Mannerfreie Zone
aufgenommen?“ frage ich sie jetzt.
„Ja, aber ich brauche einen neuen Dave, einen frischen, unverfälschten Dave.“ Für sie war es wirklich eine Qual, dass meine Eltern Jay Leno lieber mochten.
„Hm.“ Ich muss versuchen, sie irgendwie abzulenken. „Mal sehen, was auf Fox läuft.“
Es ist gar nicht so schlimm, am Montag aufzustehen. Erst liege ich noch eine Weile in meinem Bett und denke über die kommende Woche nach. Jeden Montag fürchte ich mich vor der Arbeitswoche, aber ich habe mir vorgenommen, meine Einstellung zu ändern. Diese Woche werde ich quasi als Gipfel meines neuen New Yorker Lebens mit den Chefs über meine Fahrrad-Geschichte sprechen.
Der Fußweg zum Büro ist toll, ich brauche fünfundzwanzig Minuten. Er ist ungefähr doppelt so lang wie mein früherer Weg von der Penn Station. Ich sehe viele Gesichter, die ich kenne, aber südlich der 34. Straße wird alles anders. Ich sehe die gleichen Menschen wie sonst auch. Das ist das Einzige an New York, was an eine Kleinstadt erinnern könnte, nämlich dieselben morgendlichen Gesichter zu sehen. Doch während ich hier laufe, bekomme ich einen ganz neuen Blick auf die Stadt.
Ich gelobe mir, zufriedener mit meinem Job zu sein. Ich meine, handelt es sich nicht um eine Traumfirma? Das erzählt mir doch jeder ständig, also sollte ich endlich einmal anfangen, daran zu glauben. Ich meine, ich könnte ja auch in einem Fast-Food-Restaurant arbeiten und Pommes frittieren.
Im Fahrstuhl angekommen lächle ich jeden an. Sie werfen mir schiefe Blicke zu. Niemand kann gut gelaunte Menschen an einem Montagmorgen ertragen. Das sollte ich respektieren, aber trotzdem lasse ich meine Stimmung nicht dämpfen. Es ist Lacey Matthews erster Tag. Sie steht schon wartend neben meinem Schreibtisch, als ich das Büro betrete.
„Guten Morgen, Eve. Ich habe keinen Computer.“
„Nun, ich habe letzte Woche angerufen, und es hieß, man würde versuchen, ihn heute zu bringen.“
Lacey beugt sich näher zu mir und schluckt – für den Fall, dass ich nicht verstehe, wie dringend es ist. „Ich bin engagiert worden, um Artikel zu schreiben. Und um zu schreiben, brauche ich einen Computer.“
„Hören Sie, Sie Hunde liebendes, talentloses, nur durch Beziehungen hier reingekommenes Aerobic-Flittchen, ich habe die ganze letzte Woche damit verbracht, den Gestank ihrer Hundepisse zu vertreiben. Ich hatte also weit Wichtigeres zu tun, als Ihren verdammten Computer zu bestellen.“ (Okay, das sage ich nicht wirklich, aber ich wollte Ihnen nur demonstrieren, wie schnell man seine neue, positive Einstellung verlieren kann.)
„Okay, also, ich werde mich bemühen, den Computer so schnell wie möglich zu besorgen. Momentan sind sie einfach völlig überlastet.“ Ich finde es toll, dass ich alles auf „sie“ schieben kann, weil niemand jemals wirklich hinterfragt, wer „sie“ eigentlich sind. Das ist der Vorteil, wenn man immer Mittelsmann ist. Genauso war es, als ich während meiner Schulzeit in der Drogerie arbeitete. Die Kunden, vor allem die älteren, glaubten immer, dass sich alle Produkte, die sie nicht auf den Regalen sahen, „hinten“ verbargen. Ich gab also immer vor, mal „hinten“ nachzusehen, obwohl es dort nur Putzmittel und eine große Kammer gab, in der wir üblicherweise Marihuana rauchten. Manchmal muss man eben tun, was die Leute von einem erwarten.
Lacey reicht mir eine Liste von Dingen, die sie braucht und die ebenfalls sehr wichtig für ihre Kreativität zu sein scheinen. Offenbar kann sie nur mit den teuersten Kugelschreibern schreiben und Termine nur in einem hundertfünfzig Dollar teuren Kalender eintragen.
Nur um ihr auf die Nerven zu gehen und ihre kostbare Zeit zu vergeuden, schicke ich an alle eine E-Mail.
Hey Leute
,
ich werde jetzt ins Lager gehen. Wenn jemand neues Büromaterial braucht, dann sagt mir bitte vor Feierabend Bescheid. Bitte fordert keine Gummibänder für nichtberuflichen Gebrauch an. Vergesst nicht die Firmenpolitik, was Hallensport angeht. Danke
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Eve
Umgehend bekomme ich etwa achtzehn Antworten mit der Bitte nach Post-it-Blöcken. Adam schreibt:
Eve
,
kannst du mir einen Apfel mitbringen? Danke. Adam
Ich glaube, Adam ist mein Lieblingskollege. Zwar glaubt er womöglich ernsthaft, dass uns ein biblisches Schicksal miteinander verbindet, doch bisher habe ich ihn mir vom Leib halten können. Es ist nicht gut, was mit Kollegen anzufangen.
Ich esse mit Tabitha zu Mittag und erzähle ihr von der Ratte Lacey und der
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