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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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richtig, ist einfach ein Geburtsfehler«, sagt Daniel. Wow, das hat gutgetan. Also, dass wir das gleich angesprochen haben. Dann sind wir damit auch durch, ist doch super. Und tatsächlich – ab diesem Moment unterhalten wir uns locker miteinander.
    Daniel erzählt mir von seinem Studium in Frankfurt, seiner Arbeit als Feinmechaniker für Kamerazubehör und seinem Freundeskreis, den er hauptsächlich nach der Schulzeit aufgebaut habe. »Da wurde ich nicht mehr gehänselt«, sagt Daniel. Oh je. »Manche Menschen sind echt bescheuert«, sage ich ihm. »Ja«, sagt Daniel.
    Eine Stunde später besteht er darauf, mich zur Arbeit zu bringen. Wir laufen zu Fuß die Charlottenstraße runter, überlegen, ob wir uns an Ostern wiedersehen könnten, wenn er wieder bei seinen Eltern zu Besuch ist. »Ich werde da wahrscheinlich selbst zu Hause sein«, sage ich. »Hm, dann vielleicht ein anderes Wochenende im April?«, fragt Daniel. »Wird schwierig«, sage ich. »Prinzipiell?«, fragt Daniel. »Ja«, sage ich. Ich bin echt bescheuert.
Apropos bescheuert
    Â» Sehr geehrtes Fräulein Alexandra, hiermit möchte ich bitte Ihrem Gesuch im Zeit-Magazin Fünf meine Sympathie ausdrücken. Unternehmungslust bestimmt mein Leben, wobei mich viel Phantasie, Kultur, Essen, Gesellschaft, Sport und Bildung immer begleiten. Ich bin ein 168  cm großer, 1984 in Berlin geborener junger Herr, der jetzt in Wolfsburg lebt. Vielen Dank und alles Gute. Mit freundlichen Grüßen, Patrick Pekrawa «
    Patrick, Patrick, was ist da bloß los. Wenn er das nicht ernst meint, okay. Wenn doch, oh weh. Ich schreibe ihm, dass ich mich freue, wie gewählt er sich ausdrücken kann – wir jedoch gern ganz normal miteinander reden können. Und Patrick antwortet: »Sehr geehrte Alexandra, hiermit danke ich Ihnen herzlich für Ihr Interesse und bitte Sie herzlich, offen und frei zu reden, wie Sie es mögen. Es muss schon sehr viel passieren, dass ich mir einen Ton verbiete. Selbst meinen Ton zu ändern missfällt mir jedoch. Erst recht beim Kennenlernen fremder Menschen. Aber bitte, nichts für ungut. Nach Wolfsburg zog ich, um ein Studium des Autobauens anzutreten. Mein Ziel ist es, Autobauer zu werden. Zugegeben, es läuft nicht überragend, und so arbeite ich vor allem in den Ferien an »Plan B«. In der Freizeit habe ich das Glück, an einem Gesellschaftstanzkurs teilzunehmen. Dieses Erlebnis zeigte mir, wie wichtig menschliche Nähe sein kann. In der Kindheit bis zum Abi gab es diese Nähe automatisch. Doch nun, als werdender Herr in der Erwachsenenwelt, in fremder Stadt und Hochschule, nicht mehr. Zugegeben, ich vermisse menschliche Nähe, aber keinesfalls diese von Familie, Kumpels oder Freunden. Dann sah ich Ihre Anzeige. Ansprechend und sympathisch. So kam es. Mit freundlichen Grüßen, Patrick Pekrawa.«
    Okay, das meint er nicht ernst. Entweder wir haben hier einen Fall von »und täglich grüßt das Milosz-Tier« – oder er ist der zweite Stefan, der Lust auf Spielchen hat. Drecksau. Ich hab nie behauptet, dass das nicht Spaß machen kann. Aber: Man sollte sich schon gegenübersitzen, -stehen, -liegen. Und »Pekrawa«? Als »Autobaustudent« in Wolfsburg? Hase. Wenn du mit mir spielen willst, dann richtig. Etwas mehr Einfallsreichtum als seinen Nachnamen nach dem Studienobjekt, » Pe rsonen kra ft wa gen«, zu betiteln gehört da zum Beispiel zu.
    Â»Lieber Patrick, ich finde es trotzdem merkwürdig. Solltest du tatsächlich in diesem Stil schreiben, habe ich jemanden wie dich noch nie gelesen«, antworte ich. Und: »Sollte da jemand anderes hinter ›Herrn Pekrawa‹ stecken, freue ich mich drauf, ihn kennenzulernen. Liebe Grüße von der geehrten Alexandra.« Ob er nun vernünftig wird?
    Â»Sehr geehrte Alexandra, mit Verlaub, ich fühle mich leider nicht wie Ihre richtige Wahl. Vielen Dank für Ihr Interesse. Alles Gute und viel Erfolg. Mit freundlichen Grüßen, Patrick Pekrawa.«
    So viel zur Suche nach dem adäquaten Herrn …
Und es gibt sie doch
    Drei Wochen ist es nun her, dass meine Anzeige erschienen ist. Und, werter Milosz, ich kann nur sagen: Gut, dass ich mich für die Printvariante entschieden habe. 28 Männer haben geantwortet. 28! Auf eine Vier-Zeilen-Annonce, in einem Druckwerk! Die digitale Revolution scheint den Dating-Markt

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