Mannerfreie Zone
erfahren.“
„Hm. Ich würde gerne Ihre letzte Gehaltsabrechnung sehen, und von Roseanne brauche ich auch etwas. Vielleicht eine Bestätigung von ihrem Arbeitgeber?“ Diese Mrs. Yakimoto ist zäh, frustrierend zäh.
„Natürlich. Ich schicke es gleich los.“
„Sie können es ins Büro meines Mannes faxen.“ Diese Mrs. Yakimoto macht es uns wirklich nicht leicht, obwohl uns die Wohnung doch einfach zusteht!
Mist! Mist! Mist! Ich rufe Roseanne an. Sie ist gerade von einem zermürbenden Vorstellungsgespräch zurück gekommen, von dem sie mir erzählen will. Ich unterbreche sie sofort, um ihr die Neuigkeit zu erzählen.
„Was sollen wir jetzt tun?“ Sie klingt, als wäre sie den Tränen nahe. Warum muss immer ich das Kopfkissen zum Ausheulen sein? Aber ich habe keine Zeit, mich das zu fragen. Stattdessen entwickle ich einen wirklich brillanten Plan. „Roseanne, pass auf, ich melde mich gleich noch mal.“ Ich rufe Tabitha an.
„Was gibt’s?“ fragt sie, offenbar wegen gestern noch etwas beleidigt. „Willst du eine Zigarette?“
Nach einer Menge Bitten und Flehen und der Versicherung, dass ich sie mehr mag, als irgendjemanden sonst (vor allem Roseanne), ist sie einverstanden sich als Roseannes Chefin auszugeben. Eine Idee, die garantiert nicht mehr lustig wäre, wenn sie Realität würde. Die Bestätigung, die ich auf
NY By Night
-Briefpapier tippe, liest sich so:
Roseanne Sullivan wird ab 1. November als Redaktionsassistentin für
NY By Night
arbeiten. Ihr Gehalt beläuft sich auf achtunddreißigtausend Dollar für dieses Jahr, danach wird über den Vertrag neu verhandelt. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie mich an
.
Mit freundlichen Grüßen
Tabitha Milton
Vize-Präsidentin
NY By Night
Ich rufe Roseanne an, um ihr zu erklären, was für einen Job sie hat und sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie beim nächsten Mal nett zu Tabitha sein soll. Kaum eine Stunde, nachdem ich das Fax losgeschickt habe, ruft Mrs. Yakimoto Lorraine an (die ich als Referenz angegeben habe) und hinterlässt eine Nachricht auf Tabithas glücklicherweise unverdächtiger Mailbox.
Auch wenn Tabitha so tut, als ob sie genervt ist, macht es ihr in Wahrheit Spaß. Sie ruft Mrs. Yakimoto zurück. Ich kann das Gespräch mithören. Diesmal geht Mrs. Yakimoto ausnahmsweise mal selbst ran. Tabitha klingt sehr professionell. „Mrs. Yakimoto, hier ist Tabitha Milton. Sie haben eine Nachricht hinterlassen?“
„Ja, ich wollte mit Ihnen über Roseanne Sullivan sprechen.“
„Oh, natürlich, das ist unsere neue Mitarbeiterin. Ich habe eine Bestätigung geschrieben …“ Tabitha imitiert nun
Big C
.
„Genau. Sie wird achtunddreißigtausend Dollar verdienen?“
„Genau, und sehr wahrscheinlich einen Bonus, von dem sie noch nichts weiß.“ Wow, das haben wir nicht abgesprochen. Was für eine Schauspielerin!
„Wirklich? Und kennen Sie Eve Vitali?“
„Ich kenne sie, aber sie arbeitet für eine andere Zeitschrift. Ich glaube, sie schreibt auch Artikel.“ Tabitha sollte schon mal ihre Oscar-Rede vorbereiten.
„Die beiden sind noch so jung, wie sind sie denn an so tolle Jobs rangekommen?“ Gute Frage.
„Sie sind einfach sehr talentiert. Haben Sie noch weitere Fragen?“
„Nein. Ich danke Ihnen.“ Mrs. Yakimoto ist genauso beeindruckt von uns wie ich.
„Du schuldest mir was“, sagt Tabitha.
„Tabitha, du warst großartig. Ich lade dich heute Abend auf einen Drink ein – zehn Drinks. Ich werde dir ewig dankbar sein.“
„Das will ich hoffen“, sagt Tabitha. „Aber ich hoffe, dass genug Männer da sind, die meine Drinks bezahlen, danke sehr.“
„Auf jeden Fall. Du bist die Coolste. Ich bin begeistert.“
„Hoffen wir mal, dass sie euch das verdammte Apartment gibt.“
„Sie muss. Sie muss einfach.“
„Gut, ich lasse dich jetzt mit deinem Gefühlsausbruch alleine. Komm nach der Arbeit zu mir, dann gehen wir aus.“
„Okay. Äh …“
„Sag’s.“
„Roseanne?“
„Mir egal. Sie kann mitkommen. Sag ihr einfach, sie soll nicht so viel Parfüm auflegen, oder am besten gleich ein anderes nehmen.“
Das bedeutet, dass Tabitha sich langsam an Roseanne gewöhnt. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.
Roseanne ist genauso begeistert über das Telefonat wie ich. Sie kann gar nicht recht glauben, dass Tabitha das für sie getan hat, genauso wenig, dass sie heute Abend mitkommen soll. (Gut, ich habe ein wenig übertrieben.)
Ich rufe Mrs. Yakimoto an, bevor ich das Büro verlasse. Sie erzählt mir,
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