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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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des Abakus, nicht durch das Knirschen und Knacken im Mechanismus der Kanone,
sondern durch das Kratzen der Feder auf dem Schuldschein, der die Kanone und
den Waffenschmied und das Pulver und die Munition bezahlt.
    »Ich stelle Sie mir ohne Geld
und Titel vor«, sagt er. »Ich stelle Sie mir in einer armseligen Hütte vor, wie
Sie handgewebte Kleider tragen und einen Hasen für den Topf nach Hause bringen.
Ich stelle mir Ihre rechtmäßige Ehefrau Anne Boleyn vor, wie sie diesen Hasen
häutet und zerlegt. Ich wünsche Ihnen sehr viel Glück dabei.«
    Harry Percy sackt über dem
Tisch zusammen. Tränen der Wut schießen aus seinen Augen.
    »Sie haben nie ein
Eheversprechen abgegeben«, sagt er. »Die törichten Versprechungen, die Sie
eventuell gemacht haben, hatten keinerlei rechtliche Auswirkung. Etwaige Übereinkünfte,
die Sie zu haben glaubten, hatten Sie nicht. Und da ist noch etwas, Mylord.
Wenn Sie jemals ein weiteres Wort über Lady Annes Freiheit verlieren« - in dieses Wort
packt er einen Ekel, der Bände spricht - »dann bekommen Sie es mit mir zu tun
und mit den Howards und den Boleyns. George Rochford wird nicht liebevoll mit
Ihrer Person umgehen, und Mylord Wiltshire wird Ihren Stolz kränken, und was
den Herzog von Norfolk betrifft, wenn ihm auch nur der leiseste Zweifel an der
Ehre seiner Nichte zu Ohren kommt, wird er Sie aus jedem Loch zerren, in das
Sie sich verkrochen haben, und Ihnen die Eier abbeißen. Als o«, sagt er, nun
wieder mit seiner vorherigen Liebenswürdigkeit, »ist das klar, Mylord?« Er
durchquert den Raum und macht die Servierluke wieder auf. »Sie können jetzt
wieder reinstarren.« Gesichter erscheinen oder vielmehr - um bei der Wahrheit
zu bleiben - Stirnen und Augen tauchen plötzlich auf. In der Tür bleibt er
stehen und wendet sich noch einmal zum Earl um. »Eines muss ich noch sagen,
damit keine Zweifel aufkommen. Wenn Sie glauben, dass Lady Anne Sie liebt,
irren Sie sich gewaltig. Sie hasst Sie. Der einzige Dienst, den Sie ihr jetzt
erweisen können - außer dass Sie sterben -, besteht darin, dass Sie ungesagt
machen, was Sie zu Ihrer armen Frau gesagt haben, und jeden Eid schwören, den
man von Ihnen verlangt, um Anne den Weg freizumachen, Königin von England zu
werden.«
    Auf dem Weg nach draußen sagt
er zu Wriothesley: »Er tut mir leid. Wirklich.« Nennt-mich lacht so heftig,
dass er sich an die Wand lehnen muss.
     
    Am nächsten Tag kommt er zu
früh zur Sitzung des Kronrats. Der Herzog von Norfolk nimmt seinen Platz am
Kopfende des Tisches ein, dann setzt er sich doch woanders hin, als die Kunde
kommt, dass der König selbst den Vorsitz übernehmen werde. »Und Warham ist
hier«, sagt jemand: Die Tür öffnet sich, nichts passiert, dann schlurft langsam,
sehr langsam der greise Prälat herein. Er nimmt Platz. Seine Hände zittern,
als er sie vor sich auf das Tischtuch legt. Sein Kopf zittert auf seinem Hals.
Seine Haut ist pergamentfarben wie auf der Zeichnung, die Hans von ihm gemacht
hat. Mit einem langsamen Eidechsenblinzeln sieht er in die Runde.
    Er geht durch den Raum, bleibt
auf der anderen Seite des Tisches vor Warham stehen und erkundigt sich nach
seiner Gesundheit; es ist eine Formalität, es ist klar, dass er bald sterben
wird. Er sagt: »Diese Prophetin, der Sie in Ihrer Diözese Unterschlupf
gewähren. Eliza Barton. Wie geht es damit weiter?«
    Warham sieht kaum auf. »Was
wollen Sie eigentlich, Cromwell? Meine Kommission hat nichts gegen das Mädchen
gefunden. Das wissen Sie.«
    »Ich höre, sie erzählt ihren
Anhängern, dass der König nur noch ein Jahr regieren wird, wenn er Lady Anne
heiratet.«
    »Das könnte ich nicht
beschwören. Ich habe es nicht mit eigenen Ohren gehört.«
    »Soweit ich weiß, hat Bischof
Fisher sie aufgesucht.«
    »Nun ... oder sie ihn. Das
eine oder das andere. Warum sollte er das nicht tun? Sie ist eine gesegnete junge
Frau.«
    »Wer hat sie unter Kontrolle?«
    Warhams Kopf sieht aus, als
würde er gleich von seinen Schultern kullern. »Sie mag unklug sein. Sie mag
sich täuschen. Schließlich ist sie ein einfaches Landmädchen. Aber sie hat eine
Gabe, dessen bin ich mir sicher. Wenn Menschen ihr begegnen, kann sie ihnen
sofort sagen, was sie bedrückt. Welche Sünden ihnen auf dem Gewissen liegen.«
    »Wirklich? Ich muss sie
aufsuchen. Vielleicht weiß sie ja, was mich bedrückt.«
    »Frieden«, sagt Thomas Boleyn.
»Harry Percy ist da.«
    Der Earl kommt herein, rechts
und links von ihm zwei seiner Leibwächter.

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