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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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überraschend? Sie
kehren nach Hause zurück, machen ihr ein Kind und gehen wieder fort.«
    »Ich will gar nicht für einen
guten Ehemann gehalten werden. Ich schicke einfach Geld nach Hause.«
    »Wie lange werden Sie bei uns
bleiben?«
    Hans grunzt, leert seinen
Becher Wein und spricht von dem, was er zurückgelassen hat: das Gerede über
Basel, über die Kantone und Städte der Schweiz. Aufstände und offene
Schlachten. Bilder, keine Bilder. Statuen, keine Statuen. Es ist der Leib
Gottes, es ist nicht der Leib Gottes, es ist mehr oder weniger der Leib Gottes.
Es ist sein Blut, es ist nicht sein Blut. Priester dürfen heiraten, sie dürfen
es nicht. Es gibt sieben Sakramente, es gibt drei. Das Kruzifix: wir kriechen
auf den Knien zu ihm und verehren es mit unseren Lippen, oder das Kruzifix: wir
zerhacken es und verbrennen es auf öffentlichen Plätzen. »Ich bin kein Freund
des Papstes, aber das ermüdet mich. Erasmus hat sich nach Freiburg zu den
Papisten abgesetzt, und jetzt habe ich mich zu euch und Junker Heinrich
abgesetzt. So nennt Luther euren König. >Seine Ungnaden, der König von
Englands<. Er wischt sich den Mund ab. »Ich verlange nicht mehr, als gute
Arbeiten zu machen und dafür bezahlt zu werden. Und es ist mir lieber, wenn
meine Bemühungen nicht von irgendeinem Sektierer mit einem Eimer Tünche
zunichte gemacht werden.«
    »Sie sind auf der Suche nach
Frieden und Bequemlichkeit zu uns gekommen?« Er schüttelt den Kopf. »Zu spät.«
    »Ich bin gerade über die
London Bridge gelaufen und habe festgestellt, dass sich jemand die
Madonnenstatue vorgenommen und dem Kind den Kopf abgeschlagen hat.«
    »Das ist schon vor einer
ganzen Weile passiert. Das muss dieser Teufel Cranmer gewesen sein. Sie wissen,
wie er ist, wenn er etwas getrunken hat.«
    Hans grinst. »Sie vermissen
ihn. Wer hätte gedacht, dass Sie Freunde werden würden?«
    »Dem alten Warham geht es
nicht gut. Wenn er diesen Sommer stirbt, wird Lady Anne um Canterbury für
meinen Freund bitten.«
    Hans ist überrascht. »Nicht
Gardiner?«
    »Er hat seine Chance beim
König verspielt.«
    »Er ist sich selbst der
schlimmste Feind.«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    Hans lacht. »Es wäre eine
große Beförderung für Dr Cranmer. Er wird es nicht wollen. Nicht er. So viel
Pomp. Er liebt seine Bücher.«
    »Er wird annehmen. Das ist
seine Pflicht. Die Besten von uns müssen sich überwinden.«
    »Was, Sie?«
    »Wenn Ihr früherer Kunde kommt
und mich in meinem eigenen Haus bedroht, kostet es Überwindung, die Ruhe zu
bewahren. Und das mache ich. Waren Sie in Chelsea?«
    »Ja. Ein trauriger Haushalt.«
    »Es wurde verkündet, dass er
aus Krankheitsgründen zurückgetreten ist. Um niemanden in Verlegenheit zu
bringen.«
    »Er sagt, es schmerzt ihn
hier«, Hans reibt sich die Brust, »und der Schmerz überkommt ihn, wenn er zu
schreiben beginnt. Aber die anderen sehen gut aus. Die Familie an der Wand.«
    »Sie brauchen nicht mehr nach
Chelsea zu gehen, um einen Auftrag zu bekommen. Der König hat mich mit den
Arbeiten im Tower betraut; wir setzen die Befestigungen instand. Er hat
Bauleute und Maler und Vergolder geholt, wir räumen die alten königlichen
Gemächer aus und machen etwas Schöneres, und ich werde neue Räumlichkeiten für
die Königin bauen. Sie müssen wissen, dass in diesem Land die Könige und
Königinnen die Nacht vor ihrer Krönung im Tower verbringen. Wenn Annes Tag
kommt, wird es sehr viel Arbeit für Sie geben. Historienspiele und Festzüge
müssen entworfen, Bankette ausgestattet werden, und die Stadt wird Gold- und
Silbergeschirr bestellen, um es dem König zu schenken. Sprechen Sie mit den
Kaufleuten der Hanse, sie werden dabei sein wollen. Bringen Sie sie dazu,
Pläne zu machen. Sichern Sie sich selbst die Arbeit, bevor die Hälfte der
Handwerker Europas hier ist.«
    »Soll sie neue Juwelen
bekommen?«
    »Sie soll Katherines bekommen.
Er hat nicht komplett den Verstand verloren.«
    »Ich würde sie gerne malen.
Anna Bolena.«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht
möchte sie nicht so eingehend betrachtet werden.«
    »Es heißt, sie ist nicht
schön.«
    »Nein, vielleicht ist sie das
nicht. Sie würden sie nicht als Modell für die Primavera auswählen. Oder für
eine Marienstatue. Oder ein Abbild des Friedens.«
    »Was denn dann? Eva? Medusa?« Hans lacht. »Antworten
Sie nicht.«
    »Sie hat große Ausstrahlung, esprit ... Vielleicht gelingt es Ihnen
nicht, das in einem Gemälde einzufangen.«
    »Ich sehe, dass Sie

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