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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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wie er sich damit überhaupt durch die Stollen der Mine bewegen konnte. Das krause Haar auf seiner Brust wuchs weit weniger üppig, als es unter dem offenen Ausschnitt seines Hemdes den Anschein hatte, aber es zog sich wie ein großes, dunkles V über seinen Brustkorb, um dann als dünnes Band über seinen Magen und seinen flachen Bauch hinweg unter dem Handtuch zu verschwinden. Für gewöhnlich waren zumindest seine Beine vollständig bekleidet. Zwar zeichneten sie sich unter dem Stoff seiner Hosen ab, aber irgendwie war es nicht das gleiche, als wenn sie nackt unter einem äußerst kurzen Handtuch hervorragten. Und was für Beine das waren! Kein Wunder, dass er damit so schnell laufen konnte oder sein Pferd nur mit Schenkeldruck dirigieren, so wie sie es ihn hatte tun sehen. Wie schon damals, als er in die Badewanne gestiegen war, zuckten seine Muskeln unter der mit dunklem Haar bestäubten, sanft gebräunte Haut.
    Hopes Blut jagte schneller durch ihre Adern, als sie sich in einem verwegenen Gedanken versuchte vorzustellen, wie sich seine haarigen Oberschenkel wohl an ihren eigenen, glatteren Beinen anfühlen mochten. Hastig schob sie den Gedanken von sich.
    Unvorstellbar! Niemals würden sich die Beine eines Mannes und einer Frau berühren, und doch…
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie Vern und die Hure, und dort hätte es durchaus…
    Irritiert sah Gabriel auf, als er von Hope mehrere Minuten lang nichts hörte. Er war eben dabei gewesen, mit einem zweiten Handtuch seine Füße zu trocknen, als sie wieder hereingekommen war, und eine derartige Schweigsamkeit sah ihr überhaupt nicht ähnlich.
    Sie trug einen seltsam abgeklärten Gesichtsausdruck zur Schau, als sie ihn schweigend betrachtete, so wie er ihn noch nie bei ihr gesehen hatte.
    “Hope?”, fragte er zögernd und trat einen Schritt näher, als sie nicht reagierte. Dann noch einen.
    “Hope?” Nur allmählich schien sie wie aus einem Traum zu erwachen, und Gabriel fragte sich, was wohl nun schon wieder geschehen war. Er streckte die Hand aus, aber Hope sah ihn nur verständnislos an.
    “Meine Hose”, sagte Gabriel und zeigte auf das Kleidungsstück, das Hope noch immer mit einem Klammergriff umschlossen hielt, als wollte sie es strangulieren.
    “Was?”, murmelte sie. “Ach so, ja, natürlich.” Sie reichte sie ihm, aber ihre seltsam entrückte Miene blieb, und Gabriel fragte sich, was in diesem Augenblick in ihrem Kopf wohl vorgehen mochte.

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
    “D-d-der J-j-jun-ge s-s-sah m-m-m-ir… Voller Konzentration runzelte Hope die Stirn, während sie verzweifelt versuchte, die einzelnen Buchstaben auf dem Papier in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Hilfe suchend sah sie Gabriel an, aber der schien sie nicht zu beachten, sondern befestigte eben eine Feder am Schaft seines Pfeils. Im Kamin knackte ein Scheit und einige Funken stoben auf, ohne jedoch Schaden anrichten zu können. Der Rauchabzug zog sich in so vielen Kehrtwendungen durch den Fels, sodass kein Windhauch die Flammen direkt erreichen konnte.
    “Ich kann das nicht”, stieß Hope verzweifelt hervor, und schob das Buch von sich.
    “Aber natürlich können Sie es”, erwiderte Gabriel gelassen. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. “Wissen Sie, Hope, es sieht Ihnen so gar nicht ähnlich, einfach die Flinte ins Korn zu werfen. Ich habe noch nie erlebt, dass Sie so einfach vor einer Aufgabe kapitulieren. Schon gar nicht vor einer so leichten.”
    Wütend zog Hope das Buch wieder zu sich heran und starrte mit brennenden Augen auf die Seiten.
    Einfach.
    McKinlay hatte leicht reden. Er konnte ja lesen. Sie war es, die sich hier vor ihm zum Affen machte und nicht ein einziges Wort flüssig über die Lippen brachte.
    Wie lange war es her, als sie zum letzten Mal mit diesem Buch am Tisch gesessen hatte? Ihr Großvater hatte sie abends immer einige Abschnitte lesen lassen, damit sie es lernte, wie er immer betonte, aber ganz sicher auch, weil er sich gern von ihr vorlesen ließ. Das ließ ihm die Hände frei, um sich mit anderen, wichtigeren Dingen zu beschäftigen. So wie Gabriel jetzt. Sie hatte die Bücher ihres Großvaters in seiner Truhe gefunden, sorgsam in Wachstuch eingeschlagen. Zusammen mit den Quittungen für seine Einkäufe in Cummings’ Merchantile, die er sorgsam aufbewahrt hatte. Hope hatte Tränen in den Augen gehabt, als sie die Belege entdeckte, und Gabriel hatte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter gelegt.
    “Ich habe es Ihnen gesagt”,

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