Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
Vom Netzwerk:
gemacht hat und das an einer Schnur unter seinem
Hemd hängt: ein Stumpf von einer Klinge wie ein einzelner böser Zahn. »Was
hältst du davon?«
    »Jesus«, sagt Madoc. »Pass
bloß auf, in wem du es stecken lässt.«
     
    Er sagt zu seiner Schwester
Kat, nachdem er seinen Vier-Pfund-Hammer auf ihrem Fensterbrett im Pegasus
abgelegt hat: Warum hatte ich schon einen schlechten Ruf, bevor ich geboren
wurde?
    Frag Morgan Williams, sagt
sie. Er wird es dir sagen. Ach, Tom, Tom, sagt sie. Sie greift nach ihm und
küsst seinen Kopf. Du gehst da nicht raus. Lass ihn kämpfen.
    Sie hofft, die Rebellen werden
Walter töten. Sie sagt es nicht, aber er weiß es.
    Wenn ich der Mann in der
Familie bin, sagt er, wird es anders sein, das kann ich dir sagen.
    Morgan erzählt ihm - errötend,
denn er ist ein sehr anständiger Mann -, dass seiner Mutter auf der Straße
immer irgendwelche Jungen hinterherliefen und riefen: »Guck dir diese alte
Stute an. Die ist ja trächtig!«
    Seine Schwester Bet sagt: »In
Cornwall haben sie noch was anderes, und das ist ein Riese, der Bolster heißt
und in die heilige Agnes verliebt ist. Er folgt ihr auf Schritt und Tritt, und
weil ihr Bild auf ihren Fahnen ist, kommt er ihnen nach London nach.«

»Bolster?«, höhnt er. »Das ist
ja ein alberner Riese!«
    »Oh, du wirst schon sehen«,
sagt Bet. »Und dann wirst du nicht mehr so vorlaut sein.«
    Die Frauen der Gegend, sagt
Morgan, benahmen sich wie Glucken und taten so, als seien sie um seine Mutter
besorgt: Was es wohl werden wird, sie ist ja eine regelrechte Tonne!
    Und dann, als er in diese Welt
kam, brüllend, mit geballten Fäusten und feuchten schwarzen Locken, torkelten
Walter und seine Freunde singend durch Putney. Sie riefen: »Kommt und lasst es
euch besorgen, Mädels!« und »Hier werden kinderlose Frauen bedient!«
    Vom Datum wurde nie Notiz
genommen. Zu Morgan sagte er: Das macht nichts. Ich weiß nichts über die
Planetenkonstellation bei meiner Geburt. Als o habe ich kein Schicksal.
    Wie das Schicksal es wollte,
gab es keine Schlacht in Putney. Für die Vorreiter und Flüchtlinge standen die
Frauen mit Brot- und Rasiermessern bereit, die Männer mit Schaufeln und
Hacken, um sie zu erschlagen und dann mit Dechseln auszuhöhlen und auf
Wetzstahl aufzuspießen. Der große Kampf fand allerdings in Blackheath statt:
Die Rebellen wurden in Stücke geschnitten, von dem Tudor in seiner militärischen
Hackfleischmaschine zerkleinert. Jetzt waren sie vor ihnen sicher: nur nicht
vor Walter.
    Seine Schwester Bet sagt: »Du
weißt doch, dieser Riese, Bolster? Er hört, dass die heilige Agnes tot ist. Er
hat sich in den Arm geschnitten, und in seiner Trauer fließt sein Blut ins
Meer. Es hat eine Höhle gefüllt, die niemals gefüllt werden kann, sie führt
nämlich in ein Loch, und dieses Loch führt bis unter den Meeresboden und zum
Mittelpunkt der Erde und in die Hölle. Und deshalb ist er tot.«
    »Oh gut. Ich hab mir schon
richtig Sorgen wegen Bolster gemacht.«
    »Tot bis zum nächsten Mal«,
sagt seine Schwester.
    An einem Tag, dessen Datum
unbekannt ist, wurde er geboren. Mit drei Jahren sammelte er Anmachholz für den
Glühofen. »Seht mal, mein kleiner Mann!«, sagte Walter immer und schlug ihm
freundlich auf den Kopf. Seine Finger rochen verbrannt und seine Handfläche war
fest und schwarz.
    In den vergangenen Jahren
haben die Gelehrten natürlich versucht, ihm ein Schicksal zu geben; Männer, die
den Himmel deuten können, sind davon ausgegangen, was er jetzt ist und wie er
ist, und haben versucht, den Zeitpunkt seiner Geburt zu bestimmen. Jupiter
zeigt in günstiger Konstellation Wohlstand an. Merkur am Aszendenten verleiht
die Fähigkeit zu schneller und überzeugender Sprache. Kratzer sagt, wenn Mars
nicht im Skorpion ist, kenne ich mein Handwerk nicht. Seine Mutter war
zweiundfünfzig, und sie glaubten, sie könne weder ein Kind empfangen noch
gebären. Sie versteckte ihr Vermögen und verbarg ihn tief in ihrem Inneren
unter weiten Gewändern, solange es irgend ging. Er kam heraus, und sie sagten:
Was ist das?
     
    Mitte Dezember schwört James
Bainham, ein Rechtsanwalt, der Middle Temple angehört, vor dem Bischof von
London seinem Irrglauben ab. Er wurde gefoltert, sagt man in der City, More hat
ihn persönlich befragt, während der Griff der Folterbank gedreht wurde, und
hat ihn aufgefordert, die Namen anderer infizierter Mitglieder der Anwaltskammern
zu nennen. Ein paar Tage später werden ein ehemaliger Mönch und

Weitere Kostenlose Bücher