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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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später kommt Rafe herein, steht vor ihm, sieht ihn an und zieht die
Augenbrauen in die Höhe. Rothaarige können recht angestrengt aussehen, wenn sie
Augenbrauen in die Höhe ziehen, die nicht wirklich da sind. Er sagt: »Du
brauchst Richard nicht zu erzählen, dass sich Mary Boleyn mir einmal angeboten
hat. Zwischen uns ist nichts. Es wird nicht sein wie in Wolf Hall, wenn du das
denkst.«
    »Und was, wenn die Braut
andere Pläne hat? Ich frage mich, warum Sie sie nicht mit Gregory verheiraten.«
    »Gregory ist zu jung. Richard
ist dreiundzwanzig, ein gutes Alter, um zu heiraten, wenn man es sich leisten
kann. Und du bist schon darüber hinaus - es wird Zeit, dass auch du
heiratest.«
    »Ich gehe, bevor Sie eine
Boleyn für mich finden.« Rafe dreht sich noch einmal um und sagt leise: »Nur
eines, Sir, und ich glaube, das gibt Richard zu denken ... Leben und Geschick
von uns allen hängen jetzt von dieser Dame ab, die nicht nur launisch, sondern
auch sterblich ist, und die Ehegeschichte des Königs sagt uns, dass ein Kind im
Mutterleib noch lange kein Thronerbe in der Wiege ist.«
     
    Im März kommt die Nachricht
aus Calais, dass Lord Berners gestorben ist. Der Nachmittag in seiner
Bibliothek, als draußen der Sturm blies: Im Rückblick scheint es ein Hafen der
Ruhe gewesen zu sein, die letzte Stunde, die er für sich selbst hatte. Er
möchte ein Angebot für die Bücher machen - ein großzügiges Angebot, um Lady
Berners zu helfen - aber die Folianten scheinen von ihren Pulten gesprungen und
weggelaufen zu sein, einige in Richtung Francis Bryans, dem Neffen des alten
Mannes, und einige zu einem anderen seiner Verwandten, Nicholas Carew. »Würden
Sie ihm seine Schulden erlassen«, fragt er Henry, »zumindest solange seine Frau
lebt? Sie wissen, er hinterlässt...«
    »Keine Söhne.« Henrys Gedanken
sind vorausgeeilt: Auch ich war einmal in dieser unglücklichen Lage, hatte
keinen Sohn, aber bald bekomme ich meinen Erben.
    Er bringt Anne Majolikaschalen
mit. Die Außenseite ist mit dem Wort maschio bemalt, im Inneren sind feiste blonde Babys
abgebildet, jedes hat einen unschuldigen kleinen Phallus. Sie lacht. Die
Italiener sagen, für einen Jungen muss man sich warmhalten, erzählt er ihr.
Erwärmen Sie Ihren Wein, um Ihr Blut zu erwärmen. Keine kalten Früchte, kein
Fisch.
    Jane Seymour sagt: »Glauben
Sie, es ist schon entschieden, was es sein wird, oder entscheidet Gott das
später? Glauben Sie, dass es selbst weiß, was es ist? Glauben Sie, wenn wir in
sie hineinsehen könnten, würden wir es erkennen?«
    »Jane, ich wünschte, du wärst
noch in Wiltshire«, sagt Mary Shelton.
    Anne sagt: »Sie brauchen mich
nicht aufzuschneiden, Mistress Seymour. Es ist ein Junge, und keiner soll
etwas anderes denken oder sagen.« Sie runzelt die Stirn, und man kann sehen,
dass sie die große Kraft ihres Willens konzentriert und beugt.
    »Ich hätte gern ein Baby«,
sagt Jane.
    »Aufgepasst«, ermahnt Lady
Rochford sie. »Wenn Ihr Bauch sichtbar wird, Mistress, werden wir Sie lebendig
einmauern lassen.«
    »Ihre Familie«, sagt Anne,
»würde ihr einen Blumenstrauß überreichen. In Wolf Hall weiß man nicht, was
das Wort Enthaltsamkeit bedeutet.«
    Jane ist errötet und zittert.
»Ich habe nichts Böses gemeint.«
    »Lasst sie in Ruhe«, sagt
Anne, »es ist, als wolle man eine Feldmaus in der Falle fangen.« Sie wendet
sich an ihn. »Ihre Gesetzesvorlage ist noch nicht verabschiedet. Was ist der
Grund für die Verzögerung?«
    Sie meint das Gesetz, das es
verbietet, in Rom Berufung einzulegen. Er hebt an, ihr die Stärke der
Opposition zu erklären, aber sie zieht die Augenbrauen in die Höhe und sagt:
»Mein Vater spricht für Sie im Oberhaus und Norfolk auch. Wer sollte es da
wagen, uns zu widersprechen?«
    »Ich werde es bis Ostern
durchbekommen, verlassen Sie sich darauf.«
    »Die Frau, die wir in
Canterbury gesehen haben, es heißt, ihre Leute drucken ein Buch mit ihren
Prophezeiungen.«
    »Das kann schon sein, aber ich
werde sicherstellen, dass es niemand liest.«
    »Es heißt, am Tag der heiligen
Katharina, während wir in Calais waren, hatte sie eine Vision, in der die
sogenannte Prinzessin Mary zur Königin gekrönt wurde.« Ihre Stimme fährt fort,
flüssig, schnell: Das sind meine Feinde, die Prophetin und ihr Anhang;
Katherine, die sich mit dem Kaiser verschwört; ihre Tochter Mary, die
angebliche Erbin; Marys alte Gouvernante Margaret Pole, Lady Salisbury, sie und
ihre ganze Familie sind meine Feinde; ihr Sohn

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