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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Erkenntnis sträubte, so fühlte er, tief in seinem Herzen, dass Hopes Verlust ihn nicht nur verletzen, sondern unwiederbringlich zerstören würde.

KAPITEL VIERUNDZWANZIG
    “Herrje, und da dachte ich immer, nur ich würde mit offenen Augen träumen. Hallo!”
    Irritiert blinzelte Gabriel sich in die Wirklichkeit zurück. Warm schien die Sonne auf seinen Rücken, und Hope stand neben ihm und schnippte mit ihren schlanken Fingern vor seinem Gesicht.
    “Hope an McKinlay.”
    “Was soll das?”, schnappte McKinlay hitzig und schlug Hopes Hand zu Seite.
    “Sagen Sie mal, sind Sie immer so zickig, wenn Sie aus einem Tagtraum erwachen?”, wollte Hope wissen und wandte sich ein wenig beleidigt ab.
    Tagtraum? Es war kein Tagtraum gewesen, stellte Gabriel zu seinem Entsetzen fest und wischte sich seine plötzlich schweißfeuchten Hände an seinen Hosenbeinen trocken. Sein ganzer Körper war trotz der Wärme mit einer dicken Schicht kalten Schweißes überzogen, und Gabriel wusste, das bedeutete nur eins: Er hatte Angst.
    Mit den Augen folgte er Hopes schlanker Gestalt, die langsam in der ausgewaschenen Senke am Fuße des Abhangs entlang schlenderte und hin und wieder einen Kiesel aufhob, nur um ihn gelangweilt wieder davon zu schleudern. Es war blanker Irrsinn, auch nur noch einen Tag länger hier zu bleiben, aber er hatte keine Wahl. Er hatte Hope versichert, dass er ihr Wort akzeptieren würde, daher konnte er im Gegenzug nicht das seine brechen, so gerne er es auch getan hätte.
    Langsam glitt sein Blick über die schroff abfallenden Berghänge, die das Plateau, auf dem die Hütte und der Eingang zur Mine sich befanden, umgaben. Ein Teil war bewaldet, andere Hänge, die nicht allzu steil abfielen, bildeten eine ausreichende Grundlage für saftige Weiden. Es war der Teil direkt oberhalb der Mine, der ihm Sorgen bereitete, auch wenn er nicht genau zu sagen vermochte, wieso. Durchzogen von tiefen Furchen ragten die Felsen kahl und karstig in den Himmel. Im gleißenden Sonnenlicht erschienen sie weiß, fast wie gebleichte Knochen. Waren die Furchen lediglich Ablaufrinnen von Schmelzwasser, oder hatten auch Gewitterregen sich hier über die Jahre in den Fels gefressen und die weicheren Bestandteile ausgewaschen? Eine undefinierbare Unruhe erfüllte ihn bei dem Gedanken.
    “Hope?”
    Sie hörte ihn nicht oder zog es vor, ihn zu ignorieren, was er ihr nicht einmal verübeln konnte. In ihren Augen musste er sich aufgeführt haben wie ein Idiot.
    “Hope!”, rief er deshalb noch einmal in der Hoffnung, sie würde sich melden. Wieder keine Antwort. Langsam folgte Gabriel den Spuren ihrer Füße im aufgeweichten Untergrund und fand sie etliche Meter jenseits des felsigen Vorsprungs, der die Schächte, die möglicherweise ihr Großvater dereinst zur Belüftung in den Fels getrieben hatte, vom Haupteingang der Mine trennte.
    Ein Tropfen zerplatzte auf seiner Wange, dann noch einer, aber als er einen prüfenden Blick in den Himmel warf, konnte er nicht eine einzige Wolke entdecken. Wieder traf ihn ein Tropfen, diesmal dicker, und Gabriels Blick glitt weiter hinauf in das Felsmassiv. Sämtliche Felsrinnen schienen gleichzeitig zu kleinen Wasserläufen zu werden, die ihre Kaskaden den Fels hinab sandten. Irgendwo, weiter oben im Gebirge konnte ein See, oder ein Bergbach die Wassermassen, mit denen das Unwetter ihn überflutet hatte, nicht mehr halten, und trat über die Ufer. Immer mehr Wasser fand seinen Weg die ausgewaschenen Rinnen hinunter. Nicht auszudenken, wenn sie Geröll mitrissen oder sich gar in einen Sturzbach verwandelten.
    “Hope!”
    Sie sah kurz auf und wollte den Blick eben wieder abwenden, als sie bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Das Rauschen des herabströmenden Wassers wurde lauter, übertönte bereits das sanfte Rauschen der Baumkronen im Wind. Hopes Blicke zuckte hinauf zum Abhang, und sie erkannte die Gefahr, in der sie schwebte. Sie sprang auf und hastete auf Gabriel zu, der ihr seinerseits entgegen rannte. Schmale, glitzernde Wasserfälle ergossen sich aus den Rinnen und füllten bereits die ausgewaschene Senke, die sich am Fuße des Bergmassivs gebildet hatte.
    “Zurück zur Hütte!”, rief er und wollte Hope mit sich ziehen, als diese aus den Augenwinkeln eine Bewegung erspähte.
    “Motte!”
    Ihre Katze saß am Fuß des Berges, kläglich maunzend, als sie vergeblich versuchte, mit trockenen Pfoten die vor ihr anschwellenden Wasser zu überqueren. Ehe Gabriel es sich versah, hatte Hope bereits

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