Mannerfreie Zone
Integrität. Davon abgesehen, dass Chuck der Richtige sein könnte.“
„Du willst einen dreiundvierzig Jahre alten Sänger heiraten? Das glaube ich kaum.“ Ich könnte mich daran gewöhnen, so zu sprechen.
„Ja, er hat feste Grundsätze. Er singt Folksongs aus den Sechzigern. Lieder über Veränderung. Er hat ganz schön viele Fans hier in der Gegend. Er hat Ideale und einen Glauben, der stärker ist als die meisten Jungs in meinem Alter sich vorstellen können. Er ist ein Aktivist. Das haben wir alle verloren, Eve. Unsere Gesellschaft hat sich von großen Idealen hin zu leeren Versprechungen bewegt. Unserer Generation hat nichts mehr. Es ist eine leere MTV-Generation.“ Na also. Sie kann es einfach nicht lassen.
„Ich liebe alles, was er repräsentiert. Zum ersten Mal im Leben liebe ich einen Mann und zugleich seine politische Einstellung.“
Wow! Ich bin sprachlos. Jetzt kann ich meiner Schwester auf gar keinen Fall auf die übliche Weise antworten (Sie erinnern sich: bestätigende Geräusche, gelegentlich eine empörte Zustimmung), ich glaube jetzt ist es am besten, sie zu ignorieren. Ich sehe, dass Lacey Matthews auf meinen Schreibtisch zuschlendert.
„Monica, ich muss jetzt auflegen. Ich habe eine Besprechung.“
Lacey bewegt bereits wortlos ihr Lippen. Sie scheint den Telefonhörer an meinem Ohr nicht wahrzunehmen.
„Okay, Eve, wir unterhalten uns bald wieder. Ich will mehr von deiner Wohnung hören. Ich vermisse dich. Ich liebe dich.“ Meine Schwester ist nicht nur ein riesiger Dummkopf, ich glaube sie ist sogar schizophren.
„Ich dich auch. Bye.“ Ich lege auf und wende mich Lacey zu. Sie hat eine fiese Falte zwischen den Augenbrauen. „Meine Schwester“, erkläre ich.
„Noch immer kein Computer.“ Lacey akzeptiert meine Schwester-Entschuldigung nicht. „Langsam wird das lächerlich.“
Irgendwann innerhalb ihrer kurzen Zeit hier hat sie aufgehört, mich als Büroassistentin anzusehen und beschlossen, dass ich ihre persönliche Sekretärin bin. Ich glaube, es ist höchste Zeit, weniger schnell zu arbeiten.
„Ich fürchte, Sie werden bis morgen warten müssen. Es ist bereits halb fünf. Ich bezweifle, dass sie jetzt noch kommen werden.“
„Nun, und ich möchte nicht noch einen Tag mit Warten verbringen. Können Sie dafür sorgen, dass sie morgen als Erstes hierher kommen?“
„Darauf habe ich keinen Einfluss. Ich habe heute bereits vier Mal angerufen. Und Sie sehen ja, wie wenig das geholfen hat.“ In Wahrheit habe ich nur zwei Mal angerufen, aber das wird sie nie erfahren.
„Vielleicht sind Sie nicht energisch genug.“ Hat sie jetzt völlig den Verstand verloren? Mein Gesichtsaudruck scheint meine Gedanken zu verraten, denn sie beginnt mit so einer typischen Entschuldigung, die Leute von sich geben, wenn sie einen zutiefst beleidigt haben, sich aber nicht leisten können, dass man sich ärgert. „Ich meine, vielleicht haben die nur nicht verstanden, wie dringend es ist. Schließlich verschwende ich Zeit und Geld. Ich finde, es handelt sich um eine ziemlich wichtige Sache.“
Ich beginne zu ahnen, dass für Lacey alles eine große Sache ist. Hat sie denn nie zuvor einen ersten Tag in einer neuen Firma erlebt? Der erste Tag besteht immer nur darin, durch die Gegend zu laufen und herauszufinden, wo man gelandet ist. Niemand arbeitet viel an einem ersten Tag. Das erwartet auch keiner. Im Grund ähnelt so ein erster Tag ziemlich genau meinem Job.
„Nun“, sage ich und versuche, freundlich zu bleiben. (Sie stellt meine neue, positive Einstellung wirklich hart auf die Probe.) „Wenn Sie lieber selbst anrufen wollen, kein Problem.“
„Also ich weiß nicht, ob ich die gleiche Wirkung hätte wie Sie.“ Ich dachte, ich wäre nicht aggressiv genug gewesen?
„Was soll ich dann Ihrer Meinung nach tun?“ Lacey sieht aus wie ein kleines Mädchen, das auf die Toilette muss, nur dass dafür ihr Gesicht zu ausdruckslos ist. Aber sie windet sich ein wenig und zappelt herum.
„Könnten Sie bitte noch einmal anrufen?“
„Ja, klar.“ Hau einfach ab. Sie bleibt stehen und wartet, dass ich telefoniere. „Jetzt?“
„Wenn es möglich wäre.“ Sie lächelt. Jesus. Ich wähle Tabithas Nummer. Sie weiß, dass ich es bin, sie sieht es auf dem Display.
„Hey, Eve.“
„Äh, hi, mein Name ist Eve Vitali. Ich habe heute schon mehrfach angerufen wegen des Computers für Lacey Matthews.“
„Ist das die Schlampe mit dem Köter?“
„Ganz genau. Nun, bisher ist niemand
Weitere Kostenlose Bücher