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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Gerichtshof des Lordkanzlers. Das ist wohl kaum der blumige Pfad
zu einer Liebesaffäre. Weißt du, was ich glaube?«
    »Du glaubst, du solltest noch
warten. Bis sie, diese Frau, Königin ist.«
    »Ich glaube, es ist der
Transport, der die Kosten in die Höhe treibt. Selbst auf dem Wasserweg. Ich
hätte etwas Land räumen lassen und meine eigenen Brennöfen bauen sollen.«
     
    Sonntag, der i. September, in
Windsor: Anne kniet vor dem König, um den Titel »Marquess von Pembroke« zu
empfangen. Die Ritter des Hosenbandordens auf ihren Chorstühlen beobachten
sie, die adligen Damen Englands flankieren sie, und Norfolks Tochter Mary (die
Herzogin hatte sich geweigert und einen Fluch ausgestoßen, als ihr der
Vorschlag gemacht wurde) trägt ihr Diadem auf einem Kissen . Monseigneur streichelt seinen
Bart, nickt und lächelt, als er geflüsterte Glückwünsche vom französischen
Botschafter entgegennimmt. Bischof Gardiner liest Annes neuen Titel vor. Sie
leuchtet in rotem Samt und Hermelin, und ihr schwarzes Haar fällt in jungfräulichem
Stil in Wellen bis zur Taille. Er, Cromwell, hat das Einkommen von fünfzehn
Landgütern organisiert, um ihre Würde zu unterstützen.
    Ein Te Deum wird gesungen. Eine Predigt
gehalten. Als  die Zeremonie vorbei ist und sich die Damen bücken, um Annes
Schleppe aufzuheben, bemerkt er ein blaues Leuchten wie von einem Eisvogel,
sieht auf und erblickt John Seymours Tochter unter den Damen der Howards. Ein
Schlachtross hebt den Kopf beim Klang der Trompeten, und große Damen blicken
auf und lächeln; als die Musiker eine Fanfare spielen und die Prozession die
St Georges Chapel verlässt, senkt das Mädchen sein blasses Gesicht und richtet
die Augen auf die Zehen, als hätte es Angst zu stolpern.
    Beim Festmahl sitzt Anne auf
dem Podium neben Henry, und wenn sie sich zur Seite dreht, um mit ihm zu
sprechen, streifen ihre schwarzen Wimpern die Wangen. Sie ist jetzt fast da,
fast angekommen, ihr Körper ist gespannt wie eine Bogensehne, ihre Haut
bestäubt mit Gold, mit Schattierungen von Aprikose und Honig; wenn sie lächelt,
was sie oft tut, zeigt sie kleine Zähne, weiß und scharf. Sie plant, Katherines
Barke zu beschlagnahmen, erzählt sie ihm, die Aufschrift »H&K« wegbrennen
und alle Abzeichen Katherines auslöschen zu lassen. Der König hat nach Katherines
Juwelen geschickt, damit Anne sie auf der geplanten Reise nach Frankreich
tragen kann. In dem schönen Septemberwetter hat er, Cromwell, einen Nachmittag,
zwei Nachmittage, drei mit ihr und dem Goldschmied des Königs verbracht; dieser
fertigte Zeichnungen an, und auch er als Master of the Jewels hatte Vorschläge zu machen;
Anne möchte neue Fassungen anfertigen lassen. Zunächst hatte sich Katherine
geweigert, die Juwelen zu übergeben. Sie sagte, sie könne das Eigentum der
Königin von England nicht hergeben und in die Hände der Schande der
Christenheit legen. Ein königlicher Befehl war notwendig, um sie dazu zu
bringen, die Sachen rauszurücken.
    Anne leitet alles an ihn
weiter; sie sagt lachend: »Cromwell, Sie sind mein Mann.« Der Wind ist günstig,
und die Flut arbeitet für ihn. Unter seinen Füßen kann er spüren, wie sie ihn
mitzieht. Sein Freund Audley wird gewiss als Kanzler bestätigt werden; der
König gewöhnt sich an ihn. Alte Höflinge sind lieber zurückgetreten, als Anne
zu dienen, der neue Rechnungsprüfer des Haushalts ist Sir William Paulet, einer
seiner Freunde aus Wolseys Tagen. So viele der neuen Höflinge sind Freunde aus
Wolseys Tagen. Und der Kardinal hat keine Dummköpfe beschäftigt.
    Nach der Messe und Annes
Einsetzung kümmert er sich um den Bischof von Winchester, als dieser seine
Messgewänder auszieht und etwas anlegt, das für weltliche Feiern besser
geeignet ist. »Werden Sie tanzen?«, fragt er ihn. Er sitzt auf einem steinernen
Fenstersims und wendet seine Aufmerksamkeit halb dem Geschehen unten in den Höfen
zu, wo die Musiker Flöten und Lauten, Harfen und Rebecs, Oboen, Violen und
Trommeln herbeibringen. »Sie würden eine gute Figur machen. Oder tanzen Sie
jetzt nicht mehr, wo Sie Bischof sind?«
    Stephens Konversation läuft
auf ihrer eigenen Spur. »Man würde doch meinen, es müsste jeder Frau genügen,
Marquess aus eigenem Recht zu werden, denken Sie nicht auch? Jetzt wird sie ihm
nachgeben. Wird vor Weihnachten einen Erben im Bauch haben, so Gott will.«
    »Ach, Sie wünschen ihr
Erfolg?«
    »Ich möchte, dass er sich
beruhigt. Und dass das alles zu einem Ergebnis führt. Dass

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