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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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keine Feinde im Räuber-Beute-Sinn, aber der eine konnte den anderen nicht in seinen Jagdgründen tolerieren. Der Rivale um die Nahrung mußte vertrieben werden.
    Trotz der vergleichbaren Größe war der Struth beträchtlich schwerer als Orn, denn er hatte dort Fett und Muskeln, wo Orn Flaum und Federn hatte. Der Struth war frisch, während Orn noch von dem anstrengenden Marsch durch die Einöde und über die Berge mitgenommen war. In der Kälte der Nacht oder der Höhenlage hätte Orn trotzdem mit ihm gekämpft, denn sein warmer Körper wurde bei sinkenden Temperaturen nicht lethargisch. Seine Reaktionen würden dann schneller sein, seine Schläge sicherer, seine Wahrnehmungen genauer.
    Aber dies war die Hitze des Tages und das tiefe Land, und das Reptil war am besten in seinem Heimatterritorium. Unter diesen Umständen wäre es töricht gewesen, jetzt gegen es zu kämpfen.
    Der Struth war sich seiner Vorteile bewußt. Er griff an. Tapferkeit und Feigheit waren keine Konzepte in Orns Lexikon. Er kämpfte, wenn er es für angebracht hielt, und ging Schwierigkeiten zu anderen Zeiten aus dem Weg.
    Er flüchtete.
    Der Struth hatte seinen Rivalen vertrieben, war jedoch nicht intelligent genug, es zu erkennen. Die einmal begonnene Jagd mußte fortgesetzt werden, bis sie zwangsläufig irgendwie ein Ende fand.
    Orn war ein guter Läufer, wie es sich für einen landgebundenen Vogel gehörte. Aber das Terrain war zum Teil neu für ihn, und auf dem etwas sumpfigen Untergrund kamen seine Krallen nicht so gut zurecht. Er war mit einem guten Vorsprung gestartet, aber das Reptil holte auf. Diese Verfolgungsjagd mochte sinnlos für es sein, aber für ihn mochte sie fatal sein.
    Orn wich zur Seite aus, um die Tricerherde zu umgehen. Der Struth verkürzte den Winkel und verringerte den Abstand zwischen ihnen schnell. Nur fünf Körperlängen trennten sie jetzt noch. Es wäre sinnlos, das Wasser anzusteuern und hineinzuwaten. Das Reptil würde lediglich folgen und auf Grund seiner größeren Stabilität schneller vorankommen. Orn konnte an der Oberfläche schwimmen, was der Struth nicht konnte. Aber tiefes Wasser war aus anderen Gründen gefährlich. Er würde Zeit brauchen, um es trotz der Jagd gründlich zu erkunden, bevor er sich ihm anvertraute.
    Der Untergrund wurde schmutzig und behinderte ihn noch mehr. Nasser Sand und haftender Schlamm umschlossen seine Füße und verlangsamten ihn bedenklich. Und er ermüdete dadurch auch schnell. Auch der Struth wurde behindert, allerdings nicht so stark. Die Lücke betrug nur noch drei Körperlängen.
    Orn rannte weiter, noch nicht erschöpft, aber aufs äußerste angestrengt. Bald würde er haltmachen und kämpfen müssen. Und wenn er nicht unrealistisch viel Glück hatte, würde der Kampf genauso ausgehen wie die Jagd. Er konnte das Reptil verletzen, vielleicht sogar verkrüppeln, aber er durfte nicht erwarten, es besiegen zu können.
    Ein einzelner Tricerbulle graste zwischen den Cycas am Rand der sumpfigen Bucht. Orn erkannte, daß er sich in seiner Hast selbst in die Falle gelockt hatte: Vor ihm und auf der einen Seite lag der blasige Sumpf, den er nicht unvorbereitet zu betreten wagte, selbst wenn er die Zeit dazu gehabt hätte, und auf der anderen Seite befand sich der massige, gehörnte Herbivore. Er konnte nirgendwo hin.
    Außer. Er tat es, als er den Struth eine Länge hinter sich hörte. Er stürmte auf den Bullen los, als sei es seine Absicht, sich auf den schrecklichen Hörnern selbst aufzuspießen.
    Der Tricer blickte hoch, riesig und stupide. Eine grüne Ranke baumelte aus seiner Schnauze. Seine winzigen Augen wurden durch die beiden tückischen Hörner überschattet, und der halbkreisförmige Kragen seines Kopfpanzers stand höher als Orn selbst. Ja, eine höchst gefährliche Kreatur, aber von langsamer Entschlußkraft. Sein Sehvermögen war nicht gut, so daß er einen potentiellen Gegner vor allem an der Größe und durch den Geruch ausmachte. Und er fürchtete keine Vögel, vorausgesetzt, er erkannte sie rechtzeitig. Orn rannte weiter auf ihn zu, mit den Flügeln schlagend und kreischend, so daß seine Vogelnatur ganz klar wurde - für fast jede Kreatur. Er passierte den Kopf des Tricers im Abstand einer Flügelbreite, und der Bulle stand bloß da und bemühte sich, zu einem Entschluß zu kommen.
    Der Struth hingegen wagte das Kunststück nicht. Er war ein Jäger und deshalb nicht vollkommen beschränkt. Obgleich zu klein, um eine Gefahr für den Bullen zu sein, war er

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