Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Der bin jetzt ich.
    Â»Habt ihr es denn mal mit einer offenen Beziehung versucht?« – »Ja, aber die Männer, die ich so kennenlerne, finden mich meistens nach zwei Wochen etwas komisch.«
    Wow, denke ich, so seltsam und doch so ehrlich. Irgendwie passt sie doch ganz gut zu ihrem Mann.
    Â»Wo wohnt denn dein Mann jetzt?«, will ich wissen.
    Â»Ã„h, also noch wohnen wir zusammen.« – »Aha, und was meinst du, wird er sagen, wenn ich dich mal besuchen komme?« – »Och, mit dem wirst du schon fertig.«
    Ja, denke ich, so einen Kampf mit einem computerspielenden Mathe-Nerd als Vorspiel wollte ich immer schon mal machen. Ich bin »Super Mario«, er ist Endgegner »Tatanka«, und »Töff-Töff29« ist die Prinzessin. Ein tolles Rollenspiel! Dabei weiß doch jeder, der mal einen Horrorfilm gesehen hat, dass am gefährlichsten nicht die Psychopathen mit Fleischermesser ( Halloween), überdimensionale Schleimkugeln (Der Blob) oder die Eis­hockeymaskenträger (Freitag der 13.) sind, sondern? Richtig: pornoguckende Computer-Nerds. Nerds rächen sich immer irgendwann.
    Ach ja, wir wollten ja DVDs gucken. Also ich will natürlich nicht mehr. Oder anders gesagt: Die Anwendung von Dr. Hirschs bewährter Sexualresonanztherapie steht gerade massiv auf der Kippe. Ich nehme zwei kräftige Züge aus meinem Bierglas.
    Â»Was hast du denn für einen Film mitgebracht?«, blubbere ich ins Glas.
    Â»Ach ja, also ich hab zwei Filme dabei.« Sie reißt erwartungsvoll die Augen auf, als hätte sie die noch unveröffentlichten Kinofilme vom nächsten Jahr im Gepäck. Hoffentlich hat sie ein bisschen in der Schmuddelecke ihres Ehemanns gekramt, denke ich. Damit hätte sich der Abend für mich schon gelohnt.
    Sie zieht den ersten Film heraus. Er heißt Zombieland .
    Â»Der ist super witzig, den habe ich schon mal gesehen«, brüllt sie mich an. »Aha, und worum geht’s da?«, heuchle ich Interesse. »Da geht’s um zwei Typen, die in einer Kleinstadt Zombies umbringen, ist echt zum Schießen!«
    Â»Cool«, lüge ich. »Und der zweite Film?«
    Â»Töff-Töff29« fängt an zu lachen und zu glucksen, das sich schnell zu einem eselhaften »I-aaah« hochschaukelt.
    Â»Aa-a—a-a-also, i-aaahh, i-aaaah, da habe ich ehrlich gesagt einfach mal ganz frech in die große DVD-Wühl­ecke gegriffen, i-ahhhh, i-aaaahhh!«
    Vor mir liegt eine Low-Budget-Produktion mit dem Namen Quarantäne .
    Auf dem Cover lese ich irgendwas in Richtung: »Am 11.März 2008 wurde auf Befehl der US-Regierung ein Appartement-Komplex in L.A. von der Polizei abgeriegelt. Seitdem fehlt von den Bewohnern jede Spur. Bis heute.«
    Das gefällt mir als Konzept schon besser: Menschen, die plötzlich verschwinden und sich nie wiedersehen müssen. So wie ich und sie jetzt. Hey, Töff-Töff, nimm es mir nicht übel, dass wir uns nicht mehr sehen können. Ich wurde entführt. Die US-Regierung ist schuld!
Selbst macht sich‘s die Frau
    Zwei Monate sind es, bis Marc und ich uns wiedersehen können. Da sehe ich ja Milosz öfter! Es wird Zeit, das selbst in die Hand zu nehmen. Warum nicht eine eigene Anzeige schalten? Ja, find ich gut. Ist aber gar nicht so einfach. Seit drei Tagen überlege ich nun immer wieder, wie ich mich denn auf vier bis fünf Zeilen beschreiben könnte. Inklusive wonach ich suche. Weder das eine noch das andere mag mir gelingen. Ich weiß, daran könnte die ganze Problematik liegen. Aber ich kann ja schlecht in die Anzeige schreiben: »Kann sich bitte einfach jemand auf mich drauflegen?«
    Da frag ich doch lieber meine Freunde, wie meine Anzeige aussehen könnte. Oder, noch besser, meine Familie. Die kennen mich schließlich am besten und sind definitiv geblendet – sein eigen Fleisch und Blut muss man ja toll finden. Ich beauftrage also meine Mutter. Und meine Großmutter. Die bemühte sich schon immer um den passenden Partner für mich. Besonders gern, wenn mein Freund damals mit am Fürstenberg-Porzellan-Tisch saß. Da jedoch weder er noch ich uns mit Wayne Carpendale oder Patrick Nuo anfreunden konnten (höchstens mit Sasha, aber der meldet sich einfach nicht), freut sie sich über die neue Chance. Und so stellen die zwei sich das vor:
    Â» Hübsche und intelligente 26 -Jährige mit blondem Haar sucht die Bekanntschaft eines