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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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diese Reise, die er kaum erwarten konnte, weil er hoffte, sie würde sein Glück auf immer besiegeln.
    Er sprach mit Fanny darüber. Sie wußte schon so viel, daß sie alles wissen sollte. Es kam zu einem weiteren vertraulichen Gespräch über Miss Crawford, das Fanny um so näher ging, als es wohl das letztemal war, daß Miss Crawfords Name zwischen ihnen ganz ohne Zurückhaltung erwähnt würde. Doch er sprach dann noch einmal von ihr. Lady Bertram hatte am letzten Abend ihre Nichte gebeten, ihr bald und oft zu schreiben, und versprochen, daß sie selbst fleißig korrespondieren würde. Edmund benützte einen geeigneten Augenblick, um Fanny zuzuflüstern: «Und ich, Fanny, werde dir schreiben, wenn ich dir etwas Besonderes mitzuteilen habe – ich meine etwas, was du gerne erfahren möchtest und von keiner anderen Seite so bald hören wirst.» Hätte sie noch am Sinn seiner Worte zweifeln können, so hätte sein leuchtendes Gesicht jede Möglichkeit eines Mißverständnisses ausgeschaltet.
    Sie mußte sich nun bemühen, sich für den Empfang dieses Briefes zu stählen. Daß es ihr jemals vor einem Brief Edmunds grauen sollte! Sie begann zu begreifen, daß sie noch nicht alle Gefühlswandlungen durchgemacht hatte, die Zeit und wechselnde Umstände in dieser veränderlichen Welt erzeugen. Die Wechselfälle des menschlichen Gemüts hatte sie noch nicht ausgeschöpft.
    Arme Fanny! So gern und erwartungsvoll sie auch heimfuhr, so war doch der letzte Abend in Mansfield Park eine traurige Angelegenheit. Ihr Herz war tief betrübt über die Trennung. Sie vergoß Tränen um jedes einzelne Zimmer im Haus und noch viel mehr um jeden geliebten Insassen. Sie konnte sich aus den Armen ihrer Tante nicht losreißen, weil sie ihr fehlen würde; sie küßte ihrem Onkel bitterlich schluchzend die Hand, weil sie ihn erzürnt hatte; und als die Reihe an Edmund kam, vermochte sie weder zu sprechen noch aufzublicken, ja nicht einmal zu denken, und erst als der letzte Augenblick mit ihm vorüber war, wußte sie, daß er sich wie ein liebevoller Bruder von ihr verabschiedet hatte.
    All das geschah am späten Abend, denn sie sollten sehr früh am Morgen aufbrechen. Und als der kleingewordene Familienkreis sich zum Frühstück versammelte, sprach man davon, daß William und Fanny schon die erste Station ihrer Reise hinter sich hätten.

38. Kapitel
    Das neuartige Erlebnis der Reise und die Freude, mit William beisammen zu sein, übten, bald nachdem sie Mansfield Park hinter sich gelassen, ihre natürliche Wirkung auf Fannys Gemüt aus, und als sie auf der ersten Station Sir Thomas’ Kutsche verließen, war sie imstande, sich mit heiterem Gesicht von dem alten Kutscher zu verabschieden und ihm gebührliche Grüße an alle zu Hause aufzutragen.
    Die Geschwister wurden nicht müde, miteinander zu plaudern. William sprühte vor Scherz und Übermut, in seiner vergnügten Laune bot ihm alles und jedes Anlaß zu neuer Belustigung. Zwischendurch gab es auch ernste Gespräche, die, soweit sie nicht schon damit begannen, sämtlich mit Lobeshymnen auf die «Thrush» endeten: Mutmaßungen über ihren Einsatz; kühne Pläne für das Gefecht gegen eine feindliche Übermacht, das ihm (vorausgesetzt, daß der Erste Leutnant aus dem Weg geschafft war – und William ging nicht sehr erbarmungsvoll mit dem Ersten Leutnant um) bald die nächste Beförderung eintragen würde; Berechnungen über das Beutegeld, das großmütig zu Hause verteilt werden sollte, nachdem William nur soviel für sich selbst zurückgelegt hatte, um das kleine Häuschen gemütlich einzurichten, in dem er und Fanny ihr ganzes späteres Leben gemeinsam verbringen würden.
    Über Fannys eigene Sorgen, soweit sie Mr. Crawford betrafen, wurde nicht gesprochen. William wußte, was vorgefallen war, und bedauerte von Herzen, daß seine Schwester nichts für den Mann empfinden konnte, den er für den Großartigsten aller Menschen hielt; doch seinem Alter entsprechend war er ganz und gar für leidenschaftliche Liebe und hatte somit nichts an ihrer Haltung auszusetzen. Da er wußte, daß sie nicht über die Sache zu sprechen wünschte, hütete er sich, sie durch die leiseste Anspielung darauf zu betrüben.
    Sie hatte Grund, anzunehmen, daß Mr. Crawford sie noch nicht vergessen hatte. In den drei Wochen, die seit seiner Abreise von Mansfield verflossen waren, hatte sie mehrmals von seiner Schwester Nachricht bekommen, und er hatte jedem Brief ein paar Zeilen zugefügt, die so feurig und

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