Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
Freundes zu kommen, fragt Deniz. »Einer meiner guten Freunde«, wie er per WhatsApp schreibt. Ja, wieso nicht. Wenn er mir jetzt schon seine Kumpels vorstellt, kann er es doch nur ernst meinen. Wir müssen uns schlieÃlich noch kennenlernen, am ersten Abend hat es doch nur für Hochzeitsplanungen und den Nummernaustausch gereicht. Und einen Trauzeugen müssen wir ihm unter seinen Kumpels auf der Party auch noch aussuchen â bei mir ist die Schwägerin schlieÃlich schon gebucht.
Treffpunkt vorm »St. Oberholz« am Rosenthaler Platz. Neun war abgemacht. Für Spielchen haben wir keine Zeit  â ich bin pünktlich. Nur er nicht. »Verspäte mich etwas«, schreibt er. Immerhin, er hat dran gedacht. »Gleich da â¦Â« kommt um halb zehn. Oh Mann. Die mitleidigen Blicke der Mitte-Hipster aus dem Oberholz, die haben ihre Berechtigung. Aber er wird schon einen Grund haben, warum er später kommt, denke ich. Und stecke sogleich in der typischen Frauendenk-Falle, es könne ja überhaupt nicht daran liegen, dass man nicht interessant genug und deshalb ein Grund sei, unpünktlich zu sein. Als er zwanzig vor auf dem Fahrrad angerast kommt, weià ich, dass ich den Fehler gemacht habe. »Wollte noch den Film zu Ende schneiden«, sagt Deniz. Ist klar. Das hätte man ja auch nicht morgen, den ganzen freien Sonntag lang tun können.
Egal. Gut sieht er wieder aus. Nicht schön, aber wie gesagt: männlich. Dunkle Jeans, weiÃes Shirt â und diese unverschämt braune Haut. Seine Schultern sind so breit, dass ich jetzt schon ein wenig Angst bekomme. Obwohl, zu seinem Glück gezwungen werden kann ja auch schön sein ⦠Schluss jetzt. Wir klingeln beim Kumpel in Mitte. »Wer ist das jetzt genau?«, will ich noch im Fahrstuhl wissen. »Keine Ahnung, ich kenn da nur den einen«, antwortet Deniz und drückt oben dem Penthouse-mit-Dachterrasse-Bewohner eine Flasche Wodka in die Hand.
Nett hat der es hier. Klare Formen und Farben, modernes Mobiliar. Aus der offenen Küche reichen zwei Barkeeperinnen Cocktails nach Wunsch in feiernde Fäuste, auf der Terrasse drängeln sich dünnbeinige Frauen neben verdächtig nach Unternehmensberatung aussehenden Typen. Da ist Deniz doch eine angenehme AusnahmeÂerscheinung. Mitten in die MaÃgeschneiderten-Menge â die für die Pacha-House-Musik, die aus den »Bang&OlÂufsen«-Boxen dröhnt, zu cool zum Tanzen zu sein scheint â will er trotzdem. Wir drängeln uns dazu.
Von dem Kumpel, den er kennt, darf ich mir dann erst mal anhören, welche Frauen auf der Party er schon alle »hatte«. Reizend. Von einem anderen lasse ich mir erÂÂzählen, dass er neben seiner Vorstandsarbeit bei der Bank jetzt schon lange plane, Tantra-Lehrer zu werden. Und dass er schon bald seinen ersten Kurs geben will. Und dass Deniz und ich natürlich herzlich willkommen sind. Das ist ja nett.
Und Deniz, der grinst. Schon die ganze Zeit beobachtet er mich und kippt einen Caipi nach dem nächsten in sich rein. Als sich dann auf meinem Weg zur Bar auch noch ein 1,60-Meter-Kollege aus der Kanzlei meines Bruders an mich schraubt, hab ich erst mal genug. Der hatte es schon mal auf einer anderen Feier versucht. Und geglaubt, ich sei von seinem Fuhrpark und der dicken Kohle, die er scheffelt, so überzeugt, dass ich gar nicht anders könne, als sofort mit ihm zu schlafen. »Geiler Zwerg« nennt mein Bruder ihn. Und freut sich, dass seine Schwester selbst Geld verdient. Ich verweise den geilen Zwerg also an meinen Verlobten auf der Dachterrasse und mache mich über das Buffet her.
Wie mies manche Männer doch im Vergleich zu Lachs-Ricotta-Wraps auf einem Silbertablett abschneiden ⦠Fröhlich in mich reinfutternd habe ich nicht bemerkt, wie viele Gäste inzwischen gegangen sind. Und dass Deniz allein auf der Terrasse steht. Ziemlich eindringlich fixiert er mich durch die Glastür. Ein unangenehmes Gefühl, so mit den Wrap-Resten im Gesicht ⦠Plötzlich steht Deniz ganz nah vor mir. »Frau Kilian, Frau Kilian«, sagt er. Und brummt dabei so komisch. Dann packt er mich an der Taille und zieht mich an sich. Uah, Moment, denke ich und versuche mich von ihm wegzudrücken. Geht nicht, er klammert sich fest. Seine breiten Schultern finde ich jetzt weniger aufregend. Entweder hat Deniz inzwischen seinen zehnten Caipi gegurgelt â oder ich
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