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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Papa Ariella
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meine Sachen abzulegen. Dort steht ein riesiger Blumenstrauß. Ich kann es nicht fassen. Kommt der vielleicht von Rob? Er hatte zwar schon immer das perfekte Timing, aber das konnte er nun wirklich nicht wissen. Todd? Nein, der schmachtet einem Mädchen aus Georgia hinterher. Auf der Karte steht:
    Liebe Eve
,
    danke für Ihre Arbeit. Happy Secretaries Day
.
    Herb
    Ich kann auf keinen Fall hier bleiben. Ich schreibe Herb eine E-Mail, in der steht, dass es mir nicht gut geht und ich deshalb nach Hause gegangen bin. Ich lasse nicht einmal die Rechtschreib-Prüfung über den Text laufen, sondern fliehe so schnell ich kann.
    Weinend laufe ich durch die Straßen. Ich komme mir so albern vor. Als ich unsere Wohnung betrete, zittere ich am ganzen Körper. Ich lege mich auf die Couch und weine weiter. Lange habe ich nicht mehr so geweint, und ich habe keine Ahnung, wann es wieder aufhören wird, aber offenbar schlafe ich darüber ein. Als ich aufwache, steht Roseanne neben der Couch, sie sieht besorgt aus.
    „Eve, ist ja schon gut.“ Sie umarmt mich, und dann kocht sie mir eine Suppe.
    Also ist es schließlich doch passiert. Endlich habe ich meinen Nervenzusammenbruch. Ich weine die ganze Nacht und den nächsten Tag bis zum Nachmittag. Roseanne schläft in meinem Bett, streichelt mein Haar und sagt immer wieder, dass alles gut wird. Am Morgen ruft sie Herb an und erzählt ihm, dass ich eine schlimme Darmgrippe hätte und nicht von der Toilette runterkomme. Ich höre, wie sie lacht, und kann mir vorstellen, was für einen idiotischen Kommentar er dazu abgegeben hat.
    „Er scheint doch ein ganz netter Kerl zu sein“, sagt Roseanne, nachdem sie aufgelegt hat. Jetzt muss ich noch heftiger heulen. Trotzdem kann ich sie davon überzeugen, dass sie mich alleine lassen kann. Ich habe ja nicht vor, mich umzubringen oder so, ich kann nur einfach nicht aufhören zu heulen. Ich erkläre ihr, dass ich meine Tage bekomme. Ich möchte so gerne glauben, dass es daran liegt.
    Die nächsten beiden Tage verbringe ich auf der Couch, abwechselnd heulend und fernsehend. Das Ganze ist wirklich ziemlich befreiend. Ich rauche in unserer Wohnung, weil ich weiß, dass Roseanne sich nicht beschweren wird. Sie ist noch immer mitten in dieser Revision, deshalb kommt sie abends sehr spät nach Hause und arbeitet auch am Wochenende. Sie versucht, mich zum Essen zu überreden, aber ich bekomme nur Suppe und Tee hinunter. Ich hätte das schon längst tun sollen.
    Genau, viel zu lange habe ich den einfachen Weg gewählt, war immer nur nett zu allen. Ab jetzt geht es nur noch um mich. Nur noch um Eve. So ist es. Nur ich und mein Bett und mein Sofa und mein Fernseher. Glücklich vereint. Ich könnte für immer hier liegen. Als ich meine Nachrichten bei der Arbeit abhöre, ist nur eine von Chuck da:
    „Hey, Eve, hier ist Chuck. Ich wollte dir nur mal meine Nummer hinterlassen für den Fall, dass du reden willst. Ich bin da. Ich weiß, dass du seit längerem nicht mehr mit deiner Schwester gesprochen hast und wahrscheinlich auch nicht mit mir reden willst, aber manchmal ist es mit einem Fremden wirklich leichter, und ich verspreche, dass alles unter uns bleibt.“
    Das erscheint Ihnen jetzt merkwürdig, nicht wahr? Ist es aber nicht, er klingt sehr aufrichtig (nicht aufrichtig wie Mabel, sondern einfach aufrichtig). Ich schreibe seine Nummer auf und lösche die Nachricht.
    Dann fange ich wieder an zu weinen. Ich weiß, dass ich meine Mom anrufen könnte, aber ich will nicht, dass sie sich jetzt auch noch Sorgen um mich macht. Außerdem, wenn es ihr nicht gut gehen würde, hätte mich schon jemand benachrichtigt, oder? Vielleicht auch nicht.
    Als Roseanne am Montag nach Hause kommt stellt sie sich mit den Händen in die Hüften gestemmt neben mein Bett. Ich vermute, ihre Revision ist beendet, denn es ist erst halb sechs. „Eve, du riechst schlecht. Ist dir das eigentlich klar? So kann es nicht weitergehen. Du musst aufstehen.“
    „Ich habe einen Nervenzusammenbruch, Roseanne, lass mich in Ruhe.“
    „Du hast keinen Nervenzusammenbruch, Eve, heutzutage hat kein Mensch mehr einen Nervenzusammenbruch. Jeder nimmt
Prozac
, was du scheinbar nicht willst. Du tust dir einfach selbst Leid, und das muss jetzt aufhören. Hör auf mit dem Drama. Steh auf, dusch dich, zupf dir die Augenbrauen, fön dir das Haar und iss etwas Anständiges.“
    „Schrei mich nicht an!“ brülle ich, Rotz läuft mir aus der Nase.
    „Das sieht echt attraktiv aus, Eve.“
    „Ist mir

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