Mannerfreie Zone
dein Job.“
„Mein Job fasziniert mich nicht. Kein bisschen.“
„Aber du hast doch selbst gesagt, dass du jetzt zumindest einen Fuß in der Tür hast. Außerdem ist das, was du vorhast, viel aufregender.“
„Wenn ich nur endlich herausfinden würde, worum es sich dabei überhaupt handelt. Inzwischen stelle ich diesen ‚Fuß in der Tür‘ ziemlich in Frage. Das Gute an den Betriebswirtschaftsstudenten war, dass sie alle immer einen genauen Plan hatten. Das ist irgendwie beruhigend. Ich meine, man macht seinen Abschluss, sucht sich für September einen Job, dazwischen reist man ein wenig, damit man das hinter sich hat, und danach startet man eine erfolgreiche Karriere, erreicht alles, was in Amerika so wichtig ist. Verdammt! Kaum habe ich mich einmal mit meiner Schwester unterhalten, rede ich solchen Unsinn.“
„Aber du hast doch vollkommen Recht. Ich weiß nur nicht, ob ich das so will. Ich will kein so vorhersehbares Leben haben. Ich möchte etwas, das ich noch nicht kenne. Wahrscheinlich ist es ja ganz hübsch, wenn man sein Leben vorausplant, aber wenn dann das wahre Leben sich als so langweilig herausstellt, ist das nicht mehr so toll.“
„Aber es ist doch alles in Ordnung. Freu dich! Du hast einen Job.“
„Stimmt schon.“
„Wie viel verdienst du?“
„Fünfundvierzig.“ Ich ersticke fast an meinem Kotelett. Meint sie wirklich fünfundvierzigtausend? „Aber Eve, sie bezahlen für mein Leben.“
„Na ja, zumindest zahlen sie gut.“
Nach dem Essen wasche ich das Geschirr ab. Diese Arbeitsteilung sind wir noch vom College gewöhnt, sie kocht, ich wasche ab. Es ist erst acht Uhr, der Abend ist noch so lang. Also beschließen wir, ins Village zu laufen.
Wir besuchen Adrian. Es ist erst halb zehn und ich kann immer noch nicht fassen, wie viel Zeit wir haben. Wir laufen die 8. Avenue hinauf und gaffen all die hübschen Jungs an. Adrians Freund Cliff ist gerade zu Besuch. Ich glaube, zwischen den beiden läuft was, aber immer, wenn ich Adrian die Frage zuflüstern will, schaut er ganz verwirrt drein. Wir können Roseanne überzeugen, noch was trinken zu gehen, obwohl sie gelobt hat wegen des Fitness-Clubs küftig völlig abstinent zu leben.
„Komm schon, Honey, nur einen Drink.“ Adrian springt auf und läuft in die Küche. Ich gehe ihm hinterher.
„Was ist das mit Cliff und dir?“
„Er ist ne totale Reis-Queen, steht auf Asiaten und so gar nicht auf mein abendländisches Auftreten. Hast du gehört, mit wem unsere Freundin heute ausgeht?“ Adrian schlägt die Hacken zusammen und ruft: „Frankfurter.“
„Johann? No, Sir!“
„Doch, sie hat gerade angerufen. Er hat sie zum Abendessen eingeladen. Sie hat versucht, dich zu erreichen, und ist sauer, dass du alleine mit Roseanne unterwegs bist. Das Mädchen hat vielleicht Probleme.“
„Mist, sie geht nur mit ihm aus, um Roseanne bei der Jobsuche zu helfen. Dabei hat sie gerade einen Job gefunden.“
Adrian versichert mir, dass wir Tabitha zu solchen kleinen Anwandlungen der Nächstenliebe trotzdem weiter ermutigen sollten. Ich weiß, dass er Recht hat, befürchte aber, dass sie auch das gegen Roseanne verwenden wird.
Zunächst trinken wir ein paar Gläser bei Adrian. Ich vermute, dass Cliff ihn mag, egal, was Adrian behauptet. Wenn ich ein Schwuler wäre, würde ich Adrian auf jeden Fall mögen. Vielleicht bin ich in Wirklichkeit sogar auch ein wenig in ihn verliebt. (Kein Problem. Ich bin an Enttäuschungen gewöhnt.) Cliff bleibt noch, als wir gehen. Adrian bringt uns hinunter.
„Ich glaube, du hast eine nette Nacht vor dir.“ Ich gebe ihm einen Kuss.
„Mal sehen.“ Er küsst Roseanne. „Passt auf euch auf, Ladys. Und grüßt mir die Ratte.“
Wir laufen zurück, und von der Straße aus betrachte ich unsere Wohnung. Meine größte Angst ist, dass jemand einbrechen und meine ganzen Sachen klauen könnte. Es würde Monica einen Heidenspaß bereiten, wenn sie wüsste, dass meine Besitztümer für mich so wichtig sind.
„Eve, irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich die New Yorker Kuss-Regeln nicht kapiert habe.“ Wovon spricht sie? „Weißt du, alle in New York scheinen sich zu küssen. Zumindest manchmal. Aber man weiß es nie wirklich. Letzte Nacht in der Bar hast du dem Barkeeper einen Kuss gegeben. Du hast aber Brads Freund nicht geküsst. Wir beide haben gerade Adrian geküsst. Manchmal gibt’s du Tabitha einen Kuss. Mich küsst du nie. Wie funktioniert das?“
„Wow! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so
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