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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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überprüft die Bücher des Zahlmeisters und
erstellt eine neue Bestandsliste mit den Juwelen, dem Gold und dem Silber des
Königs. Er besucht die Aufseher der Münzanstalt und schlägt Stichproben vor, um
das Gewicht der königlichen Münzen zu kontrollieren. »Ich möchte gerne erreichen«,
sagt er, »dass unsere englischen Münzen so solide werden, dass die Kaufleute
auf dem Festland sich gar nicht die Mühe machen, sie zu wiegen.«
    »Haben Sie überhaupt die
Befugnis dazu?«
    »Wieso, was haben Sie zu
verbergen?«
    Er hat ein Memorandum für den
König geschrieben, in dem er die Quellen seiner jährlichen Einkünfte darlegt
und detailliert verzeichnet, durch welche Regierungsämter sie laufen. Es ist
bemerkenswert präzise. Der König liest es und liest es ein zweites Mal. Er
dreht das Papier um, um festzustellen, ob auf der Rückseite etwas Verwickeltes
und Unerklärliches steht. Aber da ist nichts, es gibt keinen doppelten Boden.
    »Das ist nichts Neues«, sagt
er halb entschuldigend. »Der verstorbene Kardinal hatte das im Kopf. Ich werde
weiterhin in der Münzanstalt vorbeischauen. Mit Eurer Majestät Erlaubnis.«
    Im Tower besucht er einen
Gefangenen, John Frith. Er hat den Wunsch geäußert - und sein Wunsch zählt
etwas -, dass der Gefangene sauber gehalten wird, nicht auf dem Boden; er hat
warmes Bettzeug, ausreichend zu essen, einen Vorrat an Wein, Papier, Tinte,
obwohl er ihm geraten hat, das Geschriebene beiseite zu räumen, wenn er den
Schlüssel im Schloss hört.
    Er steht neben dem Schließer,
der ihn einlässt, hat die Augen gesenkt und es gefällt ihm nicht, was er
gleich sehen wird; John Frith jedoch erhebt sich von seinem Tisch, ein
sanfter, schlanker junger Mann, Kenner des Griechischen, und sagt: Master
Cromwell, ich wusste, dass Sie kommen würden.
    Als  er Friths Hände ergreift,
stellt er fest, dass sie nichts als Knochen sind, kalt und trocken und übersät
mit verräterischen Tintenspuren. Er denkt, dass Frith recht robust sein muss,
da er so lange überlebt hat. Er war einer der Bibelleute im Keller von Wolseys
College, wo sie eingeschlossen wurden, weil es keinen anderen sicheren Ort
gab. Als  die Sommerseuche unterirdisch zuschlug, lag Frith im Dunkeln bei den
Leichen, bis jemand daran dachte, ihn herauszulassen.
    »Master Frith«, sagt er, »wäre
ich in London gewesen, als Sie ergriffen wurden ...«
    »Aber Thomas More wurde tätig,
während Sie in Calais waren.«
    »Was hat Sie dazu bewegt, nach
England zurückzukehren? Nein, erzählen Sie es mir nicht. Wenn Sie in Sachen
Tyndale unterwegs waren, ist es besser, ich weiß nichts davon. Es heißt, Sie
haben eine Frau genommen, ist das richtig? In Antwerpen? Es gibt eine Sache,
die der König nicht ertragen kann - nein, es sind viele Dinge, die er nicht ertragen
kann -, aber er hasst verheiratete Priester. Und er hasst Luther, und Sie haben
Luther ins Englische übersetzt.«
    »Sie haben den Fall sehr gut
dargestellt - im Sinne der Anklage gegen mich.«
    »Sie müssen mir helfen, damit
ich Ihnen helfen kann. Wenn ich für Sie eine Audienz beim König erwirken könnte
... Sie müssten vorbereitet sein, er ist ein sehr scharfsinniger Theologe ...
meinen Sie, Sie könnten Ihre Antworten abmildern, um ihm entgegenzukommen?«
    Das Feuer brennt, aber der
Raum ist trotzdem kalt. Man kann den Nebeln und Ausdünstungen der Themse hier
nicht entkommen. Frith sagt mit kaum hörbarer Stimme: »Thomas More hat immer
noch Ansehen beim König. Und er hat ihm einen Brief geschrieben, in dem er
sagt«, es gelingt ihm zu lächeln, »dass ich Wycliffe, Luther und Zwingli in
einem bin, zusammengerollt und mit einer Schnur zusammengebunden - ein
Reformer, der in einem anderen steckt, so wie man für ein Festmahl einen Fasan
in ein Hühnchen und das Hühnchen in eine Gans packen kann. More beabsichtigt,
mich zu verspeisen, und deshalb sollten Sie Ihr Ansehen nicht gefährden, indem
Sie um Gnade für mich bitten. Und was das Abmildern meiner Antworten
betrifft... ich glaube und ich werde vor jedem Tribunal sagen ...«
    »Tun Sie es nicht, John.«
    »Ich werde vor jedem Tribunal
sagen, was ich vor meinem letzten Richter sagen werde - die Eucharistie ist
nichts als Brot, für die Buße haben wir keine Verwendung, das Fegefeuer ist
eine Erfindung, die nicht in der Schrift begründet ist...«
    »Wenn ein paar Männer kommen
und Sie auffordern mitzukommen, Frith, dann gehen Sie mit ihnen. Es werden
meine Männer sein.«
    »Sie glauben, Sie können mich
aus dem

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