Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
gegen den Sturm. Er schob Hope hinter sich, in seinen Windschatten, und sie war froh über den Schutz, als der Wind ihnen Sand und kleine Steine wie Geschosse entgegenschleuderte.
Der Wind zerrte an ihren Haaren, entwand sie Hopes langem, geflochtenen Zopf, und Hope erstarrte, als sie ein seltsames Prickeln im Genick verspürte, das nach und nach ihre gesamte Kopfhaut erfasste. Sie zerrte an Gabriels Hand, um sich bemerkbar zu machen, weil sie selbst nichts entdecken konnte, womit sich dieses merkwürdige Gefühl erklären ließ. Gabriel wandte sich um, und Hope sah, wie seine Augen sich vor Schreck weiteten.
“Was ist los?”, wollte sie ihm entgegen rufen, aber der Wind riss ihr die Worte von den Lippen. Hope schrie erschrocken auf, als Gabriel sich der Länge nach über sie warf.
“Bleiben Sie unten!”, brüllte er direkt in ihr Ohr, dann fühlte Hope, wie er sie beide mit Schwung in eine flache Senke rollte. Er kam über ihr zu liegen, und sie wollte schon protestieren, als ein verästelter Blitz knisternd und knackend über sie hinwegfauchte. Hopes schriller Aufschrei und das Knallen des Einschlags in einer nahen Fichte waren eins. Beißender Ozongestank erfüllte die Luft und knisternde elektrische Entladungen gaben Hope das Gefühl, in einem Ameisenhaufen zu liegen. Sie fühlte Gabriels Herzschlag auf ihrer Brust, seine Wärme entlang der ganzen Länge ihres Körpers und seinen heißen Atem an ihrem Nacken. Wie aus weiter Ferne hörte sie das Knarren von geborstenem, brechendem Holz, das Kreischen eines sterbenden Baumes – dann bebte der Boden, als sich die riesige alte Fichte donnernd neben ihnen in die Erde bohrte und mit einem schrecklichem Seufzen ein letztes Mal nachfederte und liegen blieb.
KAPITEL EINUNDZWANZIG
“Mister McKinlay!” Ihre Lippen berührten sein Ohr, also musste er sie eigentlich gehört haben, dennoch rührte McKinlay sich nicht. Einen Augenblick lang befürchtete Hope, er wäre tot, aber dann spürte sie seinen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag an ihrer Brust.
“Mister McKinlay!” Sie versuchte ihn zu schütteln, und endlich, nach einer Ewigkeit wie es schien, hob er den Kopf. Ein wenig nur, aber weit genug um sie anzusehen.
Und er grinste!
Wütend keuchte Hope auf, als sie seinen Gesichtsausdruck erblickte. Sie stand Todesängste aus, und Gabriel McKinlay grinste, als würde er die Gefahr, in der sie sich befanden, auch noch genießen!
“Kommen Sie!”, rief er ihr zu und zerrte sie vom Boden hoch. Dann umklammerte er ihr Handgelenk und riss sie mit sich, so schnell, dass Hope glaubte, ihre Füße würden den Boden nicht länger berühren.
Erst als sie die Hütte erreicht hatten, verlangsamte Gabriel seine Schritte. Hope schnaufte wie eine Dampflokomotive und war völlig außer Atem – aber wenigstens lebte sie noch.
“Ihnen…macht…das…wohl…auch…noch…Spaß”, japste sie und hielt sich die schmerzenden Seiten. Gabriel stieß die Tür auf und drängte Hope hinein, ehe er die Tür von außen wieder schließen wollte.
“Wo wollen Sie hin?”, fragte Hope schrill. Nach dem Blitzschlag schien der Wind ein klein wenig nachgelassen zu haben, aber er frischte nun wieder zu seiner vollen Stärke auf.
“Die Fensterläden schließen!”, brüllte Gabriel. Der Wind drohte, ihm die Tür aus der Hand zu reißen.
“Ich helfe Ihnen!”, schrie Hope und wollte sich an ihm vorbeidrängen, aber Gabriel winkte ab.
“Legen Sie von innen die Riegel vor!”, versuchte er sich über das Tosen des Windes verständlich zu machen. Hope nickte und verschwand im Innern der Hütte. Auch wenn sie es sonst immer ein wenig düster fand, nun war sie froh darüber, dass die alte Blockhütte nur zwei Fenster hatte. Noch während sie dabei waren, die hölzernen Läden des zweiten Fensters zu befestigen, setzte der Regen ein.
Es konnten nur wenige Sekunden gewesen sein, die Gabriel noch draußen war, aber als er durch die Tür trat und sie von innen verrammelte, war er bereits bis auf die Haut durchnässt.
Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte Hope.
“Die Pferde!” Sie wollte hinausstürzen, aber Gabriel hielt sie zurück.
“Ich habe die Pferde in Sicherheit gebracht, ehe ich mich aufgemacht habe, nach Ihnen zu suchen. Gott sei Dank haben die Biester mehr Verstand in ihren großen Schädeln und haben schon auf mich gewartet. Dabei hatte ich eigentlich Ihnen ein wenig mehr Grips zugetraut.”
Beschämt senkte Hope den Kopf. Er hatte Recht. Sie hätte das Herannahen des
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