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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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stehen.«
    Monseigneur sieht auf. Er
räuspert sich. »In dieser Krise gibt es etliche Herangehensweisen, es scheint
mir, dass man vielleicht...«
    Norfolk explodiert. Er stampft
auf dem Boden herum wie Satan in einem Passionsspiel. »Oh, beim dreimal
beschissenen Leichentuch des Lazarus! Während Sie eine Herangehensweise
bestimmen, Mylord, während Sie die Angelegenheit eingehend betrachten, wird
Mylady, Ihre Tochter, im ganzen Land verleumdet, die Gedanken des Königs werden
vergiftet, und das Glück dieser Familie wird vor Ihren Augen zunichte gemacht.«
    »Harry Percy«, sagt George; er
hebt seine Hände in die Höhe. »Hört zu, lasst ihr mich sprechen? Wie ich es
verstehe, wurde Harry Percy schon einmal dazu überredet, seine Ansprüche zu
vergessen. Als o, wenn er einmal ausgeschaltet wurde ...«
    »Ja«, sagt Anne, »aber der
Kardinal hat ihn ausgeschaltet, und unglücklicherweise ist der Kardinal tot.«
    Stille tritt ein: eine Stille
so süß wie Musik. Er blickt lächelnd zu Anne, zu Monseigneur, zu Norfolk. Wenn
das Leben eine Goldkette ist, hängt Gott manchmal einen Glücksbringer daran. Um
den Moment zu verlängern, durchquert er den Raum und hebt den Wandbehang auf.
Schmaler Knüpfstuhl. Untergrund indigoblau. Asymmetrischer Knoten. Isfahan?
Steif marschieren kleine Tiere darüber, schlängeln sich durch dicht an dicht
stehende Blumen. »Sehen Sie«, sagt er. »Erkennen Sie diese Tiere? Pfauen.«
    Mary Shelton kommt näher und
sieht ihm über die Schulter. »Was sind diese Schlangendinger mit Beinen?«
    »Skorpione.«
    »Heilige Mutter Gottes, beißen
die nicht?«
    »Sie stechen.« Er sagt: »Lady
Anne, wenn der Papst Sie nicht davon abhalten kann, Königin zu werden, und ich
glaube nicht, dass er das kann, sollte uns Harry Percy nicht im Weg stehen.«
    »Als o dann, schieben Sie ihn
da weg«, sagt Norfolk.
    »Ich verstehe, warum es keine
gute Idee für Sie als Familie wäre ...«
    »Tun Sie's«, sagt Norfolk.
»Schlagen Sie ihm den Schädel ein.«
    »Bildlich gesprochen«, sagt
er. »Mylord.«
    Anne setzt sich. Sie hat das
Gesicht von den Frauen abgewandt. Ihre kleinen Hände sind zu Fäusten geballt.
Monseigneur schiebt seine Papiere hin und her. George nimmt gedankenverloren
seine Kappe ab, spielt mit der juwelenbesetzten Hutnadel und probiert ihre
Spitze an seinem Zeigefinger aus.
    Er hat den Wandbehang
zusammengerollt und übergibt ihn fürsorglich Mary Shelton. »Danke«, flüstert
sie und wird rot, als hätte er etwas sehr Persönliches getan. George quiekt; es
ist ihm gelungen, sich zu stechen. Onkel Norfolk sagt bitter: »Du dummer
Junge.«
    Francis Bryan folgt ihm
hinaus.
    »Bitte seien Sie versichert,
dass Sie mich jetzt allein lassen können, Sir Francis.«
    »Ich wollte eigentlich
mitkommen. Ich möchte wissen, was Sie tun.«
    Er verlangsamt seinen Schritt,
schlägt mit der flachen Hand auf Bryans Brust, stößt ihn zur Seite und hört,
wie sein Schädel an die Wand stößt. »Bin in Eile«, sagt er.
    Jemand ruft seinen Namen.
Master Wriothesley kommt um eine Ecke. »Das Schild mit Markus und dem Löwen.
Fünf Minuten zu Fuß von hier.«
    Nennt-mich hat Männer
beauftragt, die Harry Percy gefolgt sind, seit er nach London gekommen ist.
Seine Sorge war, dass sich Annes Feinde bei Hofe - der Herzog von Suffolk und
seine Frau und jene Träumer, die glauben, dass Katherine zurückkehren wird —
mit dem Earl treffen würden und ihn ermutigen, die Vergangenheit auf eine Weise
zu interpretieren, die nützlich sein könnte - aus ihrer Sicht. Aber anscheinend
gab es keine Treffen: es sei denn, sie werden am Südufer der Themse in Surreys
Badehäusern abgehalten.
    Nennt-mich geht um eine Ecke
und biegt in eine Gasse ein, die sie in den schmutzigen Hof eines Gasthauses
führt. Er sieht sich um; zwei Stunden mit einem Besen und einem willigen
Herzen, und es könnte anständig hergerichtet werden. Mr Wriothesleys hübscher
rotgoldener Schopf leuchtet wie ein Signalfeuer. Der heilige Markus, der über
seinem Kopf knarrt, hat eine Tonsur wie ein Mönch. Der Löwe ist klein und blau
und trägt ein Lächeln im Gesicht. Nennt-mich berührt seinen Arm: »Da hinein.«
Sie wollen gerade gebückt durch eine Seitentür eintreten, als über ihnen ein
scharfer Pfiff erklingt. Zwei Frauen lehnen sich aus einem Fenster und lassen
jauchzend und kichernd ihre nackten Brüste über den Sims hängen. »Jesus«, sagt
er. »Noch mehr Howard-Ladys.«
    Im Inneren des Mark and the Lion sind mehrere Männer in der

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