Mantel, Hilary
Affen wurden bei Hofe nicht mehr gesehen, seit Lady
Anne aufgekommen ist. Wir hätten gern die Welpen von Bella, dann wären wir
modisch.«
»Wenn es so weit ist«, sagt
er. »Vielleicht.« Zahlreiche Untertöne füllen den Raum, und einige davon
versteht er nicht. Er nimmt seinen Hund, steckt ihn unter den Arm und geht,
weil er herausfinden muss, wie er mehr Geld für Bruder George Rochford
beschaffen kann. Er setzt Bella auf seinen Schreibtisch, damit sie ein
Nickerchen zwischen seinen Papieren machen kann. Sie hat das Ende ihres
Seidenbands abgelutscht und geschickt versucht, den Knoten an ihrem Hals zu
lösen.
Am1. November 1530 wird Harry
Percy, der junge Earl von Northumberland, mit der Verhaftung des Kardinals
beauftragt. Achtundvierzig Stunden vor der geplanten Ankunft in York, wo die
Amtseinführung stattfinden soll, trifft der Earl in Cawood ein, um den Kardinal
festzunehmen. Unter Bewachung wird er nach Pontefract Castle gebracht, von
dort aus nach Doncaster und dann nach Sheffield Park, dem Wohnsitz des Earls
von Shrewsbury. Hier, in Talbots Haus, wird er krank. Am 26. November trifft
der Kommandant des Towers mit vierundzwanzig bewaffneten Männern ein, um ihn
nach Süden zu begleiten. Er begibt sich in die Abtei von Leicester. Drei Tage
später stirbt er.
Was war England vor Wolsey?
Eine kleine Insel vor der Küste, arm und kalt.
George Cavendish kommt nach
Austin Friars. Er weint beim Reden. Von Zeit zu Zeit trocknet er seine Tränen
und moralisiert. Aber hauptsächlich weint er. »Wir waren noch nicht einmal mit
dem Essen fertig«, sagt er. »Mylord war gerade beim Dessert, als der junge
Harry Percy hereinkam. Er war mit Schlamm bespritzt von der Straße, und er
hatte die Schlüssel in der Hand; er hatte sie dem Pförtner bereits abgenommen
und Wachen auf der Treppe postiert. Mylord stand auf, er sagte: Harry, wenn ich
das gewusst hätte, hätte ich mit dem Abendessen auf Sie gewartet. Ich fürchte,
wir haben den Fisch fast ganz aufgegessen. Soll ich um ein Wunder beten? Ich
flüsterte ihm zu: Mylord, lästern Sie Gott nicht. Dann trat Harry Percy vor:
Mylord, ich verhafte Sie wegen Hochverrats.«
Cavendish wartet. Darauf, dass
er in Zorn ausbricht? Aber er legt seine Finger aneinander, als würde er beten.
Er denkt, das hat Anne eingefädelt, und es muss ihr ein heftiges und
heimliches Vergnügen bereitet haben; aufgeschobene Rache, Rache für sich selbst,
für ihren früheren Liebhaber, den der Kardinal zusammengestaucht und vom Hof
geschickt hat. Er sagt: »Wie sah er aus? Harry Percy?«
»Er zitterte von Kopf bis
Fuß.«
»Und Mylord?«
»Verlangte den Haftbefehl von
ihm, seine Vollmacht. Percy sagte: In meinen Instruktionen gibt es Punkte, die
Sie nicht sehen dürfen. Nun, sagte Mylord, wenn Sie mir die Dokumente nicht
zeigen, werde ich mich Ihnen nicht ergeben; eine ziemlich verfahrene Lage,
Harry. Kommen Sie, George, sagte Mylord zu mir, wir gehen in meine Räume und
beraten uns. Sie folgten ihm auf dem Fuße, die Leute des Earls, deshalb stellte
ich mich in die Tür und versperrte den Weg. Mylord Kardinal ging in seine
Kammer, wahrte die Selbstbeherrschung, und als er sich umdrehte, sagte er:
Cavendish, sehen Sie in mein Gesicht - ich habe vor keinem lebenden Menschen
Angst.«
Er, Cromwell, geht ein paar
Schritte, damit er das Leid des Mannes nicht sehen muss. Er betrachtet die
Wand, die Täfelung, seine neue kannelierte Täfelung, und fährt mit dem
Zeigefinger über die Rillen. »Als sie ihn aus dem Haus brachten, waren die
Bewohner der Stadt draußen versammelt. Sie knieten auf der Straße und weinten.
Sie baten Gott, Rache an Harry Percy zu üben.«
Gott braucht sich nicht zu
bemühen, denkt er: Darum kümmere ich mich selbst.
»Wir ritten nach Süden. Das
Wetter verschlechterte sich. Es war spät, als wir in Doncaster ankamen. Auf den
Straßen standen die Leute Schulter an Schulter, und alle hielten eine Kerze
gegen die Dunkelheit in die Höhe. Wir dachten, sie würden auseinandergehen,
aber sie standen die ganze Nacht auf der Straße. Und ihre Kerzen brannten. Und
es war wie Tageslicht, beinahe jedenfalls.«
»Das muss ihm Mut gemacht
haben. Die Menge zu sehen.«
»Ja, aber inzwischen - ich
habe es nicht gesagt, ich hätte Ihnen das erzählen sollen - hatte er eine Woche
lang nichts gegessen.«
»Warum? Warum hat er das
getan?«
»Einige sagen, er wollte sich
selbst töten. Ich kann das nicht glauben, eine christliche Seele ... Ich habe
Kochbirnen für ihn
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