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Mantelkinder

Mantelkinder

Titel: Mantelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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und küsste seinen Bauchnabel. Die Hände glitten langsam weiter. Über die Pobacken, die Oberschenkel hinunter, wieder zurück, während sich ihr Mund ebenfalls auf Wanderschaft begab.
    „Hast du schon sehr großen Hunger?“, murmelte sie unschuldig.
    „Ich sage glatt ´Nein`, wenn du so weitermachst“, antwortete Chris heiser und spürte, wie seine Erregung wuchs.
    „Gut.“
     
     

Montag, 10. Dezember
     
    Als er in der Post endlich den Umschlag mit dem Mietvertrag entdeckte, stürzte Chris sofort ins Vorzimmer und deckte die Nixe mit Aufträgen ein. Sie sollte bei diversen Umzugsunternehmen Angebote einholen, Strom, Wasser, Telefon ummelden und anhand seines chaotischen Telefonregisters Standardbriefe mit der Adressänderung verschicken. Die Nixe rollte nur entnervt die Augen. Schließlich war der Umzugstermin erst im März des kommenden Jahres.
    Dann fertigte Chris eine Liste für Theo an, was sie außer dem Schrank sonst noch verkaufen wollten. Zwei Waschmaschinen brauchten sie nun wirklich nicht, und Karins alte Tiefkühltruhe fraß nicht nur Strom, sondern auch Platz, und, und, und. Ehe er sich versah, war das Blatt voll und ihm kamen erste Zweifel. Ob der blaue Teppich von Karin sich nicht doch im neuen Wohnzimmer gut machen würde? Und der bequeme Schaukelstuhl, der sein Dasein im Keller fristete, sähe in seinem Arbeitszimmer sicher hübsch aus.
    Seufzend strich er mehrere Gegenstände wieder durch, um sich gleich darauf zu fragen, ob sie sie nicht doch weggeben sollten. Warum, zum Teufel, war es nur so schwer, sich von Dingen zu trennen? „Jäger und Sammler“, murmelte er schließlich. „Wir Menschen sind und bleiben Jäger und Sammler.“
    Die Nixe erlöste ihn von seinen Qualen und meldete die Fahrerflucht, die sie letzte Woche hatte absagen müssen.
    Am Nachmittag holte er Karin ab. Bevor er jedoch in ihr Labor runterging, wechselten Geld und Objektiv den Besitzer. Chris betrachtete es von allen Seiten und fragte sich, was wohl das Besondere daran war. Es sah aus wie alle anderen Objektive auch: schwarz, mehrere drehbare Ringe mit Skalierungen. Wie bei so vielen Dingen, schienen sich die wahren Werte im Inneren zu verbergen.
     
    ********
     
    Die Staatsanwältin sah erschöpft aus. Ihr blasses Gesicht schien hagerer geworden zu sein und der gestärkte Kragen ihrer weißen Bluse hatte einen Knick. Aber wer aus dem Ermittlungsteam war nicht am Ende, überlegte Susanne. Seit mehr als einem Monat arbeiteten sie alle bis zu siebzig Stunden die Woche. Das hielt auf Dauer niemand aus. Und bei Breitner kam noch hinzu, dass sie die ganze Verantwortung trug und jeden Tag einem Heer von Journalisten Rede und Antwort stehen musste.
    Breitner nahm umständlich ihre Lesebrille ab und sah Hellwein auffordernd an. Er kramte ein kleines, zerknittertes Zettelchen aus der Sakkotasche, das eng mit seinen Fliegenschissen bekritzelt war.
    „Also, wir sind alles durchgegangen. Zurzeit kommen wir bei Annika auf hundertachtundneunzig uns namentlich bekannte Männer.“ Er blickte auf seinen Zettel. „Die hohe Zahl erklärt sich erstens aus Frau Klausens Kunden und zweitens aus dem Wanderverein der Oma. Annika ist in den Ferien immer mitgegangen.“
    Breitner schüttelte ungeduldig den Kopf und klappte die Brillenbügel auf und zu. „Lassen Sie den Wanderverein mal weg. Alte Tattergreise, die durch den Königsforst wackeln, bringen keine Kinder um.“
    „Es sind auch ein paar junge Leute darunter“, warf Hellwein ein.
    „Dann filtern Sie die raus, zum Teufel! Was ist mit Sonja?“
    „Etwa fünfzig Männer, aber die Ermittlung steckt ja erst in den Anfängen. Da werden noch ein paar dazukommen. Von den insgesamt knapp zweihundertfünfzig Personen haben wir bisher etwas mehr als dreißig hieb-und stichfeste Alibis, und nochmal dreißig, die wir uns näher ansehen müssen. Bleiben hundertneunzig, um die wir uns noch gar nicht kümmern konnten.“
    „Frau Breitner“, schaltete sich Susanne jetzt ein. Sie hob die Stimme, um das laute Geplapper, das plötzlich vom Flur hereinklang, zu übertönen. „Wir haben nur noch fünf Tage! Wenn wir nicht die ganze SOKO einbinden, haben wir keine Chance.“
    „Kommt nicht infrage! Ich gebe zu, dass Grete Horns Gedanke nicht von der Hand zu weisen ist. Trotzdem: Es ist eine Idee, ein Ansatz, wie wir noch hundert andere Ansätze haben. Stellen Sie sich vor, wir lassen alles stehen und liegen, setzen nur auf diese eine Karte und in fünf Tagen stirbt das nächste

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