Mannerfreie Zone
müde aus. Sofort fallen ihr die Augen zu. Mein Dad und ich reden kaum miteinander, als wir zur Bushaltestelle fahren.
Er bietet mir an, mich in die Stadt zu fahren, aber ich möchte jetzt lieber alleine sein. „Das brauchst du nicht, Dad. Du solltest jetzt lieber zurück zu Mom gehen. Aber bitte ruf mich an, wenn irgendwas los ist oder es Neuigkeiten von den Ärzten gibt. Bitte.“
Mein Dad nickt. „Du solltest endlich mit deiner Schwester sprechen.“
„Das habe ich.“ Mein Dad sieht mich Kopf schüttelnd an. Zum Glück muss ich jetzt aussteigen. Schnell gebe ich ihm einen Abschiedskuss.
Als ich nach Hause komme, bin ich wahnsinnig müde und schlafe sofort ein. Todd weckt mich. Er ist in Sri Lanka. Er klingt müde und weit entfernt. Zwischen unseren Sätzen ist immer diese komische Verzögerung, und wir fallen uns ständig gegenseitig ins Wort.
„Ich dachte schon, du hättest mich vergessen“, sage ich, nachdem er die Firma, die er inspiziert, beschrieben hat.
„Nein, ich hatte nur wirklich viel zu tun. Ich wollte schon früher anrufen.“ Wir schweigen einen Moment.
„Dieser Anruf ist viel zu teuer, um zu schweigen“, sage ich, während er im gleichen Augeblick erklärt, dass zum Glück seine Firma für alles bezahlt. Ich stelle ihn mir in einem unpersönlichen Hotelzimmer vor und wie wir zusammen getanzt haben.
„Was machst du gerade?“ Doch noch während ich frage, erzählt er mir bereits, wie langweilig es ist, auf seinem Bett zu sitzen und fernzusehen. Zumindest scheinen wir die gleiche Wellenlänge zu haben. Ich hole tief Luft.
„Ich muss immer an dich denken“, sage ich etwas zu schnell, denn gleichzeitig erklärt er: „Ich habe ein Mädchen in Atlanta kennen gelernt.“
Dann sagen wir beide wie aus einem Mund: „Oh.“ Ich beschließe, zu schweigen und ihn reden zu lassen.
„Eve.“ Seine Stimme ist so sanft. Ich muss daran denken, wie wir zusammen auf dem Futon eingeschlafen sind und was für ein Feigling ich war. „Ich wünschte … Mist.“
„Nun, vielleicht hättest du dann lieber das Mädchen in Atlanta anrufen sollen. Es ist schon spät, und ich muss morgen arbeiten.“ Ich meine es nicht so, wie es klingt. Ich will nicht verbittert sein.
„Oh Eve“, flüstert er. Er klingt so einsam, und ich komme mir so mies vor. „Okay, dann lass ich dich schlafen.“ Daraufhin kann ich nichts anderes tun, als mich zu verabschieden, und ich versuche, es nett klingen zu lassen, aber das funktioniert nicht.
Kurz bevor er auflegt, höre ich ihn sagen: „Ich vermisse dich auch.“
Wahrscheinlich denken Sie jetzt, was für ein Baby ich doch bin, und obwohl ich es normalerweise ablehne, alles auf das prämenstruelle Syndrom zu schieben, so glaube ich doch, dass ich bald meine Tage bekomme. Ich weine ein wenig, und während ich immer wieder einen alten Kinderreim vor mich hinmurmle, schlafe ich ein.
Am nächsten Morgen besucht mich Mabel. Ich bin noch immer sauer, dass sie mich dazu gebracht hat, meinen Job zu lieben. Sie lächelt und sieht zugleich sehr besorgt aus.
Yoga for Life
hat gerade zwei Leute entlassen. Ich wünschte, ich könnte auch so viel Vertrauenswürdigkeit wie sie vortäuschen.
„Na, Eve, wie läuft es?“
„Wissen Sie, Mabel, es ist nicht ganz einfach, schließlich wurde die Frau, die so was wie eine Mentorin für mich war, völlig unerwartet gefeuert. Und jetzt hat hier jeder Angst. Die Atmosphäre in diesem Büro ist gerade nicht sonderlich gut.“ Das entmutigt sie überhaupt nicht. Mabel hört einfach nur das, was sie hören will. Sie nickt bedächtig und dreht mir dann die Worte im Mund rum.
„Eve, Sie werden bei vielen Veränderungen hier eine wichtige Rolle spielen.“ Sie schaut mir fest in die Augen, sie lächelt. „Sie sollen uns bei den Vorstellungsgesprächen helfen.“
„Moment, verstehe ich das richtig, dass sie jetzt neue Leute einstellen, wo sie gerade so viele gefeuert haben? Das ergibt doch keinen Sinn.“
„Eve, hier entstehen eine Menge bahnbrechende neue Positionen. Wir werden beginnen, wirklich kreativ zu arbeiten, das wird von uns viel Kraft und Mühe abverlangen. Sie müssen sich an den Gedanken gewöhnen oder sich nach etwas anderem umsehen.“ Sie lächelt und wartet, bis ich das verdaut habe. „Ich bin sicher, Sie werden schon bald die Vorteile für Prescott Nelson erkennen.“
„Was soll das heißen, Mabel?“ Sie reicht mir eine Mappe mit Lebensläufen.
„Könnten Sie bitte Gesprächstermine für diese Bewerber mit Herb
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