körper hervorgerufen hatte. Ihre Brüste fühlten sich voller an und prickelten, und ihre Brustwarzen hatten sich beinahe schmerzhaft zusammengezogen, während sie tief in ihrem Schoß eine Wärme ausgebreitet hatte, die sie nie zuvor verspürt
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