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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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niemals endenden Anforderungen in Anspruch genommen war, die ein Haus voll kleiner Kinder an sie stellte, würde sie Muße und Lust zu den gemütlichsten Plauderstunden haben, und sie würden einander bald alles bedeuten, wie es zwischen Mutter und Tochter sein sollte.
    William war von dem Plan fast ebenso beglückt wie seine Schwester. Für ihn war es die größte Freude, daß er sie bis zum letzten Augenblick vor seiner Abfahrt bei sich haben und sie vielleicht gar bei der Heimkehr von seiner ersten Reise noch daheim antreffen würde! Überdies wünschte er sich so sehnlich, ihr die «Thrush» zu zeigen, bevor sie auslief (die «Thrush» war ganz unzweifelhaft die allerschönste Schaluppe in der ganzen Flotte), und dann gab es noch einige Veränderungen auf der Werft, die sie ebenfalls unbedingt sehen mußte.
    Er genierte sich nicht, hinzuzufügen, daß es für alle ein großer Vorteil sein würde, wenn Fanny einige Zeit zu Hause verbrächte.
    «Ich weiß nicht, wie es kommt», sagte er, «aber irgendwie hätten wir daheim etwas von deiner Nettigkeit und Ordnungsliebe nötig. Im Haus herrscht immer ein Durcheinander, du wirst da sicher Ordnung schaffen. Du wirst Mutter erklären, wie man alles macht, und Susan so viele nützliche Dinge beibringen und Betsey unterrichten, und die Jungen werden dich liebhaben und dir parieren. Ach, es wird schön und gemütlich sein!»
    Zur Zeit, als Mrs. Prices Antwort eintraf, blieben nur noch ein paar Tage bis zur Abreise, und einen Teil des einen Tages verbrachten die jungen Reisenden in beträchtlicher Angst und Aufregung. Als man nämlich die näheren Einzelheiten zu besprechen begann und Mrs. Norris entdeckte, daß all ihre Bemühungen, ihrem Schwager Geld zu ersparen, vergeblich waren, daß entgegen ihren Wünschen und ungeachtet ihrer verschiedenen Andeutungen, für Fanny genüge auch ein billigeres Beförderungsmittel, Sir Thomas beschlossen hatte, sie mit Postpferden reisen zu lassen – und vor Mrs. Norris eigenen Augen William einige Banknoten für diesen Zweck einhändigte
– als es so weit war, kam Mrs. Norris die Idee, daß im Wagen noch Platz für eine dritte Person sei, und sie wurde plötzlich von der unwiderstehlichen Sehnsucht gepackt, mitzufahren, um endlich einmal ihre arme, liebe Schwester Price zu besuchen! Sie tat alsbald ihre Gedanken kund: Sie müsse gestehen, sie fühle sich beinahe geneigt, sich den jungen Leuten anzuschließen; es würde ihr Freude machen; sie habe doch ihre arme, liebe Schwester Price mehr als zwanzig Jahre lang nicht gesehen; und es bedeute doch eine große Hilfe für die jungen Leute, wenn ein vernünftigerer, älterer Kopf dabei wäre; und überhaupt – sie habe das Gefühl, ihre arme, liebe Schwester Price würde es sehr lieblos finden, wenn sie eine solche Gelegenheit, sie zu besuchen, nicht wahrnähme.
    William und Fanny schauderten vor Entsetzen bei dieser Vorstellung. Ihre ganze Freude war zerstört, sie sahen einander mit kläglicher Miene an. Ihr angstvoller Zustand dauerte ein oder zwei Stunden. Niemand griff ein, um Mrs. Norris zuzureden oder abzuraten. Man überließ ihr die Entscheidung, und zur unbeschreiblichen Wonne ihres Neffen und ihrer Nichte endete es damit, daß sie sich plötzlich darauf besann, sie sei ja jetzt gerade in Mansfield unabkömmlich; Sir Thomas und Lady Bertram brauchten sie viel zu notwendig, als daß sie es vor sich verantworten könnte, sie auch nur eine Woche lang zu verlassen, und sie müsse der Freude, sich ihnen nützlich zu erweisen, jedes andere Vergnügen zum Opfer bringen.
    Es war ihr nämlich eingefallen, daß die Fahrt nach Portsmouth sie zwar nichts kosten würde, daß sie es aber schwerlich vermeiden könnte, sich die Rückreise selbst zu bezahlen. So mußte die arme, liebe Schwester Price sich mit der großen Enttäuschung abfinden, daß sie, Mrs. Norris, eine solche Gelegenheit nicht ausnützen konnte, und vielleicht hatten damit weitere zwanzig Jahre der Trennung begonnen.
    Auch Edmunds Pläne wurden durch diese Reise nach Portsmouth, durch Fannys Abwesenheit, in Mitleidenschaft gezogen. Nicht nur seine Tante mußte Mansfield Park Opfer bringen. Er hatte ursprünglich beabsichtigt, um diese Zeit nach London zu fahren, doch er konnte seine Eltern nicht gerade in einem Augenblick verlassen, da sie jede andere angenehme Gesellschaft verloren. Mit einer Selbstüberwindung, deren er sich nicht rühmte, die ihm aber nicht leicht fiel, verschob er seine Reise um ein, zwei Wochen –

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