Mannerfreie Zone
Information, das hab ich getan. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen. Er war nicht an seinem Platz. Vielleicht ruft er mich nicht zurück und wenn doch, dann vergiss nicht, dass ich mich für deine Freundin nicht prostituieren werde. Okay?“
„In Ordnung. Lass mich nur wissen, wie es weitergeht.“
„Das werde ich.“
„Weißt du, Roseanne könnte auch deine Freundin sein. Sie ist um einiges netter als Nicole.“
„Das ist auch egal, denn Nicole ist eher ein Kontakt als eine Freundin.“
„Wenn du meinst.“
„Ich muss zurück. Ich glaube,
Big C
bekommt bald ihre Tage.“
Als ich vom Mittagessen zurückkomme, steht Lacey schon wieder neben meinem Tisch. Sie haben ihren Computer immer noch nicht geliefert. „Ich bin wie gelähmt ohne ihn! Ich verschwende Firmengeld, wenn ich keinen habe. Ich sitze einfach herum und tue nichts.“
Willkommen in meinem Leben. Muss sie denn nicht irgendjemanden anrufen? Oder soll ich ihr vorschlagen, sich ein paar von den alten Ausgaben anzusehen? Ich versuche eine andere Methode: „Haben Sie einen Laptop?“
„Ja, natürlich, aber ich habe ihn nicht mitgebracht. Ich hatte ja keine Ahnung, dass so was passieren würde.“
„Ich werde mein Bestes tun, damit der Computer bald hier ist.“ Sie schaut mich an, als ob sie mir nicht glaubt. Sie tut wirklich alles, was in ihrer Kraft steht, um mein positives Denken zu ruinieren.
„Gut, ich gehe jetzt mit Herb Mittag essen. Glauben sie, der Computer ist da, wenn ich zurückkomme?“
„Das kann ich wirklich nicht sagen. Wir können nur hoffen … und beten.“ Ich lächle. Sie schüttelt den Kopf und verschwindet zu ihrem tollen Mittagessen.
Ich begebe mich mit der Liste der Büroartikel sozusagen in die Gedärme von Prescott Nelson. Direkt unter der Empfangshalle befinden sich eine Menge Räume, die nur die Assistenten zu kennen scheinen. Dort befinden sich das Postzimmer, der Botenservice, der Materialraum, die Kopierer und der Catering Service. Sollte ich jemals die Höhen bei Prescott Nelson erklimmen, die Tabitha sich für uns vorstellt, wird dieses Wissen Teil meines Erfolges sein. Tabitha hasst es, hierher zu kommen, aber mich verblüfft es immer wieder, dass hier so viele Menschen einen noch viel undankbareren, wenn auch weitaus wichtigeren Job erledigen als ich.
Hier unten gibt es fast nur Männer, die alle fürchterlich nett sind. Vermutlich liegt es daran, dass ich nett zu ihnen bin, wo doch so viele Menschen sie gar nicht erst wahrnehmen. Es ist wie ein Netzwerk, eine Geheimgesellschaft, die ich jederzeit um Hilfe bitten könnte. In meinen langweiligsten Momenten (meistens kurz nachdem ich etwas rausgeschickt habe), stelle ich mir vor, wie sehr die Zukunft unseres Magazins davon abhängt, dass etwas rausgeschickt wird, dass Pakete geschnürt und Tausende von Kopien gemacht werden. Nur mein Wissen über die internen Arbeitsabläufe bei Prescott Nelson kann manche Tage erträglich machen. All die Jungs zusammengenommen sind der eigentliche Superheld dieser Firma, zumindest meinem eigenen Gerechtigkeitsempfinden nach. Das gibt mir Hoffnung.
Im Lager angekommen überreiche ich Roger, dem Typen aus der Karibik mit den Dreadlocks, der mich immer „Honey“ nennt, die Liste. Er gibt mir, was er hat, also Post-It-Blöcke, Schnellhefter, diese riesigen Schreibtischkalender, drei Ringbücher und Notizhefte.
„Kannst du das alles tragen, Honey?“ fragt er, als er das ganze Zeug auf meine Arme lädt. „Ich könnte heute Nachmittag jemanden mit einem Wagen hochschicken. Dann musst du das Zeug nicht tragen.“
„Nein, das geht schon. Ach so, kann ich vielleicht auch noch ein Päckchen Kugelschreiber haben?“ Ich möchte, dass Lacey irgendein Schreibutensil hat, damit sie nicht länger „Firmengeld verschwenden“ muss. Ich wähle die billigsten Stifte.
Danach steige ich vorsichtig in den Fahrstuhl. Ich wünschte, der Fahrstuhl würde auf kürzestem Weg in mein Stockwerk fahren, aber natürlich hält er im Erdgeschoss. Ein Typ steigt ein. Er riecht gut.
„Hey, wow, kann ich Ihnen vielleicht helfen?“
„Nein.“ Ich schiele über den Stapel auf seine Stirn. „Geht schon.“
Selbstverständlich muss der Fahrstuhl in jedem Stockwerk anhalten, obwohl niemand da ist, um einzusteigen. „Passiert das oft?“ Der gut riechende Typ will sich also mit mir unterhalten. Wenn ich nur sein Gesicht sehen könnte.
„Nun, manchmal schon“, antworte ich. Er muss neu hier sein. „Sieht so aus, als ob wir den
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