Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
hinweg. Wohlwollend, offenbar. Sie springt auf und begrüÃt mich mit einem sahnigen »Wie schön, dass es geklappt hat« im Flötenton. Ich nehme im Ohrensessel neben ihr Platz. Nachdem die ersten Floskeln ausgetauscht sind, will sie mehr von mir wissen.
Und kaum beginne ich, dieser Fremden mein Innerstes auszubreiten, hat sie schon ihren Platin-Kuli gezückt und schreibt fleiÃig mit. Zwischendurch hebt sie immer wieder ihren Kopf und sagt Dinge wie: »Aber Sie sind doch bestimmt auch romantisch« oder »Und neben der Oper mögen Sie doch sicher auch Kunst, oder?!« Und noch während ich antworte, setzt sie fleiÃig ein Häkchen nach dem anderen auf ihr Papier. So entsteht innerhalb von vielleicht zehn Minuten ein Bild von mir, das sie als »Exposé« bezeichnet. Das kannte ich bislang zwar nur von der Wohnungssuche, aber gut.
Als wir schlieÃlich mit der Datenerhebung durch sind, erklärt mir die Chefin, wen sie denn so alles »im Pool« habe. Da sei der Italiener aus Luzern, mit dem breitesten Lächeln, das sie je gesehen habe, der sei ja sehr wählerisch, aber ich würde ganz bestimmt in sein Raster passen. Und sie habe ja auch viele, viele Prominente unter ihren Kunden, ach, ich würde mich ja so gut im Rampenlicht machen, ein neuer Haarschnitt hier, ein bisschen mehr Schminke da ⦠Und schon sei ich der geborene Celebrity. Sie habe auch nichts dagegen einzuwenden, wenn ich dann mal ihren Namen vor der Presse fallen lassen würde, so oft schaue sie in Bunte und Co. und ärgere sich, dass niemand wisse, wer FuÃballer X mit Friseurin Y zusammengebracht habe.
Und falls das nichts für mich sei, ja, dann habe sie da auch noch den Professor aus München. Der sei zwar schon ein bisschen älter, aber geistig noch topfit. Und der wünsche sich eine unter 30-Jährige, so wie ich es sei, die könnte sich dann Kinder von ihm machen lassen. Und, na ja, was seien schon 30 Jahre Altersunterschied bei einem derart intelligenten Mann. Ãberhaupt, die ganzen Prominenten, die hätten sogenannte VIP-Verträge mit ihr und dürften die Exposés der neuen Frauen immer als Erste sehen. Ach ja, sie könne mir bestimmt einige interessante Männer vorstellen, ob mit Haus an der Côte dâAzur oder in den Schweizer Bergen, ja, ja. Und so flötet sie vor sich hin, während sie fast beiläufig ein weiteres Blatt Papier aus ihrer lammledergefütterten Ringbuchmappe zieht.
»Persönliche Vereinbarung« steht da drauf. Und: »Der Auftraggeber beauftragt das Institut, ihn bei der Wahl eines passenden Partners zu unterstützen.« Und unter Punkt sechs steht dann: »Für die oben genannten Tätigkeiten des Instituts zahlt der Auftraggeber ein einmaliges Honorar in Höhe von 3781,51 Euro. Plus Umsatzsteuer 718,49 Euro, Gesamtbetrag 4499,00 Euro.«
Ein Schnäppchen quasi. Als die Chefin der Agentur meinen durchaus irritierten Blick bemerkt, streicht sie augenblicklich die Zahlen auf dem Papier durch und sagt: »Ach, Sie sind ja so eine SüÃe, wissen Sie, ich mache Ihnen ein besonderes Angebot. Meinen âºTeenie-Vertragâ¹.« Sie wolle nur sagenhafte 1500 Euro von mir. Das sei im Vergleich zu ihren VIP-Kunden, die bis zu 30000 Euro zahlen â oder auch zu dem Ehepaar aus dem Penthouse an der Alster, das gerade seine Tochter über sie vermitteln lassen wolle â, ja verschwindend wenig. Ich reagiere immer noch nicht. In Gedanken freue ich mich über meine Eltern. Die wollten mich noch nie prostiÂtuieren.
Ja, weiter könne sie jetzt aber wirklich nicht runtergehen, sagt die Agenturchefin, irgendwie müsse sie sich ja finanzieren. Als ich zaghaft nach dem »jungen Mann, der Puccini und Verdi liebt,« â wegen dem ich mich eigentlich gemeldet hatte â frage, sagt sie: »Ach, ja, der Marco, hm, ja, das ist ein toller Mann. Aber, hm, ja, den habe ich gerade erst vermittelt, also der ist raus.«
Ja, ich dann auch. Eine Woche später bekomme ich eine E-Mail. »Sehr geehrte Frau Kilian, gern würde ich zu Ihrem persönlichen Glück beitragen. Vielleicht kommen wir irgendwann doch noch zusammen. Herzliche GrüÃe.«
Guten Gewissens schaue ich nach »normalen« Männern.
Dem Feuerwehrmann?
» Die Besten sind sowieso schon weg? Hier ist einer! Timo, 25/1,87 m, Feuerwehrmann, sportlich-muskulöse Figur, blaue Augen. Ihm fällt immer
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