Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
zurückholen würde, sobald ich Gold fand.”
“Aber warum hast du es denn nicht getan?”
“Was nicht getan?”
“Nun, ihr geschrieben.”
Granger lachte bitter auf. “Wie kommst du denn darauf? Ich habe ihr geschrieben, Hope. Jede Woche einen Brief. Manchmal war ich abends so müde, dass ich kaum die Augen offen halten konnte. Viele Male schlief ich über dem Schreiben ein und erwachte morgens auf dem Stuhl sitzend mit dem Kopf auf der Tischplatte, aber ich hatte es Clara versprochen. Einmal im Monat ritt ich in die Stadt und schickte die vier Briefe ab. Ich erhielt nie eine Antwort.”
Granger starrte ins Feuer. “Erst war ich verzweifelt, aber dann, als ich nach mehr als einem Jahr immer noch nichts von ihr gehört hatte, wurde ich wütend. Ich dachte, sie wollte nichts mehr von mir wissen, jetzt wo sie wieder alle Annehmlichkeiten ihres alten Lebens genießen konnte. An die Möglichkeit, dass ihr während ihrer Heimreise etwas zugestoßen war, mochte ich nicht einmal denken, denn ich wusste, dass mich wahrscheinlich niemand informiert hätte. Und dann fand ich Gold.” Seine Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. “Jeden Monat schickte ich alles, was ich gefunden hatte, an die Adresse ihrer Eltern. Sie sollten sehen, dass ich nicht der Versager war, als den ihr Vater mich beschimpft hatte. Sie sollten sehen, dass ihre Tochter es bei mir gut haben würde, dass ich sie wirklich liebte. Aber ich erhielt noch immer keine Antwort.
“Ich zögerte. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Richtige tat, aber irgendwann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fuhr nach Chicago. Wenn Clara nichts mehr von mir wissen wollte, dann sollte sie es mir ins Gesicht sagen.” Wieder lachte er bitter auf. “Was war ich doch für ein Narr.”
“Wollte Großmutter dich denn nicht mehr?”, fragte Hope und sah ihren Großvater voll unschuldiger Neugier an. “Papa hat mir erzählt, dass sie immer traurig war und viel geweint hat, solange er denken konnte. Ich erinnere mich nur noch, dass sie immer in ihrem Schaukelstuhl am Fenster saß und hinaussah, so als würde sie dort im Garten etwas sehen, was außer ihr kein anderer sehen konnte.” Hope schlang ihre mageren Ärmchen um den Hals ihres Großvaters. “Also ich glaube, dass sie dich ganz schrecklich vermisst hat.”
“Ach Hope, Kind, ich habe sie doch auch so schrecklich vermisst. Deshalb bin ich ja nach Chicago gefahren.” Er seufzte. “Aber ich habe deine Großmutter gar nicht zu sehen bekommen. Da stand ich nun in meinem gerade gekauften Anzug, mit einem Strauß Blumen in der Hand und wurde an der Tür abgekanzelt, als wäre ich der letzte Abschaum. Ihr Vater sagte mir, Clara wäre endlich zur Besinnung gekommen und wolle mich nie wieder sehen. Er drohte mir sogar mich einsperren zu lassen, wenn ich es trotzdem versuchen sollte, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Und ich wusste, dass er reich und mächtig genug war, um seine Drohung wahr zu machen. Wenn er es gekonnt hätte, dann hätte er sogar unsere Ehe annullieren lassen. Er hatte so ein überlegenes Auftreten und überhebliches Verhalten eben von Kindheit an gelernt, und ich fühlte mich ihm, trotz all meines Goldes, weit unterlegen und nicht gewachsen.”
Er wirkte so traurig, dass Hope ihre Arme noch fester um ihn schloss.
“Papa hat auch immer gesagt, Urgroßvater sei ein alter Tyrann. Ein Des-Des-”, sie suchte verzweifelt in ihrer Erinnerung nach dem richtigen Wort, “Despot. Deshalb ist er ja überhaupt nach Westen gegangen. Er hat gesagt, er wolle dort sein Glück machen, ohne dass ihm einer jeden Schritt, den er machen darf, vorschreibt. Ich habe gehört, wie er mit Mama darüber geredet hat. Sie haben sich deswegen auch oft gestritten.”
“Also hat William Davis nicht nur Clara und mich, sondern auch noch viele andere Menschen in seiner Nähe mit seiner Herrschsucht unglücklich gemacht.” Granger schüttelte nachdenklich den Kopf. “Ich wartete noch mehrere Tage in der Nähe des Hauses, versteckt im Schatten zwischen zwei Häusern, aber Clara verließ das Haus nie. Aber hin und wieder ging ein Kindermädchen mit einem kleinen Jungen spazieren, und ich wusste, das war mein Sohn. Ich hätte ihn so gern in die Arme geschlossen oder mit ihm gesprochen, ihm gesagt, wer ich bin, aber ich tat es nicht. Ich war zu feige, um William Davis die Stirn zu bieten, und dafür schäme ich mich noch heute. Ich schlich von dannen wie ein geprügelter Hund, kaufte mir eine Fahrkarte und verließ die
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