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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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auf ihr inneres Wesen; daß es notwendig sei, sich in Selbstverleugnung und Demut zu üben, hatte ihnen, wie er jetzt befürchtete, niemals jemand gesagt, an dessen Autorität sie glaubten.
    Bitterlich bereute er nun diese Unterlassung, die er gegenwärtig kaum mehr für möglich hielt. Schmerzlich empfand er, daß seine Töchter trotz dem vielen Geld und den vielen Überlegungen, die er auf ihre sorgfältige und kostspielige Erziehung verwendet hatte, aufgewachsen waren, ohne ihre vordringlichsten Pflichten zu erfassen, und ohne daß er ihren Charakter und ihre Wesensart erkannt hätte.
    Insbesondere Marias Trotz und Leidenschaftlichkeit offenbarten sich ihm erst jetzt in ihrem ganzen Ausmaß. Sie war nicht dazu zu bewegen, Mr. Crawford zu verlassen. Sie hoffte, er würde sie heiraten, und so lebten sie weiterhin zusammen, bis sie selbst einsehen mußte, wie vergeblich diese Hoffnung war – und bis die Enttäuschung und Verzweiflung darüber ihr Wesen so unerträglich und ihr Gefühl für ihn dem Haß so ähnlich werden ließen, daß schließlich beide das Zusammenleben als Strafe empfanden und sie freiwillig auseinandergingen.
    Sie hatte mit ihm gelebt, um ständig den Vorwurf zu hören, daß sie sein Lebensglück, seine glückliche Zukunft mit Fanny zerstört hätte – und als sie sich von ihm trennte, nahm sie keinen anderen Trost mit, als daß sie die beiden tatsächlich auseinandergebracht hatte. Was kann es Schlimmeres geben als die Empfindungen eines so stolzen Gemütes in einer so demütigenden Lage?
    Es fiel Mr. Rushworth nicht schwer, die Scheidung zu erlangen; und so endete eine Ehe, die ihrer ganzen Grundlage nach kaum anders enden konnte, sofern nicht besondere, kaum zu erwartende Glücksfälle eintraten. Sie hatte ihn verachtet und einen anderen geliebt – er hatte es wohl gewußt. Dummheit ohne Würde und die Enttäuschung einer egoistischen Leidenschaft können nur wenig Mitleid erregen. Rushworth wurde bestraft, wie er es verdiente, so wie der schwereren Schuld seiner Frau eine schwerere Strafe folgte. Er gewann seine Freiheit zurück – gedemütigt und enttäuscht, bis es einem anderen hübschen Mädchen gelingen mochte, ihn wieder an den Ehestand denken zu lassen und ihn zu einem zweiten, hoffentlich glücklicheren Versuch zu bewegen – wenn schon düpiert, dann wenigstens auf angenehmere, erfreulichere Art gleichlich heftigeren Gefühlen zu einem Dasein der Abgeschiedenheit und des Verzichts verdammt war, das keinerlei Hoffnung auf einen zweiten Frühling bot.
    Die Frage, wie und wo man sie unterbringen sollte, bildete das Thema höchst gewichtiger und kummervoller Beratungen. Mrs. Norris, deren Anhänglichkeit zu wachsen schien, je weniger ihre Nichte sie verdiente, wünschte, daß man sie wieder zu Hause aufnähme, als ob nichts geschehen wäre. Davon wollte Sir Thomas absolut nichts hören, und Mrs. Norris’ Erbitterung gegen Fanny wurde noch größer, weil sie den Grund für diese Weigerung in Fannys Aufenthalt in Mansfield Park zu sehen glaubte. Sie blieb starrsinnig dabei, Sir Thomas’ Bedenken auf Fannys Konto zu buchen, obwohl er ihr auf das feierlichste versicherte, auch wenn kein junges Mädchen im Hause wäre, ja überhaupt kein junger Mensch, der durch den Umgang mit Maria gefährdet oder durch ihren Ruf geschädigt werden könnte, würde er seine Nachbarn niemals mit der unerhörten Zumutung beleidigen, Maria gesellschaftlich begegnen zu müssen. Als seiner Tochter – einer reumütigen Tochter, wie er hoffte, würde er ihr seinen Schutz angedeihen lassen und ihr jede Bequemlichkeit und jede Unterstützung gewähren, die mit ihrer und seiner Stellung vereinbar wären, doch weiter könne er nicht gehen. Maria hätte selbst ihren Ruf und ihr Ansehen zerstört, und er wäre nicht gewillt, durch einen von vornherein aussichtslosen Versuch, das nicht mehr Gutzumachende gutzumachen, ihr Vergehen nachträglich gutzuheißen, ihre Schande zu vertuschen oder sonstwie dazu beizutragen, daß eine andere Familie in ein ähnliches Unglück gestürzt würde, wie es ihn getroffen.
    Es endete damit, daß Mrs. Norris beschloß, Mansfield zu verlassen und sich ganz ihrer armen Maria zu widmen. Man richtete ihnen im Ausland einen Hausstand ein, wo sie in Stille und Abgeschiedenheit, beinahe ausschließlich aufeinander angewiesen, zusammen hausten; und da auf der einen Seite keine Zuneigung und auf der anderen keine Vernunft vorhanden war, darf man in Anbetracht ihrer Charaktere wohl annehmen,

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