Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Frauen ihres Alters waren verheiratet und hatten bereits Kinder.
Seit er sie kennen gelernt hatte, war sie immer nur ernsthaft und äußerst erwachsen gewesen, dabei vergaß er immer wieder, dass man ihr die Kindheit, die eigentliche Zeit des unbeschwerten Tobens und Herumtollens, genommen hatte. Anhand des wenigen, das Hope über sich erzählt hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass Cummings Hope viel Zeit zum Spielen gelassen hatte.
Nicht Nigel Cummings.
Nun, sie würde ihre Kindheit sicherlich nicht nachholen können, aber wenn es sie glücklich machte, durch Gewitterpfützen zu toben, dann hatte er ganz sicher nichts dagegen.
Zögernd, Schritt für Schritt näherte sich Hope dem Eingang zum Stollen. Sie würde nicht hineingehen, denn das hatte sie Gabriel ja versprochen, aber er konnte ganz sicher nichts dagegen haben, dass sie zumindest von außen einen Blick in die Mine warf.
Alles, was sie sah, war Finsternis. Natürlich. Was hatte sie auch erwartet? Funkelndes Gold?
Seufzend und ein wenig enttäuscht wandte Hope sich ab. Sie erstarrte, als sie Gabriel McKinlay nur wenige Meter entfernt stehen sah. Das Gefühl in ihrer Brust vermochte sie nicht zu deuten, aber es war wesentlich schmerzhafter als die Enttäuschung, dass die Mine noch immer kein Gold preisgegeben hatte. Er vertraute also ihrem Wort, hah! Alles nur schöne Worte.
Warum nur tat ihr diese Erkenntnis so weh?
“Was ist los?”, rief sie ihm wütend entgegen. “Vertrauen Sie meinem Wort jetzt doch nicht? Müssen Sie mich kontrollieren?”
Gabriel verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Hopes rebellische Haltung, die von ihren schmutzigen Beinen und der Schlamm verkrusteten Kleidung nur geringfügig beeinträchtigt wurde.
“Ist das denn nötig?”, erwiderte er.
“Wie Sie sehen, bin ich nicht in die verdammte Mine hineingegangen!”
“Das habe ich auch nicht erwartet.”
Überrascht sah Hope ihn an. “Nein?”, fragte sie ungläubig.
Gabriel kam näher. “Nein. Warum sollte ich daran zweifeln?” Er war an ihrer Seite angekommen, und Hope stellte wieder einmal fest, wie viel größer als sie er doch war.
“Ich habe nicht an Ihrem Wort gezweifelt, Hope”, versicherte er ihr noch einmal. “Ich war lediglich neugierig und wollte mich selbst vom Zustand der Mine überzeugen.”
“Sie wollen doch wohl nicht hineingehen? Sie gehen jedenfalls nicht ohne mich!”
Gabriel konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. “Ich gehe weder mit noch ohne Sie. Ich habe es ernst gemeint, was ich in der Hütte gesagt habe, und ich bin ganz sicher nicht lebensmüde.”
“Schade”, murmelte Hope und schlug dann entsetzt ihre Hand vor den Mund, als ihr bewusst wurde, was sie da gesagt hatte. “Also, ich meinte natürlich, schade, dass Sie nicht hineingehen,” stammelte sie. “Ich meinte jetzt wirklich nicht, schade, dass Sie nicht lebensmüde…” Sie verstummte und sah ihn an. Fasziniert blickte Gabriel in ihr Gesicht. Er konnte es sich einfach nicht erklären, was es war, das er darin las. Wie hatte er nur je glauben können, dass er ihr ohne Probleme widerstehen könnte? War er so blind gewesen? An jedem Tag, den er mit Hope verbrachte, entdeckte er neue Wesenszüge an ihr, die, anstelle sie gewöhnlicher und reizloser für ihn zu machen, sein Interesse an ihr im Gegenteil nur noch steigerten. Wie gut, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte, denn wie sollte er die ihnen verbleibende Zeit bis zum Winter nur überstehen, wenn sie ihm auch nur das geringste Anzeichen dafür gab, dass sie in ihm den Mann und nicht nur ihren Geschäftspartner sah?
Vielleicht war es besser so. Ganz bestimmt sogar war es besser so, versuchte Gabriel sich selbst zu überzeugen. Hope hatte mit ihrer unschuldigen, unverdorbenen Ausstrahlung Gefühle in ihm geweckt, die er schon seit Jahren tot geglaubt – nein, verbesserte er sich, die er tot gehofft hatte. Er wollte nie wieder so tiefe Zuneigung zu jemandem empfinden, dass dessen Verlust ihn verletzen konnte. Er hatte sich geschworen, sein Herz nie wieder so weit und so bedingungslos zu öffnen, und doch war Hope mit ihrer ungezwungenen, herzlichen und manchmal halsstarrigen Art eben dabei, das Bollwerk, das er schon vor langer Zeit um seine Gefühle errichtet und seitdem gegen jede Versuchung verteidigt hatte, niederzureißen.
Er durfte es einfach nicht zulassen, dass sie diese Bedeutung für ihn erlangte. Er durfte es einfach nicht zulassen, denn so sehr Gabriel sich auch gegen diese
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