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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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ausländische
Frau, die ihm eine Tochter geboren hat. Was immer du tust, sagt er zu Rafe,
verteidige meine Ehre nicht. Ich habe solche Frauen überall.
    Sie werden es glauben, sagt
Rafe. In der City heißt es, Thomas Cromwell hat einen gewaltigen ...
    Erinnerung, sagt er. Ich habe
ein sehr großes Hauptbuch. Ein riesiges Ablagesystem, in dem Angaben zu den
Leuten, die mir in die Quere gekommen sind (unter ihrem Namen und auch unter
ihren Vergehen) verzeichnet sind.
    Alle Astrologen sagen, dass
der König einen Sohn bekommen wird. Aber man hat besser keinen Umgang mit
solchen Leuten. Ein Mann kam vor Monaten zu ihm und bot ihm an, einen Stein der
Weisen für den König herzustellen, und als ihm gesagt wurde, er solle verschwinden,
wurde er trotzig und unverschämt, wie es bei diesen Alchimisten üblich ist, und
jetzt verkündet er, dass der König dieses Jahr sterben wird. Er sagt, dass in
Sachsen der älteste Sohn des verstorbenen König Edward wartet. Alle hielten ihn
für ein klapperndes Skelett unter den Steinplatten des Towers, nur seine Mörder
wussten, wo: Alle haben sich getäuscht, denn er ist ein erwachsener Mann und
willens, Anspruch auf sein Königreich zu erheben.
    Er zählt es zusammen: König
Edward V., wenn er noch lebte, würde im kommenden November vierundsechzig. Er
kommt ein bisschen zu spät in den Ring, sagt er.
    Er steckt den Alchimisten in
den Tower, damit er seine Haltung überdenkt.
    Nichts mehr aus Paris. Was
immer Maitre Giulio vorhat, er spricht nicht darüber.
    Hans Holbein sagt: Thomas, ich
habe Ihre Hände gemalt, aber ich habe Ihrem Gesicht noch nicht genügend
Aufmerksamkeit gewidmet. Ich verspreche, dass ich Sie diesen Herbst fertig
mache.
    Angenommen, in jedem Buch ist
ein anderes Buch, und in jedem Buchstaben auf jeder Seite ein weiterer Band,
der sich beständig entfaltet; aber diese Bände beanspruchen keinen Platz auf
dem Schreibtisch.
    Angenommen, das Wissen könnte
auf eine Quintessenz reduziert und in einem Bild, einem Zeichen, an einem Ort,
der kein Ort ist, aufbewahrt werden. Angenommen, der menschliche Schädel würde
sich erweitern, Räume würden sich in ihm auftun, summende Kammern wie
Bienenstöcke.
    Lord Mountjoy, Katherines
Kammerherr, hat ihm eine Liste geschickt mit allem, was für die Niederkunft
einer Königin von England notwendig ist. Sie amüsiert ihn, die reibungslose und
höfliche Übergabe; der Hof und seine Zeremonien gehen weiter, ungeachtet der
Veränderungen beim Personal, aber es ist klar, dass Lord Mountjoy ihn für den
Mann hält, der jetzt für alles verantwortlich ist.
    Er geht nach Greenwich und
lässt die Räumlichkeiten verschönern, damit sie für Anne bereit sind.
Proklamationen (undatiert) werden vorbereitet; sie sollen an das englische
Volk und die Herrscher Europas gehen und die Geburt eines Prinzen verkünden.
Lassen Sie einfach eine kleine Lücke, schlägt er vor, am Ende von »Prinz«, dann
kann man, wenn nötig ... Aber sie sehen ihn an, als wäre er ein Verräter,
sodass er seinen Satz nicht beendet.
    Wenn sich eine Frau
zurückzieht, um ein Kind zu gebären, mag die Sonne scheinen, aber die Läden
ihres Zimmers werden geschlossen, damit sie ihr eigenes Wetter bestimmen kann.
Sie wird im Dunkeln gehalten, damit sie träumen kann. Ihre Träume tragen sie
weit fort, von terra firma in ein morastiges Gebiet zu einem Landungssteg, zu
einem Fluss, wo ein Nebel das andere Ufer verschleiert und Erde und Himmel
untrennbar sind; dort muss sie sich nach Leben und Tod einschiffen, eine
verhüllte Gestalt im Heck führt die Ruder. In diesem Boot werden Gebete
gesprochen, die Männer niemals hören. Zwischen einer Frau und ihrem Gott werden
Übereinkünfte getroffen. Der Fluss ist von Gezeiten abhängig, und zwischen
einem Federstrich und dem nächsten kann sich die Strömung ändern.
    Am 26. August 1533 geleitet
ein feierlicher Zug die Königin zu ihren versiegelten Räumen in Greenwich. Ihr
Mann küsst sie, Adieu und Bon Voyage, und weder lächelt sie noch
spricht sie. Sie ist sehr blass, sehr prächtig, ein winziger mit Juwelen
geschmückter Kopf balanciert auf dem schwankenden Zelt ihres Körpers, ihre
Schritte sind klein und umsichtig, sie hält ein Gebetbuch in den Händen. Am Kai
wendet sie den Kopf: ein langer Blick. Sie sieht ihn; sie sieht den Erzbischof.
Ein letzter Blick, dann setzt sie - von ihren Frauen an den Ellenbogen gestützt
- ihren Fuß in das Boot.
     
    Teufelsspucke
    Herbst und Winter 1533
     
    Es ist großartig. Im

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