Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
hätte zumindest einen weiteren trinken müssen.
»Nicht, Deniz, lass mal«, sage ich und versuche mich wieder Richtung Lachs-Ricotta-Wraps zu drehen. Was ihn eher anzuspornen scheint. Er packt mich fester, noch fester â und steckt mir die Zunge ins Ohr. »Hey, lassen!«, wiederhole ich und stemme die Hände gegen seinen Bauch. »Come on, youâre such a sweet girl«, flüstert er und brummt schon wieder. Okay. Ich will weg. Sofort. Bei Anglizismen könnte ich brechen. Er besteht darauf, mich noch zur S-Bahn zu bringen.
»War doch ein witziger Abend, oder?«, schreibt Deniz tags darauf. »Nein, war es nicht«, erzähle ich meiner Prä-Schwägerin bei Chai und Cheesecake im »Barcomiâs« auf der BergmannstraÃe. »Eigentlich kenne ich ihn doch auch gar nicht.« »Ja, hat er denn eine Freundin?«, fragt sie. »Weià ich nicht«, sage ich. »Und er wollte mir auf die Frage auch nicht antworten.« »Hm«, sagt sie. »Hm«, sage ich. Als ich mich wieder Richtung Charlottenburg aufmache, muss ich trotzdem daran denken, wie er mich gepackt hat. Das war schon aufregend. So bestimmend. She likes that, wie er jetzt sagen würde. Uah. Aber das mit der Freundin, das könnte man doch zumindest noch mal klären.
Unser drittes Treffen, ein paar Tage später. Am Ludwigkirchplatz. Wieder Vietnamese, wieder direktes Gespräch. Also gut, Karten auf den Tisch. Ich durchwühle gerade Kontaktanzeigen, gestehe ich. Und treffe mich mit ganz schön vielen Männern. »Aha«, kommt von Deniz. Begeistert ist er nicht. Dass es dabei dann prinzipiell nur bei einem Kaffee oder Abendessen bleibt, das gefällt ihm schon besser. Er ist auch Journalist. Und wird neugierig. »Okay, erzähl mir, was los ist«, sagt er. Und ich gestehe, offenbar noch immer nicht über meine erste groÃe Liebe hinweg zu sein. Sonst hätte ich mich wohl schon eher mal wieder jemandem öffnen können, der auch auf der Suche nach was Echtem, etwas Reinem ist. Und dann sagt Deniz diesen Satz: »Frau Kilian, dann bewerbe ich mich hiermit bei Ihnen. Hochoffiziell. Per mündlicher Kontaktanzeige, hier und jetzt.« Und grinst. Auch ich muss grinsen.
Er komme auch aus einer intakten Familie mit TradiÂtionen, sagt er. Dann erzählt er von seinen Eltern. Seiner Kindheit und Jugend in Bayern, seinen Anfängen bei einer regionalen Zeitung und seinen Stationen als KorÂrespondent. Endlich sprechen wir ehrlich miteinander. Und auf Deutsch. Es fühlt sich gut an. Und wird schnell sehr persönlich. Auch er wisse, was Liebe bedeutet, sagt Deniz. Zwei Mal habe er sie bislang erlebt. Genauso wie den Schmerz, der einen zerreiÃt, wenn es nicht hält. Pause. Wir schauen uns an. »Für heute soll es gut sein«, sagt Deniz und bestellt die Rechnung. Wie tief seine Stimme doch klingt ⦠Bis in den Beckenboden vibriert sie, wenn er spricht.
Deniz greift meine Hand, wir laufen Richtung SaviÂgnyÂplatz. »Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragt er. »Nein, danke dir«, sage ich. Wir bleiben an der Bushaltestelle stehen. »Aber das darf ich?«, fragt er und zieht mich plötzlich wieder an sich. Er darf.
Bis er mit einer Hand immer tiefer rutscht. »Hey â ich dachte, für heute ist es gut«, sage ich. Wenig überzeugend anscheinend. Wieder kann ich mich nicht von ihm wegdrücken, fest presst er sich an mich. Und steckt mir die Zunge ins Ohr. »Nein, ich komme doch mit«, sagt er. Kommst du nicht, denke ich. Wo ist der Deniz, der es scheinbar doch ernst meint, der verstanden hat, dass ich Anlauf brauche? Und dann sagt der andere Deniz, Mister International, diesen dritten Satz. »Iâll fuck you now, Miss Kilian.« Nein, Deniz. Wirst du nicht.
Der Karriere-Typ
Olli, sportlich-männlicher Typ, 28 / 1 , 85  m, beruflich wie menschlich erfolgreich, sucht fröhliche Sie. Wenn du hübsch, solo und berufstätig bist, bist du die Richtige! «
Aha. Ganz schön viel »Beruf« in zwei Sätzen. Wir treffen uns am Lietzensee. Olli schiebt mich in eine seiner Kreativpausen, wie er sagt. Ist ja nett von Olli. Hauptsache, ich finde mein Erstes-Date-Verhalten nicht in einer der nächsten Werbekampagnen seiner Agentur wieder. Die sitzt in Mitte, ist ziemlich bekannt und fängt mit »Scholz and Friend« an. Seit einem knappen halben Jahr arbeite er für die,
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