Mantel, Hilary
bestellt, mit Gewürzen geröstete Birnen - habe ich das
richtig gemacht?«
»Und hat er gegessen?«
»Ein wenig. Aber dann hat er
die Hand auf die Brust gelegt. Er sagte, hier drinnen ist etwas Kaltes, kalt
und hart wie ein Wetzstein. Und da hat es angefangen.« Cavendish steht auf.
Jetzt läuft er auch im Zimmer herum. »Ich ließ einen Apotheker kommen. Er
stellte ein Pulver her, und das ließ ich ihn in drei Becher füllen. Ich trank
einen leer. Er, der Apotheker, er trank einen zweiten. Master Cromwell, ich
habe niemandem getraut. Mylord nahm sein Pulver und bald darauf ließ der
Schmerz nach, und er sagte: Da, es waren Blähungen. Und wir lachten, und ich
dachte, morgen geht es ihm besser.«
»Dann kam Kingston.«
»Ja. Wir brachten es kaum über
uns, Mylord zu sagen: Der Kommandant des Towers ist hier, um Sie zu holen.
Mylord setzte sich auf eine Kiste mit Gepäck. Er sagte: William Kingston?
William Kingston? Immer wieder sagte er den Namen.«
Und die ganze Zeit über ein
Gewicht in der Brust, ein Wetzstein, ein Stahl, ein Schleifmesser im Bauch.
»Ich sagte zu ihm: Seien Sie
froh, Mylord. Sie werden vor den König kommen und Ihren Namen reinwaschen
können. Und Kingston sagte dasselbe, aber Mylord sagte: Sie gaukeln mir etwas
vor. Ich weiß, was für mich vorgesehen ist, welcher Tod mir bevorsteht. In
dieser Nacht schliefen wir nicht. Mylord entleerte sich und schied schwarzes
Blut aus. Am nächsten Morgen war er zu schwach, um zu stehen, und deshalb
konnten wir nicht reiten. Aber dann ritten wir. Und so kamen wir nach
Leicester.
Die Tage waren sehr kurz, das
Licht trübe. Am Montagmorgen um acht erwachte er. Ich brachte gerade die
kleinen Wachslichter hinein und stellte sie auf den Schrank. Er sagte: Wessen
Schatten ist das da an der Wand? Und er rief Ihren Namen. Gott vergebe mir, ich
sagte, Sie wären auf dem Weg. Er sagte: Die Straßen sind trügerisch. Ich sagte:
Sie kennen Cromwell, der Teufel kann ihn nicht aufhalten - wenn er sagt, er ist
auf dem Weg, dann wird er kommen.«
»George, kürzen Sie diese
Geschichte ab, ich kann sie nicht ertragen.«
Aber George muss seine
Geschichte erzählen: Am nächsten Morgen um vier Uhr eine Schale mit
Hühnerbrühe, aber der Kardinal wollte sie nicht essen. Ist heute nicht ein
fleischloser Tag? Er ließ die Brühe wegtragen. Inzwischen war er schon acht
Tage lang krank, hatte ständig seinen Darm entleert - blutig und unter
Schmerzen. Und er sagte: Glauben Sie mir, das hier wird mit dem Tod enden.
Auch wenn Mylord in
Schwierigkeiten steckt, er wird einen Weg finden, mit Raffinesse und Geschick
findet er einen Weg, einen Ausweg. Gift? Wenn ja, dann aus eigener Hand.
Um acht Uhr am nächsten Morgen
tat er seinen letzten Atemzug. Um sein Bett herum das leise Klacken von
Rosenkränzen, draußen das unruhige Stampfen der Pferde in ihren Ställen, der
schwache Wintermond, der die Straße nach London beschien.
»Er ist im Schlaf gestorben?«
Er hätte ihm weniger Schmerzen gewünscht. George sagt, nein, er hat bis
zuletzt gesprochen. »Hat er noch einmal von mir gesprochen?«
Irgendetwas? Ein Wort?
Ich habe ihn gewaschen, sagt
George, ihn aufgebahrt für die Beisetzung. »Unter seinem feinen Leinenhemd
fand ich einen härenen Gürtel... es tut mir leid, Ihnen das erzählen zu
müssen, ich weiß, dass Sie diese Praktiken verabscheuen, aber so war es. Ich
glaube, dass er so etwas nie gemacht hat, bevor er in Richmond bei den Mönchen
war.«
»Was ist damit geschehen? Mit
diesem härenen Gürtel?«
»Die Mönche von Leicester
haben ihn behalten.«
»Großer Gott! Sie werden dafür
sorgen, dass er sich auszahlt.«
»Wissen Sie, dass sie nichts
Besseres als einen Sarg aus einfachen Brettern zu bieten hatten?« Erst bei
diesen Worten bricht George Cavendish ein, jetzt beginnt er zu fluchen und
sagt: Bei den Leiden Christi, ich habe gehört, wie sie ihn zusammengezimmert
haben. Wenn ich an den florentinischen Bildhauer und sein Grabmal denke, an den
schwarzen Marmor, die Bronze, die Engel am Kopf und an den Füßen ... Aber ich
habe dafür gesorgt, dass er in seine erzbischöflichen Gewänder gekleidet wurde,
und ich habe ihm seinen Krummstab in die Hand gelegt, genauso wie er ihn
gehalten hätte, wäre er in York inthronisiert worden. Es waren nur noch zwei
Tage. Unsere Sachen waren gepackt und wir waren reisefertig - und dann
spazierte Harry Percy herein.
»Sie wissen, George«, sagt er,
»dass ich ihn angefleht habe: Seien Sie zufrieden mit dem, was Sie
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