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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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Beherrschung eines so riesigen Landes im nördlichen Eurasien bewusst. Der Kreml und die Russisch-Orthodoxe Kirche gingen daher eine Zweckehe ein. Zwischen Patriarch Kyrill, dem mächtigen Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, und dem Kremlchef bestand ein geheimes Machtbündnis, das allein dem sozialen Zusammenhalt des Riesenreiches diente. Wer es wagte, an diesem Zweckbündnis zu rütteln, musste mit Repressalien von beiden Seiten rechnen. Geschehen der Pop-Gruppe Pussy Riot, die es wagte, in der Erlöserkathedrale in Moskau dem Kremlchef und dem Patriarchen Kyrill ein illegales Machtbündnis vorzuwerfen.
    Und nun kam den russischen Potentaten zu Ohren, dass es einen deutschen Theologieprofessor gäbe, der mit einem zur Veröffentlichung anstehenden Manuskript die eine Säule ihres Machtgefüges, die Russische Kirche, ins Wanken bringen könnte.
    Sofort wurde im Kreml äußerst empfindlich reagiert. Bei Alexander Wornikow, dem Leiter des FSB, klingelte mitten in der Nacht das Telefon. Der FSB, Federalnaja slischba besopasnosti Rossijskoj Federazzi, die Bundesagentur für Sicherheit der Russischen Föderation mit Sitz in Lubjanka, Moskau, war die Institution, der vor allem der Staatsschutz oblag und Nachfolger des berühmt-berüchtigten KGB.
    Wornikow vernahm eine weibliche Stimme in resolutem Befehlston: „Sie haben sich morgen früh um 7 Uhr beim Chef einzufinden im Verwaltungsgebäude des Kremls, Zimmer 114, 1. Etage. Es geht um eine nicht aufschiebbare Angelegenheit. Gute Nacht.“
    Wornikow klingelten die Ohren. Er wusste, dass er den Termin wahrnehmen musste. Es ging wohl darum, die hohen Herren im Kreml von einem unangenehmen Problem zu erlösen. Gebäude 14 beherbergte einen Großteil der Diensträume des russischen Präsidenten und lag an der Ostseite des Iwanplatzes in unmittelbarer Nähe zur Erlöserkirche. Kreml und Erlöserkirche. Wornikow lächelte wegen dieses Kuriosums.
    General Ustakow, ehemals hochrangiges Mitglied des früheren russischen Geheimdienstes KGB und einer der engsten Vertrauten des Kremlchefs, war bereits anwesend, als Wornikow eintraf. Der große, hagere und bärbeißig wirkende Mann überreichte Wornikow einen Brief: „Da steht alles drin, was Sie wissen müssen. Der Chef lässt sich entschuldigen. Er erwartet eine sofortige, endgültige und absolut saubere Erledigung.“
    Wornikow schaute zunächst den Brief, dann Ustakow an und zweifelte keine Sekunde daran, was ein Fehlschlag für ihn bedeuten würde.
    „Darf ich Ihnen einen guten Rat geben?“, fuhr Ustakow fort. „Machen Sie für diesen Auftrag Dringlichkeitsstufe 1 geltend. Es ist Eile geboten. Niemand darf uns zuvorkommen. Und noch eins. Schicken Sie Ihren besten Mann.“

19
    Jekatharina von Troschinski sah sich veranlasst, ihrem Verstand den strikten Befehl zu erteilen, zur Sachlichkeit zurückzufinden.
    Sie, deren Berufskapital darin bestand, in jeder Situation kühlen Kopf zu bewahren, stellte verwundert fest, dass sie sich auf diese Vorlesung sehr freute. Und wenn sie ehrlich war, noch mehr auf diesen verdammt gut aussehenden Theologie-Professor.
    Wenn all das, was sie in den beiden vorangegangenen Vorlesungen von ihm gehört hatte, seiner persönlichen Überzeugung entsprach, musste dieses wunderbare Exemplar der männlichen Gattung mit einer Seele von edelstem Gemüt ausgestattet sein.
    Sie seufzte schwer, so dass sich einige Anwesende zu ihr umdrehten. Unbedingt musste sie ihren Gefühlen, die auszuufern drohten, einen Riegel vorschieben. Ein Agent, noch schlimmer eine Agentin, durfte sich keinesfalls in das ‚Opfer‘ verlieben. Jekatharina, appellierte sie an ihre Räson, pass auf, dass du nicht selbst zum Opfer wirst.
    Sie versuchte, sich zu beruhigen. Die Sympathie, die du diesem Menschen gegenüber empfindest, wird es dir leichter machen, die Waffen einer unwiderstehlichen Frau einzusetzen.
    Und sie ertappte sich dabei, sich auf diesen Kampfeinsatz zu freuen.
    In diesem Moment trat Professor D’Aubert vor seine Handvoll Zuhörer. Diesmal in einem elegant, tailliert geschnittenen, hellgrauen Zweireiher, mit weißem Hemd und uniroter Krawatte, was ihm die Aura eines Frauenschwarms aus Hollywoods Flimmerwelt verlieh.
    Wie gerne wäre sie ihrem pochenden Herzen gefolgt, doch da gab es die andressierte Staatsräson, den übergroßen russischen Bären und die tiefe Herzensbindung an Mütterchen Russland. Ab jetzt, würde nicht mehr ihr Herz, sondern ihr berufsbedingter, an sibirische Eiseskälte erinnernder

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