Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Stadt, zurück hierher, ohne jemals zu erfahren, wie mein Sohn überhaupt hieß. Manchmal frage ich mich, ob Davis seiner Tochter überhaupt erzählt hat, dass ich in Chicago war oder dass ich ihr geschrieben und Gold geschickt hatte. Ich kann einfach nicht glauben, dass es Claras freier Wille war, mich nicht wieder zu sehen. Wenn sie aber nun all meine Briefe und das Gold nie bekommen hat...” Er zuckte mit den Schultern. “Nun, ich werde es wohl nie erfahren. Tja, und seitdem lebe ich hier. Allein.”
Er drückte Hope fester an sich. “Bis jetzt.” Liebevoll sah er auf seine Enkelin herab. “Ich bin froh, dass du bei mir bist, Hope.”
“Ich bin auch froh, Großvater.”
“Wirklich? Ich habe gehört, wenn man so lange allein in der Wildnis lebt wie ich, dann wird man ein wenig wunderlich.”
“Du bist doch nicht wunderlich!”, empörte sich Hope und sah ihn missbilligend an. Granger grinste.
“Die Leute in der Stadt denken da anders.”
“Nun, dann hast du wohl Recht, und die Leute in der Stadt sind tatsächlich Dummköpfe.”
Granger warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. “Ach Hope”, seufzte er dann und wischte sich die Tränen aus den Augen, “was habe ich nur getan, ehe ich dich hatte?” Hope kuschelte sich an ihn.
“Also bist du mir nicht mehr böse?”, fragte sie leise. Granger schob sie von sich und sah sie erstaunt an.
“Warum sollte ich dir böse sein?”
“Nun, ich dachte, du wolltest mich nicht hier haben”, flüsterte Hope und barg ihr Gesicht wieder an seiner breiten Brust.
Das Geräusch, das er von sich gab, war undefinierbar, ein Zwischending, zwischen Räuspern und Husten. “Dich nicht hier haben wollen? Wie kommst du denn darauf?”
“Du hast gesagt, jemand anderes soll sich um “das Balg” kümmern”, wisperte Hope heiser, und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie an seine harten Worte bei ihrer ersten Begegnung zurück dachte. Sie hatte nur den Wunsch verspürt, davonzulaufen und sich zu verstecken, statt dessen hatte man sie gezwungen, mit dem schrecklichen Mann – ihrem Großvater – mitzugehen.
“Ach Kind, das war so dumm von mir. Aber ich wusste doch nicht, was ich mit einem kleinen Kind, noch dazu einem Mädchen machen sollte. Ich glaube, ich hatte ganz einfach Angst.”
“Du, Großvater?” Mit weit aufgerissenen Augen starrte Hope ihn an. “Du hattest Angst?”
“Mir haben die Knie gezittert bei dem Gedanken, ein Kind mit in die Wildnis zu nehmen.”
“Aber warum denn?”
Granger lachte auf. “Weil das Leben hier draußen gefährlich ist. Was, wenn du krank wirst oder dich verletzt? Ich habe keine Ahnung, wie man mit Kindern umgeht.”
Hope musterte ihn eingehend und sagte dann: “Weißt du was, Großvater? Ich finde, du machst das genau richtig.” Wieder schlang sie ihre Ärmchen um seinen Hals, und Lukas Granger fühlte, wie seine Augen erneut feucht wurden. Das Gefühl in seiner Brust vermochte er nicht zu deuten.
“Und mein Papa hieß Andrew”, vernahm er dann ihre kindliche Stimme, und ihre Worte erfüllten ihn mit Wärme. “Andrew Lukas Granger.”
Alle paar Monate fuhren sie in die Stadt, um Vorräte zu kaufen. Hope begleitete ihren Großvater auf den Fahrten. Manchmal lenkte sie den Wagen, aber Lukas Granger griff helfend ein, wenn seiner Enkelin die Kräfte versagte. Sie waren ein eingespieltes Team, und Hope liebte ihren Großvater abgöttisch.
Die Landschaft, durch die sie zogen, war atemberaubend. Hochaufragende zerklüftete Berge mit schneebedeckten Gipfeln, bewaldete Berghänge und glitzernde Seen. Sie sahen Hirsche und Elche, Dickhornschafe und Murmeltiere, bunte Vögel und Insekten, und Hope konnte ihre Fragen gar nicht schnell genug stellen.
Als sie zum dritten Mal mit dem offenen Pritschenwagen in die Stadt holperten, fragte sie ihn: “Großvater?”
“Hm”, brummte Granger.
“Großvater, warum fahren wir jedes Mal einen anderen Weg?” Sie sah sich um. “Letztes Mal sind wir nicht hier entlang gefahren, sondern viel weiter dort drüben. Dort hinten, die drei Steinsäulen, die hatten wir letztes Mal auf unserer anderen Seite.”
“Du passt gut auf, Hope, weißt du das?”
Hope strahlte. So sehr er sie liebte – Lob von ihrem Großvater hörte sie selten. “Also?”, wollte sie wissen. “Warum?”
Granger sah sie an. “Nun, damit niemand den Weg zu unserer Mine finden kann. Würden wir jedes Mal den gleichen Weg nehmen, würden wir schon bald so deutliche Spuren
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