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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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Englisch kannst du neben Beschimpfungen auch. Toll! Wann löst du denn auf?«, schreibe ich ihm. Was er erreichen will, hat er dann wohl erreicht. Langsam werde ich wütend. Und Nils still. Er antwortet nicht mehr.
    Ob er weiß, dass der Barney-Stinson-Darsteller im realen Leben schwul und Teil eines glücklichen Doppel-Vater-Teams ist?
Prinz 2.0
    Zurück zu den netten Antworten. Zu Daniel, dem Augsburger zum Beispiel.
    Â»Vielleicht hast du ja Lust, mit mir zu telefonieren, bevor wir uns treffen?«, schreibt er. »Die beste Zeit für ein ruhiges und vielleicht ausgedehntes Gespräch ist nach 19 Uhr. Dann habe ich unter Garantie Feierabend und mich schon ein wenig entspannt.«
    Gut, mit 19 Uhr Feierabend kann ich zwar nicht dienen, aber das Internet kann ja doch mal ganz praktisch sein. Er schreibt tags, ich nachts. Und schon drei Nächte und Tage später sind wir verabredet.
    Â»Also meine Eltern wohnen in Glindow. Ich hätte keine Probleme damit, nach Berlin reinzufahren, wenn ich sie in drei Wochen besuche. Dann trinken wir Kaffee«, schreibt Daniel. Und: »Ich freue mich schon auf dich.« Und ich freue mich, dass er so unkompliziert ist und einfach mal plant. Ich schicke ihm mein Foto, damit er mich beim Treffen erkennt, und schreibe: »Wie schön, ich freue mich auch auf dich!« Daniel schickt ein Foto zurück.
    Von einem Schloss. Auf dem er wohnt. Kein Witz. Er wohne da aber nicht allein, sagt er. Sondern in einer Zweck-WG. Ein Prinz 2.0. »Wenn ich den Leuten davon erzähle, glauben sie mir meistens nicht, dass ich in solch einem Haus wohne«, schreibt Daniel.
    Zu Recht. Die Fotos, die Daniel mitgeschickt hat, sehen einfach zu schön aus. Ein kleines, weiß getünchtes Schloss, gotischer Stil, rote Spitztürmchen inklusive Kreuzrippengewölbe. »Du musst mir unbedingt noch ein paar Innenansichten zeigen – so Überbleibsel wie den Kamin, kleine Steintreppen oder versteckte Kammern am besten«, schreibe ich Daniel. Hoffentlich hält er mich nicht für allzu schlossgeil … »Die Entscheidung für das Zimmer war ganz einfach«, antwortet Daniel. »Abgesehen von dem Haus, kann ich innerhalb von einer Minute mitten im Wald stehen. Und so bin ich entweder mit dem Rad oder zu Fuß in den Wäldern unterwegs. Bei meinen Ausflügen habe ich schon viele Orte entdeckt, die dich auch interessieren würden.« Und: »Vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit, dass ich dir das alles zeigen kann.« Ach, Daniel. Das wäre schön. Ich freue mich, ihn kennenzulernen.
    Samstag, zehn Uhr. Auf dem Weg zu Starbucks, die Friedrichstraße runter, fällt mir auf, dass ich mir vor lauter Schlösser-Begeisterung das Foto von Daniel nicht noch einmal angesehen habe. Soweit ich mich erinnere, war es aber auch relativ verschwommen. Aber der da vor dem Eingang steht, dunkelhaarig, Jeans, Anorak, groß – der müsste es sein. Als ich näher komme, dreht sich Vermeintlich-Daniel leicht nach links weg. So, dass er mit dem Profil zu mir steht. Aber er schaut mich weiter an. Das sieht natürlich leicht angestrengt aus. Ich trete auf ihn zu. »Daniel?« »Ja, hey, Mensch, schön, dass du da bist«, sagt Daniel. Ich drücke ihm die Hand – immer noch steht er nur mit der rechten Seite zu mir gewandt da. »Ist alles okay?«, frage ich ihn. Vielleicht hat er ja Zug bekommen, kann man ja nicht wissen. »Ja, ja, wollen wir rein?«, sagt Daniel und dreht sich um Richtung Eingangstür.
    Und da sehe ich es. Daniel fehlt ein Ohr. Also, links. Da ist nur so etwas wie ein Knorpel, der über den Ohreingang ragt. Das klingt wahrscheinlich schlimmer, als es aussieht. Wirklich. Aber Daniel scheint es unangenehm zu sein. Sowohl an der Kasse als auch im Sessel, in den er sich mir gegenüber mit Moccacino in der Hand setzt, dreht er stets nur die rechte Seite zu mir. Ich habe keine Ahnung, wie man damit umgeht, merke aber, wie ich verkrampfe – und spreche ihn deshalb einfach darauf an. »Sag mal, Daniel, mit deiner linken Seite, da kannst du auch schlecht hören, oder?«, frage ich ihn. »Ja, da bin ich komplett taub«, sagt Daniel. Und guckt entschuldigend. »Oh, das tut mir leid, ich dachte nur, ich frage dich lieber gleich, was dir da passiert ist, sonst wissen wir beide, dass wir das Thema die ganze Zeit zwanghaft versuchen auszusparen«, sage ich. »Nein, nein, das ist schon

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