Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
es uns beiden. Ich nehme ihn mit zu meinem Lieblings-Sushi-Mann auf der Wilmersdorfer StraÃe. Wo man sich japan-gastro-getreu die Schuhe ausziehen, in eine Kabine setzen und die Wände zuschieben kann, während man auf das Essen wartet. Lachshaut-Maki und panierte Buddha Roll sind der Hammer â und bis man die erste Apfelschorle auf dem Tisch stehen hat, dauert es zumindest so lange, dass man sich einen Moment lang unterhalten haben muss, bevor man ansaugt, zahlt und abhaut.
Olli ist heute wesentlich entspannter als beim letzten Mal. Das Käppi hat er kniggegemäà abgenommen, keines seiner Handys liegt auf dem Tisch. Und richtig interessiert fragen und zuhören kann er sogar auch. Heute pflegen wir also meinen Narzissmus, toll. Und ob es nun dieser ist oder nicht, der mich das so empfinden lässt, aber der Abend wird richtig nett. Olli riecht gefährlich gut nach »Boss Bottled«. Zu gefährlich, ein absolut perfekter Duft. Und ich höre uns erschreckend schnell reden von der Zukunft, von Familie und Kindern, die man doch unbedingt haben wolle, und dass man unbedingt entspannter werden muss, was die Karriere angeht. Nach dem Essen sagt Olli, er würde mich natürlich noch nach Hause bringen, das gehöre sich doch so.
Mein Vater wäre stolz auf ihn.
Nur nicht unbedingt auf den Satz, den er dann vor meiner Haustür bringt. »Ja, dann komme ich mal mit hoch«, fragt Olli, nein, sagt Olli. Fragen wäre ja lustig. Dann baut er sich erwartungsvoll vor mir auf. »Ãh, nee, ich hab auch gar nicht aufgeräumt«, sage ich und erinnere ihn daran, dass das Projekt »feste Freundin« so sicher auch nicht auf dem richtigen Weg angegangen würde.
»Ist mir egal, ich hab keine Zeit«, sagt Olli da, plötzlich ziemlich barsch. »Ich weië, sage ich, »du arbeitest sieben Tage die Woche, du erwähntest es schon. Aber so ein bisschen solltest du für eine Frau, die dich inteÂressiert, schon haben.« »Ja, aber bald arbeite ich noch mehr als jetzt â und deswegen könnten wir das doch verkürzen mit dem Kennenlernen«, schlägt Olli vor und greift in Richtung meiner Taille. Das Kennenlernen verkürzen. Ist klar. Welches Kennenlernen? Bisher hatten wir eine halbe Apfelschorle â zu zweit â und 30 Röllchen Sushi. Und mehr arbeiten als sieben Tage die Woche? Das muss ich ihm jetzt nicht ernsthaft erklären. Dankend lasse ich ihn vor der Haustür stehen. Und starte einen neuen Versuch.
Der Direkte
»Nur das Beste für mich, 1,83 Meter, 95 kg, Mitte 30, Âdunkelblond: Total Verwöhnter sucht total verwöhnte Frau, um sie weiter zu verwöhnen. Ich brauche eine groÃe Frau â und es soll jetzt die sein, die ich behalte.«
Nein, ich habe mich nicht freiwillig bei diesem Mann gemeldet. Das ist das, was der »Verwöhner« Torsten mir am Telefon von sich erzählt. Nachdem er mich um halb zwölf abends, mitten in der Woche, anruft und ich ihn frage, wie seine Kontaktanzeige denn aussehen würde. Torsten hat meine Nummer von Frau Müller bekommen. Die Singlemarkt-Marlies verteilt seit meinem Termin bei ihr fleiÃig meine Kontaktdaten an Neukunden. Und schaltet fast wöchentlich Anzeigen von mir. Die »Hannah« war ich schon, die »Eva«, die »Marie«, gern auch mal die »Mareike« oder die »Britta«, die »natürlich, unternehmungslustig, häuslich, zärtlich und treu« ist und »die langsam das Gefühl hat, dass sie niemand mehr mag«.
In der Anzeige, auf die sich Torsten gemeldet hat, war ich »Luisa, Arzthelferin, 26, die ihren Mann fürs Leben sucht«. Na ja, das stimmt nicht ganz. Eigentlich hatte sich Torsten für die Anzeige einer Polizistin interessiert, »so eine hatte ich noch nicht«, wie er sagt, und sei deswegen bei Frau Müller gelandet. Und als die ihm das Foto von der Polizistin gezeigt habe, habe er die nicht mehr gewollt. »Die sah blöd aus«, sagt er. Daher die Arzthelferin.
Torsten klingt ziemlich unaufgeregt am Telefon. Er spricht sehr tief und ruhig. Ab und zu hört man seinen Berliner Dialekt durch. PreuÃe sei er, wie er sagt. Und selbstständig, in der Modebranche. Im Grunde dürfe alles, was er mache, gut und teuer sein. »Jetzt fehlt mir nur noch âne Frau fürs Parkett, eine, die vorzeigbar ist«, sagt Torsten. Ob das alles sei, frage ich ihn. »Nein, das klingt
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