Mannerfreie Zone
Tabitha vor und wirbeln sie herum. Danach klappen wir auf unseren Stühlen zusammen und bestellen noch mehr zu trinken.
Das hier ist vermutlich die am wenigsten angesagte Kneipe, in der ich je war. Hier gibt es nicht einen einzigen Typen, der mich interessieren könnte, es ist überhaupt kaum ein Typ unter fünfunddreißig hier. Aber das macht nichts. Es ist keine solche Nacht. Der Barkeeper lädt uns auf ein paar Drinks ein.
„Ich muss gehen“, sagt Tabitha schließlich. „Ich muss Jaques anrufen. Er ist heute auf einer Party, doch inzwischen müsste er zu Hause sein.“ Wir bringen sie nach draußen. Sie springt in das wartende Taxi, als wäre sie auf der Flucht, aber sie dreht das Fenster herunter, bevor sie losfährt.
„Auf Wiedersehen“
, ruft sie auf deutsch und zwinkert mir zu.
„Das hat echt Spaß gemacht.“ Roseanne ist überrascht. Ich nicke, und wir laufen lächelnd nach Hause.
Als wir im Bett liegen, rufen wir uns wie die verdammten Waltons „Gute Nacht“ zu. Der Raum dreht sich, aber es ist mein eigener sich drehender Raum, hier mitten in New York.
Als er endlich aufhört, sich zu drehen, schüttelt mich Roseanne auch schon wach. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, aber mir ist schnell klar, dass irgendwas nicht stimmt. „Ich habe etwas gefunden. Sieh dir das an.“
Es ist elf Uhr. An einem Sonntag brauche ich noch mehr Schlaf. Ich habe gestern körperlich gearbeitet. Trotzdem folge ich ihr in die Küche, fluchend. Es riecht wirklich gut hier. Offenbar war sie schon einkaufen und bereitete uns gerade ein herrliches Frühstück zu, als die Tragödie eintrat. Sie deutet auf den Boden beim Herd.
„Ich war so glücklich, weil ich diesen hervorragenden kleinen Feinkostladen gefunden habe. Ich wollte ein Omelett mit Portobello Ziegenkäse machen und dich damit überraschen, aber dann habe ich das hier entdeckt.“
Ich habe nicht die geringste Ahnung, was es ist. Es sieht wie Dreck aus. Ich zucke die Achseln.
„Eve, das ist Kot, und zwar Rattenkot. Wir haben Ratten.“
„Du hast offensichtlich eine Gehirnwäsche von meiner Mutter bekommen.“
„Eve, was, wenn wir Ratten haben? Ich würde verrückt werden, wenn es hier Ratten gäbe.“
„Hier gibt es keine Ratten. Das ist einfach Schmutz.“
„Nein, es handelt sich um Kot.“
Ich betrachte den „Kot“ genauer. Ich bin nicht überzeugt.
Roseanne redet wirres Zeug: „Wir sollten deine Mutter anrufen. Sie weiß bestimmt, was zu tun ist.“
„Wir rufen meine Mutter nicht an! Das ist der erste Tag in unserer neuen Wohnung. In unserem neuen, aufregenden Leben. Und du willst meine Mutter anrufen?“
„Nun“, Rosie schluckt, „ja, das will ich.“
„Lass uns einfach dieses herrlich duftende Frühstück essen, das du gemacht hast, und uns beruhigen.“
Rosie seufzt. „Gut, lass uns essen, aber ich kann nicht einfach meine Augen davor verschließen. Ich weigere mich, mit Ratten zu leben.“
„Keine Sorge, Scarlett, du musst niemals wieder hungern.“
Obwohl unsere Küche groß genug ist, beschließen wir, im Wohnzimmer zu frühstücken. Roseanne hat auch selbst gemachte Bratkartoffeln mit Truthahnspeck zubereitet. Es ist ein kleines Festessen, das ich in meinem trauten Heim gerne genießen würde, aber Roseanne hört nicht auf zu seufzen und Blicke in Richtung Küche zu werfen.
„Okay, nach dem Frühstück besorgen wir ein paar Fallen.“
„Ich werde sie nicht anrühren. Ich müsste mich übergeben.“
„Jesus Christus, Rosie! Wir wissen noch nicht einmal, ob es hier irgendein verfluchtes Nagetier gibt. Können wir jetzt bitte einfach unseren ersten Tag in unserer neuen Wohnung genießen!“
Roseanne drückt sich in ihren Sessel und murrt, dass sie schließlich diejenige ist, die tagsüber mit den Ratten alleine wäre.
Mürrisch ziehe ich mich an, um mit Roseanne Rattenfallen kaufen zu gehen. Direkt unter uns gibt es einen kleinen Laden, der zwar ein bisschen schäbig aussieht, aber eine ganz witzige Beleuchtung hat. Wir taufen den Laden „Dirty Disco Deli“. Wir beschließen, dass wir hier nur verschlossene Lebensmittel kaufen werden. Dann steuern wir auf den Fluss zu in Richtung Chelsea Market. Die coolen Feinkostläden lenken Roseanne vorübergehend ab. Wir setzten uns auf die Docks. Es wird zwar schon kühler, aber noch ist es warm genug, um im Freien zu sitzen. Wir trinken einen Kaffee und beobachten die Leute. Rosie erinnert mich regelmäßig daran, dass wir noch die Rattenfallen kaufen müssen, aber zumindest
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