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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ärgerlich oder erleichtert klingen sollte.
    »Nicht unbedingt«, warnte Cal sie. »Die ersten Anzeichen eines typischen Tsunami sind harmlos. Ein leichtes Ansteigen des Wasserspiegels, gefolgt von einem tieferen Wellental. Aber die zweite und die dritte Woge offenbaren ihre ganze unheilvolle Kraft. Paddelt weiter.«
    Aquilon blickte zweifelnd auf die friedliche Insel hinter ihnen. »Eigentlich dachte ich, daß es sich bei einer Flutwelle um eine hohe Wasserwand handelt, die ohne Warnung zuschlägt.«
    »Das meinen wohl alle Landbewohner, die die Signale nicht zu deuten verstehen. Natürlich ist >Flutwelle< eine falsche Bezeichnung. Das Phänomen hat nichts mit der Flut zu tun.«
    Veg paddelte weiter.
    Fünfzehn ruhige Minuten vergingen. Sie krochen weiter auf den Ozean hinaus.
    »Bist du sicher?« fragte Aquilon.
    »Natürlich bin ich mir nicht sicher«, antwortete Cal. »Durchaus möglich, daß wir nicht richtig verstanden haben, was uns Circe erzählen wollte. Weiterhin ist richtig, daß die meisten Tsunamis keine ernsthaften Angelegenheiten sind. Es hängt von ihrer Heftigkeit und der Entfernung zum Standort des Beobachters ab.«
    »Das sagt er uns jetzt«, murmelte Veg.
    »Immerhin war Circe beunruhigt, und ich nehme an, daß sie dazu einen guten Grund hatte. Wegen der Wassermassen, die betroffen sind, kann zwischen den Wellen eine Entfernung von mehr als hundertfünfzig Kilometern liegen. Ich würde die Gefahr erst als überstanden betrachten, wenn noch ein paar Stunden vergangen sind.«
    Veg zuckte die Achsel und ruderte weiter.
    »Die ruhigste Katastrophe, die ich jemals überlebt habe«, sagte er.
    Die vier Mantas waren umhergestreift und dann zum Floß zurückgekehrt, um sich auszuruhen. Sie schienen diese Ruhepausen zu benötigen. Cal hatte bisher nie Gelegenheit gehabt, sie wie jetzt tagelang in Aktion zu sehen, und fand das sehr instruktiv. Auf der Erde hatte er für sie eine einsame Insel gefunden, und danach hatte er sie nur gelegentlich gesehen. Es war niemals eine Laboranalyse ihres Metabolismus vorgenommen worden, aber er vermutete, daß er nicht auf der Basis eines ständigen Energieverbrauchs arbeitete, wie das bei den Tieren der Erde der Fall war. Zum einen waren die Mantas Kaltblüter. Nicht daß ihre Körperflüssigkeit dem Blut in chemischer Hinsicht in irgendeiner Weise ähnelte oder daß es tatsächlich kalt war, aber sie ließ eine grundsätzliche Erhaltung der Energie erahnen. Kälte behinderte sie. Das war vermutlich der Hauptgrund, aus dem es die Mehrheit von ihnen vorgezogen hatte, bei ihm in den Subtropen der Erde zu bleiben. Sie waren Saprophyten, die sich durch das Aufspalten organischer Materie ernährten. In welcher Weise beeinflußten Temperaturen ihre inneren Körperprozesse? Oder waren sie jetzt behindert, weil ihre Programmierung bei Eintreten des Todes die Sporenabgabe vorsah - ein Stadium, das vergleichbar war mit der Schwangerschaft bei Säugetieren? Die Mantas, die in seinem Beisein auf Nacre gestorben waren, hatten keine Sporen freigesetzt, weil der Tod unerwartet eingetreten war.
    Jetzt ruhten sie. Müdigkeit, Langeweile oder weil sie sich auf kommende außergewöhnliche Anstrengungen vorbereiteten? Es schmerzte ihn, daß er so wenig Ahnung hatte.
    Vierzig Minuten nach dem programmgemäßen Auftreten des Tsunami sah Veg etwas. Er hörte auf zu rudern und hielt Ausschau. Die anderen, die auf ihn aufmerksam wurden, taten dasselbe.
    Es war so, als würde ein verwitterter Berg am Horizont hinter der Insel aufgehen. Das Wasser türmte sich grotesk auf, wobei das meiste durch das Blätterwerk der Insel verborgen wurde. Aber auch so war die Woge kaum beeindruckend. Der höchste Punkt konnte nicht mehr als zehn Meter über dem normalen Wasserspiegel liegen.
    »Das hätten wir überstanden«, bemerkte Veg.
    Cal blieb ganz ruhig. Er wußte, was kam, und mit seinem geistigen Auge verstärkte er die sichtbaren Anzeichen. Die Woge erhob sich in dem seichten Wasser, das zur Insel hinaufführte, auf demselben unterseeischen Gefälle, über das sie vom Tunnel aus gewandert waren. So wie es aussah, gab es ein ziemlich ausgedehntes, überspültes Riff, das den Weg der TsunamiDruckwelle kreuzte.
    In der Nähe der Insel wurde die rollende Dünung schließlich zu einem Wellenberg mit einer weißen Schaumkrone, der ein immer lauter werdendes Brüllen von sich gab. Das Wasser nahm die Form einer senkrechten Wand an - er hörte, wie Aquilon tief einatmete
    - und krachte auf die grüne

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