Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
ja noch eine Mail.
» Sehr geehrtes Mitglied,
Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie gegen unsere Nutzungsbedingungen verstoÃen haben.
Uns wurde berichtet, dass Sie andere Mitglieder belästigt haben sollen.
Das ist nicht gestattet. Ebenso sind verboten: BeÂÂleidigungen, üble Nachrede und Verleumdung (§§ 185 ff. StGB).
Wir haben Sie daher aufzufordern, die Ihnen vorÂgeworfenen Handlungen sofort zu unterlassen.
Wir machen Sie ausdrücklich darauf aufmerksam, dass wir bei weiteren Zuwiderhandlungen gezwungen sind, Sie von der weiteren Nutzung unseres Dienstes auszuschlieÃen.
Mit freundlichen GrüÃen,
Ihr Benutzerservice «
Ich hätte ja zu gerne geantwortet: »Hat bei euch vielleicht jemand Lust auf ein Sex-Date?« Leider kann man auf solche Mails nicht antworten.
Die dritte Mail ist von der Tierärztin: »Hi, und wie gehtâs so?« Ich antworte ihr, dass sie ein bisschen so aussehe wie Charlotte Roche. »Danke für das Kompliment! Habe aber kleinere Backen, hoffe ich.«
Was sie denn so von meinem Angebot hält? â
»Ãh, welches Angebot?« â
»Na, das in der Mail vorher.«
Sie hatte es gar nicht gelesen.
Egal, blinkt ja schon die nächste Mail:
F. (31), Bankerin aus Berlin, »ein paar Kilo mehr«, ist ein
Superweib mit Lust auf Hedonismus und NächsÂtenliebe ohne Christlichkeit. Beuteschema: 18  Jahre und Millionärssohn oder alleinerziehenden Vater. «
Und sie will:
» Hab geschmunzelt. Wenn die Chemie stimmt, können wir zu Punkt 4 . Allerdings würde ich dafür gern zu Punkt 2 kommen, um das abschätzen zu können. «
Na, dann wollen wir mal zurückschreiben!
Aber was ist das?
»Dieses Profil ist leider gelöscht.«
Nein, nicht das der Bankerin. Sondern meines.
Date-Profis â Einsatz am Herzen
Der Milosz ist ja so was von schmerzbefreit, das geht gar nicht. Wir haben uns getroffen. Zum Kaffee in Kreuzberg. Und da hat er mir mächtig stolz erzählt, auf welch gewitzte Ideen er so als »Mephisto80« kommt. Na ja, wenn er meint, dass er so die richtigen Frauen trifft ⦠Ich setze nach dem Kontaktanzeigendesaster dann doch lieber mal auf Zufallsbekanntschaften.
The International
»Frau Kilian, hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen. Hochoffiziell. Per mündlicher Kontaktanzeige, hier und jetzt.«
Drei Sätze bestimmen unser Kennenlernen. Den ersten schleudert mir Deniz beim Vietnamesen auf der BergmannstraÃe entgegen. Mit meiner Schwägerin in spe bespreche ich gerade â vermeintlich unbeobachtet und ungehört â alle Details ihrer baldigen Hochzeit mit meinem Bruder. Von der dieser zwar noch nichts weiÃ, aber das wird schon noch. Meine Schwägerin und ich gehen jedenfalls fest davon aus, dass es nicht mehr allzu lange bis zum Antrag dauern kann.
Ein unterdrücktes Lachen von rechts unterbricht da unsere höchst wichtige Besprechung. Der wird doch wohl nicht ⦠Hat er. Mit Pak Choi im Mund und Stäbchen in der Kokoscreme hat uns der Mann, der sich ein paar Minuten zuvor neben uns auf die Sitzbank geÂÂquetscht hat, heimlich belauscht. »Und wen heiratest du?«, wirft er mir quer über den Biertisch entgegen. Frechdachs. »Dich«, antwortet meine Prä-Schwägerin da. Na, herzlichen Dank. Vielleicht sollte mein Bruder mit dem Antrag doch noch etwas warten. »Ja, lass uns heiraten«, sagt da auch schon der Frechdachs. Und diese zwei Intrigen-Menschen grinsen mich feist fordernd an. »Ãh, ja, ne, ist klar«, stammele ich. Zu spät. Wer locker sein will, muss sich schlagfertig zeigen. »Wo heiraten wir denn?«, frage ich zurück. »Am Strand«, sagt der Mann, der übrigens echt nach Mann aussieht. Unter seinem weiÃen Shirt spannen sich Muskeln, mehrere gleich, sein Kopf ist kurz geschoren, seine Augen sind unfassbar dunkel und warm, die Haut ist leicht getönt, cremig könnte man sie nennen ⦠Also, Strand bei der Heirat ist okay.
Innerhalb von fünf Minuten haben wir geklärt, wann (in genau einem Jahr) wir (sein Nachname wird angenommen, da denken wir beide konservativ) wie (mit dem engsten Kreis und am liebsten unseren Hunden) und wo (am Strand in der Türkei wäre fein) heiraten. Und meine Schwägerin entscheidet sich, uns zwei doch mal allein zu lassen.
Das zweite Treffen eine Woche später. Ob ich nicht Lust hätte, mit auf die Party eines
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