Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
deutlicher zu verstehen. “Warum sollten Sie es denn sonst gesagt haben?”
“Was habe ich denn in Dreiteufelsnamen gesagt, was Sie so aus der Fassung gebracht hat?”
Wütend blitzte Hope ihn an. Schon besser sagte sich Gabriel. Immerhin hatte sie fast aufgehört zu weinen.
“Sie haben sich über mich lustig gemacht, Gabriel McKinlay. Ich weiß selbst, dass ich Ihnen nicht das Wasser reichen kann, aber ich werde es verdammt noch mal nicht dulden, dass Sie mich verspotten.”
Sie wollte sich umdrehen und davon stampfen, aber Gabriel erfasste ihren Arm und wirbelte sie wieder zu sich herum.
“Wovon zum Teufel reden Sie da? Womit soll ich mich über Sie lustig gemacht haben?”
“Das wissen Sie ganz genau”, zischte Hope.
“Nein, das weiß ich nicht, und ich will jetzt endlich wissen, was ich in Ihren Augen so Schlimmes gesagt habe.”
“Sie wissen ganz genau, dass ich hypothetisch nicht buchstabieren kann.”
Gabriel wich einen Schritt zurück und starrte sie entgeistert an. “Und deshalb regen Sie sich so auf? Verdammt Hope, ich wette mit Ihnen, dass kaum einer in Silver Springs dieses verfluchte Wort schreiben kann.”
Mühsam beherrscht riss Hope an ihrem Arm, aber Gabriel weigerte sich, ihn freizugeben. “Das mag schon sein”, fauchte sie dann, als sie sich nicht befreien konnte. Schwer atmend stand sie vor ihm.
“Aber ich kann überhaupt nicht lesen und schreiben und ich will verdammt sein, wenn ich mir das von Ihnen zum Vorwurf machen lasse.”
KAPITEL NEUNZEHN
“Mister McKinlay?”
Überrascht sah Gabriel auf, als er am nächsten Morgen die Hütte betrat, nachdem er nach den Pferden gesehen hatte. Der Geruch von Bratkartoffeln, Rührei und gebratenem Speck hing im Raum und ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, ebenso der Duft frischgebackenen Brotes und starken Kaffees. Er nahm seinen Hut ab und hängte ihn an einen Haken neben der Tür an die Wand. Dann fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Der Tisch war reich gedeckt, und eben stellte Hope einen wohl gefüllten Teller und einen dampfenden Becher auf seinen Platz. Zögernd ließ Gabriel sich nieder und sah sich um.
“Gibt es etwas zu feiern?”, fragte er vorsichtig.
“Nein, aber ich möchte mich für mein unmögliches Benehmen gestern Abend entschuldigen.” Gabriel zog eine Braue in die Höhe, dann begann er mit gutem Appetit zu essen.
“Also, wenn Sie sich immer so entschuldigen, Hope, dann können Sie das ruhig öfter tun.”
Für gewöhnlich fiel ihr morgendliches Frühstück weit weniger üppig aus, und Gabriel beschloss, dieses ausgiebig zu genießen.
“Soll das heißen, Sie nehmen meine Entschuldigung nicht an?”
Gabriel blickte von seinem Teller auf, sah ihre angespannte Haltung und legte sein Besteck zur Seite.
“Hope”, sagte er. “das sollte ein Scherz sein. Natürlich nehme ich Ihre Entschuldigung an, auch wenn es in meinen Augen nicht das Geringste gibt, für das Sie sich entschuldigen müssten. Ich habe Sie geärgert, und Sie haben die Fassung verloren. Ende der Geschichte.”
Gabriel konnte sehen, wie Hope sich sichtlich entspannte. Ihre Hände waren nicht länger zu Fäusten geballt, aber die Spuren, die ihre Fingernägel in ihren Handflächen hinterlassen hatte, waren deutlich zu erkennen. Was hatte sie denn von ihm erwartet? Dass er sie dafür bluten ließ, weil sie die Beherrschung verloren hatte? Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was Cummings wohl alles mit ihr gemacht hatte. Ganz offensichtlich hatte er sie geschlagen, wenn er meinte, dass Hope ungehorsam war, aber doch ganz sicher nicht aus so einem nichtigen Grund wie das Missverständnis gestern Abend. Hope hatte doch ganz offensichtlich viel mehr darunter gelitten als er.
“Wollen Sie sich nicht setzen?”, fragte er dann, als Hope noch immer wie erstarrt neben dem Tisch stand.
“Ich dachte, falls Sie noch etwas wollen…”
“Hope, setzen Sie sich. Falls ich noch etwas haben will, dann hole ich es mir selber wie sonst auch.”
Zögernd nahm Hope ihm gegenüber Platz. Fast machte es den Eindruck, als traue sie dem Frieden noch nicht. Als Gabriel sich erhob sprang sie jedenfalls sofort wieder auf.
“Setzen Sie sich”, sagte er sehr viel schärfer als beabsichtigt, und Hope sank, plötzlich leichenblass, zurück auf ihren Stuhl. Gabriel seufzte, füllte einen Teller mit Kartoffeln, Rührei und Speck und legte eine Scheibe des noch warmen Brotes daneben, dann goss er ihr noch eine Tasse Kaffee ein und stellte alles vor
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