Mantel, Hilary
ein guter Junge, und Anne sagt, ich sollte ihn mit meiner
Tochter Mary verheiraten - Anne ist nicht dumm, wir sollten überall Howards
platzieren, sagt sie, wohin der König auch blickt. Nun, ich habe keinen Einwand
gegen Richmond, außer dass er unehelich geboren wurde. Kann er regieren?
Stellen Sie sich diese Frage, meine Herren. Wie haben die Tudors die Krone
erlangt? Durch einen Anspruch auf den Thron? Nein.
Durch Gewalt? Richtig. Mit
Gottes Gnade haben sie die Schlacht gewonnen. Der alte König hatte einen
solchen Fausthieb, dass Sie viele Meilen laufen müssen, um so etwas zu finden,
er hatte große Bücher, in die er jedes Vergehen eintrug, und wann hat er einem
vergeben? Niemals! So herrscht man, meine Herren!« Er wendet sich seinem
Publikum zu, den wartenden und zuschauenden Ratsmitgliedern und den Höflingen
und Kammerherren, Henry Norris, seinem Freund William Brereton, dem Ersten
Sekretär Gardiner, und, wie es sich ergeben hat, zufällig auch Thomas
Cromwell, der immer häufiger dort ist, wo er nichts zu suchen hat. Er sagt:
»Der alte König hat sich fortgepflanzt, und mit Hilfe des Himmels hat er Söhne
gezeugt. Aber als Arthur starb, wurden in Europa die Schwerter geschliffen, und
sie wurden geschliffen, um dieses Königreich zu zerstückeln. Der Henry von
heute war damals ein Kind, neun Jahre alt. Hätte der alte König nicht noch ein
paar Jahre durchgehalten, hätten die Kriege noch einmal durchgefochten werden
müssen. Ein Kind kann England nicht halten. Und ein Bastard? Gott gebe mir
Kraft! Und es ist wieder November!«
Es ist schwer, einen Fehler
daran zu finden, was der Herzog sagt. Er versteht das alles, sogar diesen
letzten Aufschrei, der direkt aus dem Herzen des Herzogs kommt. Es ist
November, und ein Jahr ist vergangen, seit Howard und Brandon York Place
betraten, die Amtskette des Kardinals verlangten und ihn aus seinem Haus
warfen.
Stille tritt ein. Dann hustet
jemand, jemand seufzt. Jemand — vermutlich Henry Norris - lacht. Er ist es
auch, der spricht: »Der König hat ein Kind, das ehelich geboren wurde.«
Norfolk dreht sich um. Er
läuft rot an, ein tiefes fleckiges Purpurrot. »Mary?«, sagt er. »Dieser
sprechende Zwerg?«
»Sie wächst bestimmt noch.«
»Darauf warten wir alle«, sagt
Suffolk. »Sie ist jetzt vierzehn, richtig?«
»Aber ihr Gesicht«, sagt
Norfolk, »ist so groß wie mein Daumennagel.« Der Herzog zeigt den Versammelten
den entsprechenden Finger. »Eine Frau auf dem englischen Thron, das ist gegen
die Natur.«
»Ihre Großmutter war Königin von Kastilien.«
»Sie kann keine Armee führen.«
»Isabella hat das getan.«
Sagt der Herzog: »Cromwell,
warum sind Sie hier? Und hören dem Gespräch von Gentlemen zu?«
»Mylord, wenn Sie schreien,
können die Bettler auf der Straße Sie hören. In Calais.«
Gardiner hat sich zu ihm
umgedreht, zeigt Interesse. »Sie glauben also, dass Mary regieren kann?«
Er zuckt mit den Achseln.
»Hängt davon ab, wer sie berät. Davon, wen sie heiratet.«
Norfolk sagt: »Wir müssen bald
handeln. Katherine lässt die Hälfte der Anwälte Europas Papier auftürmen. Diese
Dispens. Jene Dispens. Die verdammte Dispens mit anderem Wortlaut, die sie
angeblich in Spanien haben. Gleichgültig. Wir sind über das Papier hinaus.«
»Warum?«, sagt Suffolk. »Ist Ihre Nichte trächtig?«
»Nein! Leider. Denn wenn sie es wäre, müsste er etwas
tun.«
»Was?«, sagt Suffolk.
»Ich weiß es nicht. Sich seine eigene Scheidung
bewilligen?«
Unruhe kommt auf, Knurren,
Seufzen. Einige blicken auf den Herzog, andere auf ihre Schuhe. Keiner im Raum
ist dagegen, dass Henry bekommt, was er will. Ihr Leben und Schicksal hängen
davon ab. Er sieht den Weg vor sich: einen mühsamen Weg durch flaches Gelände,
der Horizont ist trügerisch klar, das Land durchzogen von Gräben, und der
gegenwärtige Tudor, dessen Person und dessen Gesicht mit Schlamm bespritzt
sind, wird herausgefischt und keucht in der klaren Luft.
Er sagt: »Dieser gute Mann,
der den König aus dem Graben gezogen hat, wie war sein Name?«
Norfolk sagt trocken: »Master
Cromwell hört gerne von den Taten niederer Männer.«
Er glaubt nicht, dass einer
von ihnen den Namen kennt. Aber Norris sagt: »Ich weiß es. Sein Name war
Edmund Mody.«
Wohl eher Modder, sagt
Suffolk. Er brüllt vor Lachen. Sie starren ihn an.
Es ist Allerseelen, oder wie
Norfolk sich ausdrückt: wieder November. Alice und Jo sind gekommen, um mit ihm
zu sprechen. Sie führen Bella - die
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